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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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vasen seltsamer gestalt; gesichtsurnen.
tung "mit Ochsengesicht" angewandte Beiwort boopis
nur noch schlechthin "mit grossen Augen" bedeutete.

Von Töpferwaaren kam in den letzten Wochen viel
vor, aber leider mehr als die Hälfte in zerbrochenem
Zustande. Von Malerei auf Terracottas noch immer
keine Spur; die meisten Gefässe haben eine einfache
glänzend schwarze, gelbe, braune, und die ganz grossen
Gefässe gewöhnlich gar keine Farbe. Teller ordinären
Fabrikats habe ich bisjetzt nur in 8 bis 10 Meter Tiefe
gefunden, und sind diese, wie man genau bemerken
kann, auf dem Töpferrade gedreht; dagegen scheinen
alle andern bisjetzt entdeckten Gefässe aus freier Hand
gemacht zu sein; sie haben aber dennoch eine gewisse
Eleganz und erregen die Bewunderung des Beschauers
durch ihre seltsamen, höchst merkwürdigen Formen.
Die Vasen mit langem zurückgebogenem Halse, schnabel-
artigem, nach oben gebogenem Munde und hervor-
stehendem Bauch, wovon zwei im British Museum,
mehrere in Cypern gefundene im Museum in Konstan-
tinopel und mehrere unter drei Schichten vulkanischer
Asche in Thera und Therassia entdeckte in der fran-
zösischen Schule in Athen sind, sollen wol jedenfalls
Frauen bezeichnen, denn ich finde dieselben hier in 8 und
10 Meter Tiefe mit zwei und sogar mit drei Brüsten,
und glaube daher auch, dass sie hier die ilische
Schutzgöttin darstellen. Es kommen auch einige Becher
und Vasen mit männlichen Gesichtern vor, in denen
aber die Kennzeichen der Eule nie fehlen; auch haben
die Vasen mit solchen Gesichtern stets zwei Frauenbrüste
und Bauchnabel. Ich mache ganz besonders darauf
aufmerksam, dass fast alle Vasen mit Eulengesichtern

5*

vasen seltsamer gestalt; gesichtsurnen.
tung „mit Ochsengesicht“ angewandte Beiwort βοῶπις
nur noch schlechthin „mit grossen Augen“ bedeutete.

Von Töpferwaaren kam in den letzten Wochen viel
vor, aber leider mehr als die Hälfte in zerbrochenem
Zustande. Von Malerei auf Terracottas noch immer
keine Spur; die meisten Gefässe haben eine einfache
glänzend schwarze, gelbe, braune, und die ganz grossen
Gefässe gewöhnlich gar keine Farbe. Teller ordinären
Fabrikats habe ich bisjetzt nur in 8 bis 10 Meter Tiefe
gefunden, und sind diese, wie man genau bemerken
kann, auf dem Töpferrade gedreht; dagegen scheinen
alle andern bisjetzt entdeckten Gefässe aus freier Hand
gemacht zu sein; sie haben aber dennoch eine gewisse
Eleganz und erregen die Bewunderung des Beschauers
durch ihre seltsamen, höchst merkwürdigen Formen.
Die Vasen mit langem zurückgebogenem Halse, schnabel-
artigem, nach oben gebogenem Munde und hervor-
stehendem Bauch, wovon zwei im British Museum,
mehrere in Cypern gefundene im Museum in Konstan-
tinopel und mehrere unter drei Schichten vulkanischer
Asche in Thera und Therassia entdeckte in der fran-
zösischen Schule in Athen sind, sollen wol jedenfalls
Frauen bezeichnen, denn ich finde dieselben hier in 8 und
10 Meter Tiefe mit zwei und sogar mit drei Brüsten,
und glaube daher auch, dass sie hier die ilische
Schutzgöttin darstellen. Es kommen auch einige Becher
und Vasen mit männlichen Gesichtern vor, in denen
aber die Kennzeichen der Eule nie fehlen; auch haben
die Vasen mit solchen Gesichtern stets zwei Frauenbrüste
und Bauchnabel. Ich mache ganz besonders darauf
aufmerksam, dass fast alle Vasen mit Eulengesichtern

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[67/0133] vasen seltsamer gestalt; gesichtsurnen. tung „mit Ochsengesicht“ angewandte Beiwort βοῶπις nur noch schlechthin „mit grossen Augen“ bedeutete. Von Töpferwaaren kam in den letzten Wochen viel vor, aber leider mehr als die Hälfte in zerbrochenem Zustande. Von Malerei auf Terracottas noch immer keine Spur; die meisten Gefässe haben eine einfache glänzend schwarze, gelbe, braune, und die ganz grossen Gefässe gewöhnlich gar keine Farbe. Teller ordinären Fabrikats habe ich bisjetzt nur in 8 bis 10 Meter Tiefe gefunden, und sind diese, wie man genau bemerken kann, auf dem Töpferrade gedreht; dagegen scheinen alle andern bisjetzt entdeckten Gefässe aus freier Hand gemacht zu sein; sie haben aber dennoch eine gewisse Eleganz und erregen die Bewunderung des Beschauers durch ihre seltsamen, höchst merkwürdigen Formen. Die Vasen mit langem zurückgebogenem Halse, schnabel- artigem, nach oben gebogenem Munde und hervor- stehendem Bauch, wovon zwei im British Museum, mehrere in Cypern gefundene im Museum in Konstan- tinopel und mehrere unter drei Schichten vulkanischer Asche in Thera und Therassia entdeckte in der fran- zösischen Schule in Athen sind, sollen wol jedenfalls Frauen bezeichnen, denn ich finde dieselben hier in 8 und 10 Meter Tiefe mit zwei und sogar mit drei Brüsten, und glaube daher auch, dass sie hier die ilische Schutzgöttin darstellen. Es kommen auch einige Becher und Vasen mit männlichen Gesichtern vor, in denen aber die Kennzeichen der Eule nie fehlen; auch haben die Vasen mit solchen Gesichtern stets zwei Frauenbrüste und Bauchnabel. Ich mache ganz besonders darauf aufmerksam, dass fast alle Vasen mit Eulengesichtern 5*

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/133>, abgerufen am 25.11.2024.