Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

Abenden, so manche Stunde übrig, welche er
oft mit den Seinigen durchaus auf keine nützliche
Weise auszufüllen weiß
, und daher, hinter dem
Ofen schlafend, oder in den Spinnstuben leichtsinnige
Gespräche führend, oder wohl auch in der Schenke
zechend zubringt. -- Mehrere obiger Beschäftigungen
sind auch von der Art, daß füglich, wenigstens Zeiten-
weise, noch ein anderes Geschäfte daneben
getrieben werden könnte
; so könnte z. B. ne-
ben dem Hüten kleiner Kinder oder des Geflügels und
Viehes nach Umständen wohl noch gestrickt, Stroh
geflochten, oder irgend eine Arbeit dieser Art verrichtet
werden. -- Selbst Neben-Arbeiten, wie z. B. Leinen-
Wolle- und Seide-Spinnen, welche das Landvolk an
manchen Orten versteht, und in dergleichen Stunden
auch wirklich zu treiben pflegt, sind so mancher
Stockung und Störung durch äußere Han-
dels- und andere Verhältnisse unterwor-
fen.
-- Es wäre daher äußerst wohlthätig, wenn die
Jugend nicht nur eine, sondern verschiedene Arbeiten
dieser Art verstehen lernte, um müßige Stunden oben-
gedachter Art nützlich ausfüllen zu können, um bey
Geschäften, welche zugleich noch eine Neben-Beschäfti-
gung zulassen, durch eine mehr Aufmerksamkeit erfor-
dernde und einträglichere Nebenarbeit vom Müssiggang
und Unfug abgehalten zu werden, und um späterhin,
wenn die eine oder die andere dieser Arbeiten aus ir-
gend einem Grunde temporär oder für immer stocken
sollte, und nicht mehr mit Vortheil sollte betrieben
werden können, dessen ungeachtet bey einer der an-
deren Beschäftigung und Verdienst zu finden.

Abenden, ſo manche Stunde uͤbrig, welche er
oft mit den Seinigen durchaus auf keine nuͤtzliche
Weiſe auszufuͤllen weiß
, und daher, hinter dem
Ofen ſchlafend, oder in den Spinnſtuben leichtſinnige
Geſpraͤche fuͤhrend, oder wohl auch in der Schenke
zechend zubringt. — Mehrere obiger Beſchaͤftigungen
ſind auch von der Art, daß fuͤglich, wenigſtens Zeiten-
weiſe, noch ein anderes Geſchaͤfte daneben
getrieben werden koͤnnte
; ſo koͤnnte z. B. ne-
ben dem Huͤten kleiner Kinder oder des Gefluͤgels und
Viehes nach Umſtaͤnden wohl noch geſtrickt, Stroh
geflochten, oder irgend eine Arbeit dieſer Art verrichtet
werden. — Selbſt Neben-Arbeiten, wie z. B. Leinen-
Wolle- und Seide-Spinnen, welche das Landvolk an
manchen Orten verſteht, und in dergleichen Stunden
auch wirklich zu treiben pflegt, ſind ſo mancher
Stockung und Stoͤrung durch aͤußere Han-
dels- und andere Verhaͤltniſſe unterwor-
fen.
— Es waͤre daher aͤußerſt wohlthaͤtig, wenn die
Jugend nicht nur eine, ſondern verſchiedene Arbeiten
dieſer Art verſtehen lernte, um muͤßige Stunden oben-
gedachter Art nuͤtzlich ausfuͤllen zu koͤnnen, um bey
Geſchaͤften, welche zugleich noch eine Neben-Beſchaͤfti-
gung zulaſſen, durch eine mehr Aufmerkſamkeit erfor-
dernde und eintraͤglichere Nebenarbeit vom Muͤſſiggang
und Unfug abgehalten zu werden, und um ſpaͤterhin,
wenn die eine oder die andere dieſer Arbeiten aus ir-
gend einem Grunde temporaͤr oder fuͤr immer ſtocken
ſollte, und nicht mehr mit Vortheil ſollte betrieben
werden koͤnnen, deſſen ungeachtet bey einer der an-
deren Beſchaͤftigung und Verdienſt zu finden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0032" n="22"/>
Abenden, <hi rendition="#g">&#x017F;o manche Stunde u&#x0364;brig</hi>, welche er<lb/>
oft mit den Seinigen durchaus <hi rendition="#g">auf keine nu&#x0364;tzliche<lb/>
Wei&#x017F;e auszufu&#x0364;llen weiß</hi>, und daher, hinter dem<lb/>
Ofen &#x017F;chlafend, oder in den Spinn&#x017F;tuben leicht&#x017F;innige<lb/>
Ge&#x017F;pra&#x0364;che fu&#x0364;hrend, oder wohl auch in der Schenke<lb/>
zechend zubringt. &#x2014; Mehrere obiger Be&#x017F;cha&#x0364;ftigungen<lb/>
&#x017F;ind auch von der Art, daß fu&#x0364;glich, wenig&#x017F;tens Zeiten-<lb/>
wei&#x017F;e, <hi rendition="#g">noch ein anderes Ge&#x017F;cha&#x0364;fte daneben<lb/>
getrieben werden ko&#x0364;nnte</hi>; &#x017F;o ko&#x0364;nnte z. B. ne-<lb/>
ben dem Hu&#x0364;ten kleiner Kinder oder des Geflu&#x0364;gels und<lb/>
Viehes nach Um&#x017F;ta&#x0364;nden wohl noch ge&#x017F;trickt, Stroh<lb/>
geflochten, oder irgend eine Arbeit die&#x017F;er Art verrichtet<lb/>
werden. &#x2014; Selb&#x017F;t Neben-Arbeiten, wie z. B. Leinen-<lb/>
Wolle- und Seide-Spinnen, welche das Landvolk an<lb/>
manchen Orten ver&#x017F;teht, und in dergleichen Stunden<lb/>
auch wirklich zu treiben pflegt, &#x017F;ind &#x017F;o <hi rendition="#g">mancher<lb/>
Stockung und Sto&#x0364;rung durch a&#x0364;ußere Han-<lb/>
dels- und andere Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e unterwor-<lb/>
fen.</hi> &#x2014; Es wa&#x0364;re daher a&#x0364;ußer&#x017F;t wohltha&#x0364;tig, wenn die<lb/>
Jugend nicht nur eine, &#x017F;ondern ver&#x017F;chiedene Arbeiten<lb/>
die&#x017F;er Art ver&#x017F;tehen lernte, um mu&#x0364;ßige Stunden oben-<lb/>
gedachter Art nu&#x0364;tzlich ausfu&#x0364;llen zu ko&#x0364;nnen, um bey<lb/>
Ge&#x017F;cha&#x0364;ften, welche zugleich noch eine Neben-Be&#x017F;cha&#x0364;fti-<lb/>
gung zula&#x017F;&#x017F;en, durch eine mehr Aufmerk&#x017F;amkeit erfor-<lb/>
dernde und eintra&#x0364;glichere Nebenarbeit vom Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;iggang<lb/>
und Unfug abgehalten zu werden, und um &#x017F;pa&#x0364;terhin,<lb/>
wenn die eine oder die andere die&#x017F;er Arbeiten aus ir-<lb/>
gend einem Grunde tempora&#x0364;r oder fu&#x0364;r immer &#x017F;tocken<lb/>
&#x017F;ollte, und nicht mehr mit Vortheil &#x017F;ollte betrieben<lb/>
werden ko&#x0364;nnen, de&#x017F;&#x017F;en ungeachtet bey einer der an-<lb/>
deren Be&#x017F;cha&#x0364;ftigung und Verdien&#x017F;t zu finden.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0032] Abenden, ſo manche Stunde uͤbrig, welche er oft mit den Seinigen durchaus auf keine nuͤtzliche Weiſe auszufuͤllen weiß, und daher, hinter dem Ofen ſchlafend, oder in den Spinnſtuben leichtſinnige Geſpraͤche fuͤhrend, oder wohl auch in der Schenke zechend zubringt. — Mehrere obiger Beſchaͤftigungen ſind auch von der Art, daß fuͤglich, wenigſtens Zeiten- weiſe, noch ein anderes Geſchaͤfte daneben getrieben werden koͤnnte; ſo koͤnnte z. B. ne- ben dem Huͤten kleiner Kinder oder des Gefluͤgels und Viehes nach Umſtaͤnden wohl noch geſtrickt, Stroh geflochten, oder irgend eine Arbeit dieſer Art verrichtet werden. — Selbſt Neben-Arbeiten, wie z. B. Leinen- Wolle- und Seide-Spinnen, welche das Landvolk an manchen Orten verſteht, und in dergleichen Stunden auch wirklich zu treiben pflegt, ſind ſo mancher Stockung und Stoͤrung durch aͤußere Han- dels- und andere Verhaͤltniſſe unterwor- fen. — Es waͤre daher aͤußerſt wohlthaͤtig, wenn die Jugend nicht nur eine, ſondern verſchiedene Arbeiten dieſer Art verſtehen lernte, um muͤßige Stunden oben- gedachter Art nuͤtzlich ausfuͤllen zu koͤnnen, um bey Geſchaͤften, welche zugleich noch eine Neben-Beſchaͤfti- gung zulaſſen, durch eine mehr Aufmerkſamkeit erfor- dernde und eintraͤglichere Nebenarbeit vom Muͤſſiggang und Unfug abgehalten zu werden, und um ſpaͤterhin, wenn die eine oder die andere dieſer Arbeiten aus ir- gend einem Grunde temporaͤr oder fuͤr immer ſtocken ſollte, und nicht mehr mit Vortheil ſollte betrieben werden koͤnnen, deſſen ungeachtet bey einer der an- deren Beſchaͤftigung und Verdienſt zu finden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidlin_kinderindustrie_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidlin_kinderindustrie_1821/32
Zitationshilfe: Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidlin_kinderindustrie_1821/32>, abgerufen am 24.04.2024.