Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite
bauart iliums.

Die Kosten von Iliums Ausgrabung sind aber zu
gross für Privatvermögen, und ich hoffe, es wird sich
später eine Gesellschaft bilden, oder eine Regierung be-
schliessen, meine Excavationen fortzusetzen, damit ich zur
Ausgrabung der Akropolis von Mykenae schreiten kann.
Fürs erste setze ich die Ausgrabungen auf eigene Kosten
fort, werde mich aber künftighin auf die allmähliche
Blosslegung der grossen Ringmauern beschränken,
welche jedenfalls in grosser Tiefe unter der von
Lysimachos erbauten Stadtmauer mehr oder weniger
gut erhalten sind.

Ehe ich noch den geringsten Mauerrest von Ilium ge-
sehen hatte, habe ich schon in meinen Aufsätzen wiederholt
versichert, dass die ganze Stadt so gebaut war, wie es
sich jetzt bei der Mauer und dem Thurm herausstellt,
nämlich aus mit Erde verbundenen Steinen. Dass diese
Bauart, wenn nicht älter, doch wenigstens ebenso alt
ist wie die sogenannte cyklopische, das beweisen die
auf gleiche Weise erbauten Mauern und Häuser in
Thera (Santorin) und Therassia, welche bekanntlich
unter drei Schichten vulkanischer Asche von 68 Fuss
Dicke entdeckt sind. Letztere sind aber von einem
wenigstens 3800 Fuss hoch gewesenen Centralvulkan
ausgeworfen, der, wie man allgemein annimmt, spä-
testens 1500 Jahre v. Chr. ins Meer versunken sein
muss.

Auf der Baustelle des Tempels fand ich in 2 Meter
Tiefe einen 1 Meter 57 Centimeter hohen, 80 Centi-
meter breiten und ebenso dicken, ungefähr 50 Centner
wiegenden Marmorblock mit nachstehender Inschrift:

bauart iliums.

Die Kosten von Iliums Ausgrabung sind aber zu
gross für Privatvermögen, und ich hoffe, es wird sich
später eine Gesellschaft bilden, oder eine Regierung be-
schliessen, meine Excavationen fortzusetzen, damit ich zur
Ausgrabung der Akropolis von Mykenae schreiten kann.
Fürs erste setze ich die Ausgrabungen auf eigene Kosten
fort, werde mich aber künftighin auf die allmähliche
Blosslegung der grossen Ringmauern beschränken,
welche jedenfalls in grosser Tiefe unter der von
Lysimachos erbauten Stadtmauer mehr oder weniger
gut erhalten sind.

Ehe ich noch den geringsten Mauerrest von Ilium ge-
sehen hatte, habe ich schon in meinen Aufsätzen wiederholt
versichert, dass die ganze Stadt so gebaut war, wie es
sich jetzt bei der Mauer und dem Thurm herausstellt,
nämlich aus mit Erde verbundenen Steinen. Dass diese
Bauart, wenn nicht älter, doch wenigstens ebenso alt
ist wie die sogenannte cyklopische, das beweisen die
auf gleiche Weise erbauten Mauern und Häuser in
Thera (Santorin) und Therassia, welche bekanntlich
unter drei Schichten vulkanischer Asche von 68 Fuss
Dicke entdeckt sind. Letztere sind aber von einem
wenigstens 3800 Fuss hoch gewesenen Centralvulkan
ausgeworfen, der, wie man allgemein annimmt, spä-
testens 1500 Jahre v. Chr. ins Meer versunken sein
muss.

Auf der Baustelle des Tempels fand ich in 2 Meter
Tiefe einen 1 Meter 57 Centimeter hohen, 80 Centi-
meter breiten und ebenso dicken, ungefähr 50 Centner
wiegenden Marmorblock mit nachstehender Inschrift:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0228" n="162"/>
        <fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">bauart iliums</hi>.</fw><lb/>
        <p>Die Kosten von Iliums Ausgrabung sind aber zu<lb/>
gross für Privatvermögen, und ich hoffe, es wird sich<lb/>
später eine Gesellschaft bilden, oder eine Regierung be-<lb/>
schliessen, meine Excavationen fortzusetzen, damit ich zur<lb/>
Ausgrabung der Akropolis von Mykenae schreiten kann.<lb/>
Fürs erste setze ich die Ausgrabungen auf eigene Kosten<lb/>
fort, werde mich aber künftighin auf die allmähliche<lb/>
Blosslegung der grossen Ringmauern beschränken,<lb/>
welche jedenfalls in grosser Tiefe unter der von<lb/>
Lysimachos erbauten Stadtmauer mehr oder weniger<lb/>
gut erhalten sind.</p><lb/>
        <p>Ehe ich noch den geringsten Mauerrest von Ilium ge-<lb/>
sehen hatte, habe ich schon in meinen Aufsätzen wiederholt<lb/>
versichert, dass die ganze Stadt so gebaut war, wie es<lb/>
sich jetzt bei der Mauer und dem Thurm herausstellt,<lb/>
nämlich aus mit Erde verbundenen Steinen. Dass diese<lb/>
Bauart, wenn nicht älter, doch wenigstens ebenso alt<lb/>
ist wie die sogenannte cyklopische, das beweisen die<lb/>
auf gleiche Weise erbauten Mauern und Häuser in<lb/>
Thera (Santorin) und Therassia, welche bekanntlich<lb/>
unter drei Schichten vulkanischer Asche von 68 Fuss<lb/>
Dicke entdeckt sind. Letztere sind aber von einem<lb/>
wenigstens 3800 Fuss hoch gewesenen Centralvulkan<lb/>
ausgeworfen, der, wie man allgemein annimmt, spä-<lb/>
testens 1500 Jahre v. Chr. ins Meer versunken sein<lb/>
muss.</p><lb/>
        <p>Auf der Baustelle des Tempels fand ich in 2 Meter<lb/>
Tiefe einen 1 Meter 57 Centimeter hohen, 80 Centi-<lb/>
meter breiten und ebenso dicken, ungefähr 50 Centner<lb/>
wiegenden Marmorblock mit nachstehender Inschrift:</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0228] bauart iliums. Die Kosten von Iliums Ausgrabung sind aber zu gross für Privatvermögen, und ich hoffe, es wird sich später eine Gesellschaft bilden, oder eine Regierung be- schliessen, meine Excavationen fortzusetzen, damit ich zur Ausgrabung der Akropolis von Mykenae schreiten kann. Fürs erste setze ich die Ausgrabungen auf eigene Kosten fort, werde mich aber künftighin auf die allmähliche Blosslegung der grossen Ringmauern beschränken, welche jedenfalls in grosser Tiefe unter der von Lysimachos erbauten Stadtmauer mehr oder weniger gut erhalten sind. Ehe ich noch den geringsten Mauerrest von Ilium ge- sehen hatte, habe ich schon in meinen Aufsätzen wiederholt versichert, dass die ganze Stadt so gebaut war, wie es sich jetzt bei der Mauer und dem Thurm herausstellt, nämlich aus mit Erde verbundenen Steinen. Dass diese Bauart, wenn nicht älter, doch wenigstens ebenso alt ist wie die sogenannte cyklopische, das beweisen die auf gleiche Weise erbauten Mauern und Häuser in Thera (Santorin) und Therassia, welche bekanntlich unter drei Schichten vulkanischer Asche von 68 Fuss Dicke entdeckt sind. Letztere sind aber von einem wenigstens 3800 Fuss hoch gewesenen Centralvulkan ausgeworfen, der, wie man allgemein annimmt, spä- testens 1500 Jahre v. Chr. ins Meer versunken sein muss. Auf der Baustelle des Tempels fand ich in 2 Meter Tiefe einen 1 Meter 57 Centimeter hohen, 80 Centi- meter breiten und ebenso dicken, ungefähr 50 Centner wiegenden Marmorblock mit nachstehender Inschrift:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/228
Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/228>, abgerufen am 27.04.2024.