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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Ich mag von dir nichts hören/
Und sollst mich nicht bethören.
Das 86. Capitel.

Ein einmahl entwöhnet Kind soll
niemahls wieder an die Brust geleget wer-
den/ denn es würde sonst ein Gottes-Läste-
rer/ und der mit seinem Maule alles be-
schreyen und in Ungedieg brin-
gen kan.

ES ist zwar etwas ungewöhnliches/ daß
man ein entwöhnet Kind wieder an die
Brust der Mutter oder Amme leget/ und
trincken lässet. Denn der Mutter entgehet die
Milch nach der Entwöhnung bald/ und kan da-
hero aus denen leeren Brüsten das Kind nichts
trincken/ daß ich demnach nicht wüste/ aus was
Ursachen eine Mutter oder Amme das einmahl
entwöhnete Kind wieder anlegen wolte; denn
aus leeren Gefässen zu trincken ist verboten.
Will man aber die Sache also verstehen/ daß ein
Kind auch zu der Zeit/ da die Milch in denen
Brüsten noch nicht vergangen ist/ nicht dürffte/
um obiger Ursach willen/ wieder angeleget wer-
den/ so ists eine offenbare Thorheit. Denn ich
gebe zum Exempel diejenigen Weiber/ welche
auff Märckten zu thun haben/ wenn sie stillende
Kinder haben/ und solche daheime lassen/ zieben

zuwei-
B b 4
Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Ich mag von dir nichts hoͤren/
Und ſollſt mich nicht bethoͤren.
Das 86. Capitel.

Ein einmahl entwoͤhnet Kind ſoll
niemahls wieder an die Bruſt geleget wer-
den/ denn es wuͤrde ſonſt ein Gottes-Laͤſte-
rer/ und der mit ſeinem Maule alles be-
ſchreyen und in Ungedieg brin-
gen kan.

ES iſt zwar etwas ungewoͤhnliches/ daß
man ein entwoͤhnet Kind wieder an die
Bruſt der Mutter oder Amme leget/ und
trincken laͤſſet. Denn der Mutter entgehet die
Milch nach der Entwoͤhnung bald/ und kan da-
hero aus denen leeren Bruͤſten das Kind nichts
trincken/ daß ich demnach nicht wuͤſte/ aus was
Urſachen eine Mutter oder Amme das einmahl
entwoͤhnete Kind wieder anlegen wolte; denn
aus leeren Gefaͤſſen zu trincken iſt verboten.
Will man aber die Sache alſo verſtehen/ daß ein
Kind auch zu der Zeit/ da die Milch in denen
Bruͤſten noch nicht vergangen iſt/ nicht duͤrffte/
um obiger Urſach willen/ wieder angeleget wer-
den/ ſo iſts eine offenbare Thorheit. Denn ich
gebe zum Exempel diejenigen Weiber/ welche
auff Maͤrckten zu thun haben/ wenn ſie ſtillende
Kinder haben/ und ſolche daheime laſſen/ zieben

zuwei-
B b 4
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[391/0215] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Ich mag von dir nichts hoͤren/ Und ſollſt mich nicht bethoͤren. Das 86. Capitel. Ein einmahl entwoͤhnet Kind ſoll niemahls wieder an die Bruſt geleget wer- den/ denn es wuͤrde ſonſt ein Gottes-Laͤſte- rer/ und der mit ſeinem Maule alles be- ſchreyen und in Ungedieg brin- gen kan. ES iſt zwar etwas ungewoͤhnliches/ daß man ein entwoͤhnet Kind wieder an die Bruſt der Mutter oder Amme leget/ und trincken laͤſſet. Denn der Mutter entgehet die Milch nach der Entwoͤhnung bald/ und kan da- hero aus denen leeren Bruͤſten das Kind nichts trincken/ daß ich demnach nicht wuͤſte/ aus was Urſachen eine Mutter oder Amme das einmahl entwoͤhnete Kind wieder anlegen wolte; denn aus leeren Gefaͤſſen zu trincken iſt verboten. Will man aber die Sache alſo verſtehen/ daß ein Kind auch zu der Zeit/ da die Milch in denen Bruͤſten noch nicht vergangen iſt/ nicht duͤrffte/ um obiger Urſach willen/ wieder angeleget wer- den/ ſo iſts eine offenbare Thorheit. Denn ich gebe zum Exempel diejenigen Weiber/ welche auff Maͤrckten zu thun haben/ wenn ſie ſtillende Kinder haben/ und ſolche daheime laſſen/ zieben zuwei- B b 4

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/215>, abgerufen am 23.11.2024.