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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Untersuchung derer von super-klugen
zu weilen auff die Märckte/ und kommen in Tag
und Nacht kaum wieder nach Hause/ da immit-
telst die Kinder mit Blere oder etwas anders
auffgehalten werden. Wenn denn die Mütter
heim kommen/ bringen sie ihren Kindern volle
Keller mit Geträncke mit heim/ und werden sol-
che Kinder/ ohne Besorgung einiges Unheils/
zum Trincken angelegt. Was ist denn allda
vor ein Unterschied unter einem solchen Kinde/
und unter einem/ das nur vor einem Tage ent-
wöhnet ist? Ich kan keinen sehen/ ausser den/
daß diese Mutter für jener einen andern Vor-
satz gehabt hat, nemlich eine hatte den Vorsatz/
ihr Kind noch länger trincken zu lassen/ die ande-
re aber nicht. Nun aber ist ja ein ieder Mensch
über sich selbst mächtig/ einen solchen Vorsatz/ der
weder böse noch gut ist/ zu vollziehen oder zu un-
terlassen. Wenn nun eine Mutter gleich sich
vorge setzt hätte/ ihr Kind zu entwöhnen/ sie re-
solvirt
e sich aber des andern Tages wieder an-
ders/ und stillete solches ferner/ warum solte denn
solche Veränderung des Vorsatzes der Milch in
der Brust eine solche schädliche Eigenschafft mit-
theilen/ daß das Kind/ das solche Milch träncke/
ein Gottes-Lästerer würde? Ist sicherlich et-
was recht närrisches. Und warum soll denn nur
das Kind/ das ohne dem schon dieser Milch ge-
wohnet gewesen/ solche böse Eigenschafft davon

kriegen/

Unterſuchung derer von ſuper-klugen
zu weilen auff die Maͤrckte/ und kommen in Tag
und Nacht kaum wieder nach Hauſe/ da immit-
telſt die Kinder mit Blere oder etwas anders
auffgehalten werden. Wenn denn die Muͤtter
heim kommen/ bringen ſie ihren Kindern volle
Keller mit Getraͤncke mit heim/ und werden ſol-
che Kinder/ ohne Beſorgung einiges Unheils/
zum Trincken angelegt. Was iſt denn allda
vor ein Unterſchied unter einem ſolchen Kinde/
und unter einem/ das nur vor einem Tage ent-
woͤhnet iſt? Ich kan keinen ſehen/ auſſer den/
daß dieſe Mutter fuͤr jener einen andern Vor-
ſatz gehabt hat, nemlich eine hatte den Vorſatz/
ihr Kind noch laͤnger trincken zu laſſen/ die ande-
re aber nicht. Nun aber iſt ja ein ieder Menſch
uͤber ſich ſelbſt maͤchtig/ einen ſolchen Vorſatz/ der
weder boͤſe noch gut iſt/ zu vollziehen oder zu un-
terlaſſen. Wenn nun eine Mutter gleich ſich
vorge ſetzt haͤtte/ ihr Kind zu entwoͤhnen/ ſie re-
ſolvirt
e ſich aber des andern Tages wieder an-
ders/ und ſtillete ſolches ferner/ warum ſolte denn
ſolche Veraͤnderung des Vorſatzes der Milch in
der Bruſt eine ſolche ſchaͤdliche Eigenſchafft mit-
theilen/ daß das Kind/ das ſolche Milch traͤncke/
ein Gottes-Laͤſterer wuͤrde? Iſt ſicherlich et-
was recht naͤrriſches. Und warum ſoll denn nur
das Kind/ das ohne dem ſchon dieſer Milch ge-
wohnet geweſen/ ſolche boͤſe Eigenſchafft davon

kriegen/
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[392/0216] Unterſuchung derer von ſuper-klugen zu weilen auff die Maͤrckte/ und kommen in Tag und Nacht kaum wieder nach Hauſe/ da immit- telſt die Kinder mit Blere oder etwas anders auffgehalten werden. Wenn denn die Muͤtter heim kommen/ bringen ſie ihren Kindern volle Keller mit Getraͤncke mit heim/ und werden ſol- che Kinder/ ohne Beſorgung einiges Unheils/ zum Trincken angelegt. Was iſt denn allda vor ein Unterſchied unter einem ſolchen Kinde/ und unter einem/ das nur vor einem Tage ent- woͤhnet iſt? Ich kan keinen ſehen/ auſſer den/ daß dieſe Mutter fuͤr jener einen andern Vor- ſatz gehabt hat, nemlich eine hatte den Vorſatz/ ihr Kind noch laͤnger trincken zu laſſen/ die ande- re aber nicht. Nun aber iſt ja ein ieder Menſch uͤber ſich ſelbſt maͤchtig/ einen ſolchen Vorſatz/ der weder boͤſe noch gut iſt/ zu vollziehen oder zu un- terlaſſen. Wenn nun eine Mutter gleich ſich vorge ſetzt haͤtte/ ihr Kind zu entwoͤhnen/ ſie re- ſolvirte ſich aber des andern Tages wieder an- ders/ und ſtillete ſolches ferner/ warum ſolte denn ſolche Veraͤnderung des Vorſatzes der Milch in der Bruſt eine ſolche ſchaͤdliche Eigenſchafft mit- theilen/ daß das Kind/ das ſolche Milch traͤncke/ ein Gottes-Laͤſterer wuͤrde? Iſt ſicherlich et- was recht naͤrriſches. Und warum ſoll denn nur das Kind/ das ohne dem ſchon dieſer Milch ge- wohnet geweſen/ ſolche boͤſe Eigenſchafft davon kriegen/

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/216>, abgerufen am 23.11.2024.