Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.Untersuchung derer von super-klugen und Noth in einem Bündelein auff ihren Rückentrügen/ so würden sie es doch wohl für sich behal- ten müssen/ und dem schwerlich auffpacken/ der ihnen frühmorgens begegnet. Uberdiß kömmt auch die gantze Sache dieses ehrlosen Aberglau- bens gar verdächtig heraus in dem/ daß solch Be- gegnen nur frühmorgens unglücklich seyn soll/ gleich als ob wären die Priester und ehrliche Jungfrauen nur frühmorgens solche unglückli- che Leute/ die durch ihr Begegnen andere ansteck- ten; da hingegen die Huren alle zeit Ausdämpf- fungen ihres Huren-Glücks haben sollen. Denn ich habe selbst liederliche Pursche gekennet/ wel- che geglaubet haben/ wenn sie einer Huren an ei- nen ungebührlichen Ort griffen/ es möchte früh oder spät seyn/ so hätten sie alsdenn Glück im Spielen. O du verdammtes Glück! bleib du bey unflätigen Säuen/ ich mag dein nicht/ son- dern nehme davor Ehr und Redlichkeit/ und sol- te es auch mit lauter Creutz und Dornen ver- menget seyn. O du belobtes Huren-Glück/ Mir ist nichts dran gelegen/ Ob du von mir bleibst stets zurück. Ich lobe GOttes Seegen/ Und liebe Ehr und Redlichkeit. Drum/ Huren-Glück! bleib von mir weit. Ich
Unterſuchung derer von ſuper-klugen und Noth in einem Buͤndelein auff ihren Ruͤckentruͤgen/ ſo wuͤrden ſie es doch wohl fuͤr ſich behal- ten muͤſſen/ und dem ſchwerlich auffpacken/ der ihnen fruͤhmorgens begegnet. Uberdiß koͤmmt auch die gantze Sache dieſes ehrloſen Aberglau- bens gar verdaͤchtig heraus in dem/ daß ſolch Be- gegnen nur fruͤhmorgens ungluͤcklich ſeyn ſoll/ gleich als ob waͤren die Prieſter und ehrliche Jungfrauen nur fruͤhmorgens ſolche ungluͤckli- che Leute/ die durch ihr Begegnen andere anſteck- ten; da hingegen die Huren alle zeit Ausdaͤmpf- fungen ihres Huren-Gluͤcks haben ſollen. Denn ich habe ſelbſt liederliche Purſche gekennet/ wel- che geglaubet haben/ wenn ſie einer Huren an ei- nen ungebuͤhrlichen Ort griffen/ es moͤchte fruͤh oder ſpaͤt ſeyn/ ſo haͤtten ſie alsdenn Gluͤck im Spielen. O du verdammtes Gluͤck! bleib du bey unflaͤtigen Saͤuen/ ich mag dein nicht/ ſon- dern nehme davor Ehr und Redlichkeit/ und ſol- te es auch mit lauter Creutz und Dornen ver- menget ſeyn. O du belobtes Huren-Gluͤck/ Mir iſt nichts dran gelegen/ Ob du von mir bleibſt ſtets zuruͤck. Ich lobe GOttes Seegen/ Und liebe Ehr und Redlichkeit. Drum/ Huren-Gluͤck! bleib von mir weit. Ich
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Unterſuchung derer von ſuper-klugen
und Noth in einem Buͤndelein auff ihren Ruͤcken
truͤgen/ ſo wuͤrden ſie es doch wohl fuͤr ſich behal-
ten muͤſſen/ und dem ſchwerlich auffpacken/ der
ihnen fruͤhmorgens begegnet. Uberdiß koͤmmt
auch die gantze Sache dieſes ehrloſen Aberglau-
bens gar verdaͤchtig heraus in dem/ daß ſolch Be-
gegnen nur fruͤhmorgens ungluͤcklich ſeyn ſoll/
gleich als ob waͤren die Prieſter und ehrliche
Jungfrauen nur fruͤhmorgens ſolche ungluͤckli-
che Leute/ die durch ihr Begegnen andere anſteck-
ten; da hingegen die Huren alle zeit Ausdaͤmpf-
fungen ihres Huren-Gluͤcks haben ſollen. Denn
ich habe ſelbſt liederliche Purſche gekennet/ wel-
che geglaubet haben/ wenn ſie einer Huren an ei-
nen ungebuͤhrlichen Ort griffen/ es moͤchte fruͤh
oder ſpaͤt ſeyn/ ſo haͤtten ſie alsdenn Gluͤck im
Spielen. O du verdammtes Gluͤck! bleib du
bey unflaͤtigen Saͤuen/ ich mag dein nicht/ ſon-
dern nehme davor Ehr und Redlichkeit/ und ſol-
te es auch mit lauter Creutz und Dornen ver-
menget ſeyn.
O du belobtes Huren-Gluͤck/
Mir iſt nichts dran gelegen/
Ob du von mir bleibſt ſtets zuruͤck.
Ich lobe GOttes Seegen/
Und liebe Ehr und Redlichkeit.
Drum/ Huren-Gluͤck! bleib von mir
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