Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

zerstreute theile des schatzes; griech. terracotta-köpfe.
Eingiessen und Ablaufen der Flüssigkeit. Auch fanden
sich auf der trojanischen Ringmauer, 1/2 Meter unterhalb
der Stelle, wo der Schatz entdeckt war, drei silberne
Schalen (phialai), wovon zwei beim Abgraben des Schuttes
zerschlagen wurden; dieselben können jedoch wieder
zusammengesetzt werden, da ich alle Stücke davon habe.
Diese Schalen scheinen jedenfalls zum Schatze gehört
zu haben, und wenn derselbe sonst ganz von unsern
Hackeisen verschont geblieben ist, so habe ich dies den
erwähnten grossen kupfernen Geräthen zu verdanken,
welche hervorstanden, sodass ich alles mit dem Messer
aus dem harten Schutt herausschneiden konnte.

Wie ich jetzt sehe, war mein erwähnter, im April
1870 angelegter Einschnitt ganz an der richtigen Stelle
gemacht, denn wenn ich ihn nur fortgesetzt hätte, so
würde ich schon damals in einigen Wochen die merk-
würdigsten Bauten Trojas, nämlich das Haus des Priamos,
das Skaeische Thor, die grosse Ringmauer und Iliums
grossen Thurm ans Licht gebracht haben, während ich,
weil ich später diesen Einschnitt vernachlässigte, riesige
Einschnitte von Osten nach Westen und von Norden
nach Süden durch den ganzen Berg zu machen hatte,
um sie zu finden.

In den obern Schichten der neuen nordwestlichen
und westlichen Ausgrabungen wurde noch eine grosse
Menge Köpfe von herrlichen Terracotta-Figuren aus
bester hellenischer Zeit gefunden, und in 7 Meter Tiefe
einige Idole, sowie der obere Theil einer Vase mit
Eulengesicht und einem Deckel in Form eines Helmes.
Solche Deckel, auf deren Rande man durch Einschnitte
das Frauenhaar angedeutet sieht, kommen hier in allen

zerstreute theile des schatzes; griech. terracotta-köpfe.
Eingiessen und Ablaufen der Flüssigkeit. Auch fanden
sich auf der trojanischen Ringmauer, ½ Meter unterhalb
der Stelle, wo der Schatz entdeckt war, drei silberne
Schalen (φιάλαι), wovon zwei beim Abgraben des Schuttes
zerschlagen wurden; dieselben können jedoch wieder
zusammengesetzt werden, da ich alle Stücke davon habe.
Diese Schalen scheinen jedenfalls zum Schatze gehört
zu haben, und wenn derselbe sonst ganz von unsern
Hackeisen verschont geblieben ist, so habe ich dies den
erwähnten grossen kupfernen Geräthen zu verdanken,
welche hervorstanden, sodass ich alles mit dem Messer
aus dem harten Schutt herausschneiden konnte.

Wie ich jetzt sehe, war mein erwähnter, im April
1870 angelegter Einschnitt ganz an der richtigen Stelle
gemacht, denn wenn ich ihn nur fortgesetzt hätte, so
würde ich schon damals in einigen Wochen die merk-
würdigsten Bauten Trojas, nämlich das Haus des Priamos,
das Skaeische Thor, die grosse Ringmauer und Iliums
grossen Thurm ans Licht gebracht haben, während ich,
weil ich später diesen Einschnitt vernachlässigte, riesige
Einschnitte von Osten nach Westen und von Norden
nach Süden durch den ganzen Berg zu machen hatte,
um sie zu finden.

In den obern Schichten der neuen nordwestlichen
und westlichen Ausgrabungen wurde noch eine grosse
Menge Köpfe von herrlichen Terracotta-Figuren aus
bester hellenischer Zeit gefunden, und in 7 Meter Tiefe
einige Idole, sowie der obere Theil einer Vase mit
Eulengesicht und einem Deckel in Form eines Helmes.
Solche Deckel, auf deren Rande man durch Einschnitte
das Frauenhaar angedeutet sieht, kommen hier in allen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0369" n="303"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">zerstreute theile des schatzes; griech. terracotta-köpfe</hi>.</fw><lb/>
Eingiessen und Ablaufen der Flüssigkeit. Auch fanden<lb/>
sich auf der trojanischen Ringmauer, ½ Meter unterhalb<lb/>
der Stelle, wo der Schatz entdeckt war, drei silberne<lb/>
Schalen (&#x03C6;&#x03B9;&#x03AC;&#x03BB;&#x03B1;&#x03B9;), wovon zwei beim Abgraben des Schuttes<lb/>
zerschlagen wurden; dieselben können jedoch wieder<lb/>
zusammengesetzt werden, da ich alle Stücke davon habe.<lb/>
Diese Schalen scheinen jedenfalls zum Schatze gehört<lb/>
zu haben, und wenn derselbe sonst ganz von unsern<lb/>
Hackeisen verschont geblieben ist, so habe ich dies den<lb/>
erwähnten grossen kupfernen Geräthen zu verdanken,<lb/>
welche hervorstanden, sodass ich alles mit dem Messer<lb/>
aus dem harten Schutt herausschneiden konnte.</p><lb/>
        <p>Wie ich jetzt sehe, war mein erwähnter, im April<lb/>
1870 angelegter Einschnitt ganz an der richtigen Stelle<lb/>
gemacht, denn wenn ich ihn nur fortgesetzt hätte, so<lb/>
würde ich schon damals in einigen Wochen die merk-<lb/>
würdigsten Bauten Trojas, nämlich das Haus des Priamos,<lb/>
das Skaeische Thor, die grosse Ringmauer und Iliums<lb/>
grossen Thurm ans Licht gebracht haben, während ich,<lb/>
weil ich später diesen Einschnitt vernachlässigte, riesige<lb/>
Einschnitte von Osten nach Westen und von Norden<lb/>
nach Süden durch den ganzen Berg zu machen hatte,<lb/>
um sie zu finden.</p><lb/>
        <p>In den obern Schichten der neuen nordwestlichen<lb/>
und westlichen Ausgrabungen wurde noch eine grosse<lb/>
Menge Köpfe von herrlichen Terracotta-Figuren aus<lb/>
bester hellenischer Zeit gefunden, und in 7 Meter Tiefe<lb/>
einige Idole, sowie der obere Theil einer Vase mit<lb/>
Eulengesicht und einem Deckel in Form eines Helmes.<lb/>
Solche Deckel, auf deren Rande man durch Einschnitte<lb/>
das Frauenhaar angedeutet sieht, kommen hier in allen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[303/0369] zerstreute theile des schatzes; griech. terracotta-köpfe. Eingiessen und Ablaufen der Flüssigkeit. Auch fanden sich auf der trojanischen Ringmauer, ½ Meter unterhalb der Stelle, wo der Schatz entdeckt war, drei silberne Schalen (φιάλαι), wovon zwei beim Abgraben des Schuttes zerschlagen wurden; dieselben können jedoch wieder zusammengesetzt werden, da ich alle Stücke davon habe. Diese Schalen scheinen jedenfalls zum Schatze gehört zu haben, und wenn derselbe sonst ganz von unsern Hackeisen verschont geblieben ist, so habe ich dies den erwähnten grossen kupfernen Geräthen zu verdanken, welche hervorstanden, sodass ich alles mit dem Messer aus dem harten Schutt herausschneiden konnte. Wie ich jetzt sehe, war mein erwähnter, im April 1870 angelegter Einschnitt ganz an der richtigen Stelle gemacht, denn wenn ich ihn nur fortgesetzt hätte, so würde ich schon damals in einigen Wochen die merk- würdigsten Bauten Trojas, nämlich das Haus des Priamos, das Skaeische Thor, die grosse Ringmauer und Iliums grossen Thurm ans Licht gebracht haben, während ich, weil ich später diesen Einschnitt vernachlässigte, riesige Einschnitte von Osten nach Westen und von Norden nach Süden durch den ganzen Berg zu machen hatte, um sie zu finden. In den obern Schichten der neuen nordwestlichen und westlichen Ausgrabungen wurde noch eine grosse Menge Köpfe von herrlichen Terracotta-Figuren aus bester hellenischer Zeit gefunden, und in 7 Meter Tiefe einige Idole, sowie der obere Theil einer Vase mit Eulengesicht und einem Deckel in Form eines Helmes. Solche Deckel, auf deren Rande man durch Einschnitte das Frauenhaar angedeutet sieht, kommen hier in allen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/369
Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/369>, abgerufen am 28.12.2024.