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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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das grabmal des aesyetes, der batieia.
net ist, geht bis vor Bunarbaschi genau südlich, während
der Hellespont und das Lager der Griechen nördlich
von Ilium liegen. Nun sehe ich im Süden von Ilium,
genau in der Richtung, in welcher die Strasse von
Alexandria Troas gewesen sein muss, einen 10 Meter
hohen Grabhügel vor mir, der 120 Meter im Umfange hat
und nach meiner genauen Messung 930 Meter von der süd-
lichen Stadtmauer entfernt ist. Nothwendigerweise muss
daher dies das Grab sein, von welchem Strabo schreibt;
offenbar aber ist er rücksichtlich der Identität dessel-
ben mit dem Tumulus des Aesyetes durch Demetrios
von Skepsis irregeführt worden, welcher durch die Lage
dieses Grabes, in gerader Linie zwischen dem griechi-
schen Lager und dem Dorfe der Ilier (Ilieon kome),
letzteres als die Baustelle von Troja nachweisen
wollte. Der Grabhügel des Aesyetes ist vermuth-
lich im jetzigen Dorfe Kum-Köi, unweit des Zusam-
menflusses des Skamander und des Simois gewesen,
denn noch heute sieht man dort die einige Meter hohen
Reste eines Heldengrabes.

Das vor mir liegende Grab liegt vor Troja, aber
seitwärts in der Ebene, und entspricht in dieser Lage
vollkommen den Angaben, welche uns Homer (Ilias, II,
811--815) für die Lage des Grabes der Batieia oder der
Amazone Myrine gibt: "proparoithe polios" und "en
pedio apaneuthe". Dies Grab wird jetzt Pascha-Tepe
genannt.

Eine Idee von der bedeutenden Bevölkerung Iliums
zur Zeit des Lysimachos geben unter anderm die
ungeheuern Dimensionen des von ihm gebauten
Theaters, welches sich neben der Pergamos, wo ich

das grabmal des aesyetes, der batieia.
net ist, geht bis vor Bunarbaschi genau südlich, während
der Hellespont und das Lager der Griechen nördlich
von Ilium liegen. Nun sehe ich im Süden von Ilium,
genau in der Richtung, in welcher die Strasse von
Alexandria Troas gewesen sein muss, einen 10 Meter
hohen Grabhügel vor mir, der 120 Meter im Umfange hat
und nach meiner genauen Messung 930 Meter von der süd-
lichen Stadtmauer entfernt ist. Nothwendigerweise muss
daher dies das Grab sein, von welchem Strabo schreibt;
offenbar aber ist er rücksichtlich der Identität dessel-
ben mit dem Tumulus des Aesyetes durch Demetrios
von Skepsis irregeführt worden, welcher durch die Lage
dieses Grabes, in gerader Linie zwischen dem griechi-
schen Lager und dem Dorfe der Ilier (Ἰλιέων κώμη),
letzteres als die Baustelle von Troja nachweisen
wollte. Der Grabhügel des Aesyetes ist vermuth-
lich im jetzigen Dorfe Kum-Köi, unweit des Zusam-
menflusses des Skamander und des Simoïs gewesen,
denn noch heute sieht man dort die einige Meter hohen
Reste eines Heldengrabes.

Das vor mir liegende Grab liegt vor Troja, aber
seitwärts in der Ebene, und entspricht in dieser Lage
vollkommen den Angaben, welche uns Homer (Ilias, II,
811—815) für die Lage des Grabes der Batieia oder der
Amazone Myrine gibt: „προπάροιϑε πόλιος“ und „ἐν
πεδίῳ ἀπάνευϑε“. Dies Grab wird jetzt Pascha-Tépé
genannt.

Eine Idee von der bedeutenden Bevölkerung Iliums
zur Zeit des Lysimachos geben unter anderm die
ungeheuern Dimensionen des von ihm gebauten
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[154/0220] das grabmal des aesyetes, der batieia. net ist, geht bis vor Bunarbaschi genau südlich, während der Hellespont und das Lager der Griechen nördlich von Ilium liegen. Nun sehe ich im Süden von Ilium, genau in der Richtung, in welcher die Strasse von Alexandria Troas gewesen sein muss, einen 10 Meter hohen Grabhügel vor mir, der 120 Meter im Umfange hat und nach meiner genauen Messung 930 Meter von der süd- lichen Stadtmauer entfernt ist. Nothwendigerweise muss daher dies das Grab sein, von welchem Strabo schreibt; offenbar aber ist er rücksichtlich der Identität dessel- ben mit dem Tumulus des Aesyetes durch Demetrios von Skepsis irregeführt worden, welcher durch die Lage dieses Grabes, in gerader Linie zwischen dem griechi- schen Lager und dem Dorfe der Ilier (Ἰλιέων κώμη), letzteres als die Baustelle von Troja nachweisen wollte. Der Grabhügel des Aesyetes ist vermuth- lich im jetzigen Dorfe Kum-Köi, unweit des Zusam- menflusses des Skamander und des Simoïs gewesen, denn noch heute sieht man dort die einige Meter hohen Reste eines Heldengrabes. Das vor mir liegende Grab liegt vor Troja, aber seitwärts in der Ebene, und entspricht in dieser Lage vollkommen den Angaben, welche uns Homer (Ilias, II, 811—815) für die Lage des Grabes der Batieia oder der Amazone Myrine gibt: „προπάροιϑε πόλιος“ und „ἐν πεδίῳ ἀπάνευϑε“. Dies Grab wird jetzt Pascha-Tépé genannt. Eine Idee von der bedeutenden Bevölkerung Iliums zur Zeit des Lysimachos geben unter anderm die ungeheuern Dimensionen des von ihm gebauten Theaters, welches sich neben der Pergamos, wo ich

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/220>, abgerufen am 27.04.2024.