Schmolck, Benjamin: Der Lustige Sabbath. Jauer u. a., 1712.nach Trinitatis. Jerusalem der kleinen Welt/ Hat GOtt das Urtheil längst gefällt/ Nun kommt es an die grosse. 4. Ach was vor Greuel siehet man An heilger Stäte stehen? Es donnert lauter Fluch und Bann Von Babels stoltzen Höhen. Des Herren Wort wird nur veracht/ Und lauter Menschen-Tand gemacht/ Dabey die Warheit leidet. 5. Es stehen falsche Christi auff/ Mit greulichen Propheten/ Und ihre Lehre zielet drauff/ Daß sie die Seelen tödten: Jhr Jrrthum ist so voller Gifft/ Daß er bey nahe diese trifft/ Die GOTT selbst hat erwehlet. 6. Man weiset CHristum da und dort/ Nach eigenem Gelüsten/ So schicket man die Einfalt fort/ Zur Kammer und zur Wüsten/ Man kehret lauter Wunder vor/ Und öffnet also Thür und Thor/ Die Unschuld zu verführen. 7. Ach sollte das nicht Trübsahl seyn/ Dergleichen nie gewesen! Wer wollte dieses Prophezeyn Nicht höchst-bedachtsam lesen? Wer wollte nicht von hinnen fliehn/ Wenn L 7
nach Trinitatis. Jeruſalem der kleinen Welt/ Hat GOtt das Urtheil laͤngſt gefaͤllt/ Nun kommt es an die groſſe. 4. Ach was vor Greuel ſiehet man An heilger Staͤte ſtehen? Es donnert lauter Fluch und Bann Von Babels ſtoltzen Hoͤhen. Des Herren Wort wird nur veracht/ Und lauter Menſchen-Tand gemacht/ Dabey die Warheit leidet. 5. Es ſtehen falſche Chriſti auff/ Mit greulichen Propheten/ Und ihre Lehre zielet drauff/ Daß ſie die Seelen toͤdten: Jhr Jrrthum iſt ſo voller Gifft/ Daß er bey nahe dieſe trifft/ Die GOTT ſelbſt hat erwehlet. 6. Man weiſet CHriſtum da und dort/ Nach eigenem Geluͤſten/ So ſchicket man die Einfalt fort/ Zur Kammer und zur Wuͤſten/ Man kehret lauter Wunder vor/ Und oͤffnet alſo Thuͤr und Thor/ Die Unſchuld zu verfuͤhren. 7. Ach ſollte das nicht Truͤbſahl ſeyn/ Dergleichen nie geweſen! Wer wollte dieſes Prophezeyn Nicht hoͤchſt-bedachtſam leſen? Wer wollte nicht von hinnen fliehn/ Wenn L 7
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nach Trinitatis.
Jeruſalem der kleinen Welt/
Hat GOtt das Urtheil laͤngſt gefaͤllt/
Nun kommt es an die groſſe.
4.
Ach was vor Greuel ſiehet man
An heilger Staͤte ſtehen?
Es donnert lauter Fluch und Bann
Von Babels ſtoltzen Hoͤhen.
Des Herren Wort wird nur veracht/
Und lauter Menſchen-Tand gemacht/
Dabey die Warheit leidet.
5.
Es ſtehen falſche Chriſti auff/
Mit greulichen Propheten/
Und ihre Lehre zielet drauff/
Daß ſie die Seelen toͤdten:
Jhr Jrrthum iſt ſo voller Gifft/
Daß er bey nahe dieſe trifft/
Die GOTT ſelbſt hat erwehlet.
6.
Man weiſet CHriſtum da und dort/
Nach eigenem Geluͤſten/
So ſchicket man die Einfalt fort/
Zur Kammer und zur Wuͤſten/
Man kehret lauter Wunder vor/
Und oͤffnet alſo Thuͤr und Thor/
Die Unſchuld zu verfuͤhren.
7.
Ach ſollte das nicht Truͤbſahl ſeyn/
Dergleichen nie geweſen!
Wer wollte dieſes Prophezeyn
Nicht hoͤchſt-bedachtſam leſen?
Wer wollte nicht von hinnen fliehn/
Wenn
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