Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

kreuzformen; svastika.
Symbol unserer Urväter darin erblickte. Ich sehe eine
ganze Reihe solcher Svastikas rings um die berühmte
Kanzel des heiligen Ambrosius in Mailand; ich sehe es
tausendmal in den Katakomben in Rom. 1 Ich sehe
dasselbe in drei Reihen, und somit sechzigmal wieder-
holt, auf einer in Shropham in der Grafschaft Norfolk
entdeckten und jetzt im British Museum befindlichen 2
uralten keltischen Begräbnissurne. Ich sehe dasselbe
auch auf mehreren korinthischen Vasen meiner eigenen
Sammlung, sowie auf zwei im Besitz des Professors
Rusopulos in Athen befindlichen uralten attischen Vasen,
denen man ein Alter von wenigstens 1000 Jahren
v. Chr. gibt. Ich sehe dasselbe ferner auf mehreren alten
Münzen von Leukas, sowie zweimal in dem grossen
Mosaik im königlichen Schlossgarten in Athen. Der
englische Geistliche, Wm. Brown Keer, welcher mich
hier besuchte, versichert, dass er das Wan unzähligemal
in den ältesten Hindutempeln und besonders in jenen
der Gaina gesehen hat. Ich sehe im Ramayana, dass
die Schiffe des Königs Rama, in welchen er auf seinem
Eroberungszuge nach Indien und Ceylon seine Truppen
über den Ganges setzte, das Wan an ihren Schnäbeln
trugen. Die Sanskritgelehrten geben diesem Helden-
gedicht (Ramayana) ein Alter von wenigstens 800 Jahren
v. Chr. und verlegen den Feldzug des Rama auf späte-
stens 13- oder 1400 Jahre v. Chr., denn, wie Herr
Kiepert in seinem in der National-Zeitung publicirten
sehr interessanten Artikel nachweist, sind die im zweiten
Buch der Könige überlieferten Namen der unter König

1 Emile Burnouf, "La Science des Religions".
2 A. W. Franks, "Horae ferales", pl. 30, fig. 19.

kreuzformen; svastika.
Symbol unserer Urväter darin erblickte. Ich sehe eine
ganze Reihe solcher Svastikas rings um die berühmte
Kanzel des heiligen Ambrosius in Mailand; ich sehe es
tausendmal in den Katakomben in Rom. 1 Ich sehe
dasselbe in drei Reihen, und somit sechzigmal wieder-
holt, auf einer in Shropham in der Grafschaft Norfolk
entdeckten und jetzt im British Museum befindlichen 2
uralten keltischen Begräbnissurne. Ich sehe dasselbe
auch auf mehreren korinthischen Vasen meiner eigenen
Sammlung, sowie auf zwei im Besitz des Professors
Rusopulos in Athen befindlichen uralten attischen Vasen,
denen man ein Alter von wenigstens 1000 Jahren
v. Chr. gibt. Ich sehe dasselbe ferner auf mehreren alten
Münzen von Leukas, sowie zweimal in dem grossen
Mosaïk im königlichen Schlossgarten in Athen. Der
englische Geistliche, Wm. Brown Keer, welcher mich
hier besuchte, versichert, dass er das 卍 unzähligemal
in den ältesten Hindutempeln und besonders in jenen
der Gaïna gesehen hat. Ich sehe im Ramayana, dass
die Schiffe des Königs Rama, in welchen er auf seinem
Eroberungszuge nach Indien und Ceylon seine Truppen
über den Ganges setzte, das 卍 an ihren Schnäbeln
trugen. Die Sanskritgelehrten geben diesem Helden-
gedicht (Ramayana) ein Alter von wenigstens 800 Jahren
v. Chr. und verlegen den Feldzug des Rama auf späte-
stens 13- oder 1400 Jahre v. Chr., denn, wie Herr
Kiepert in seinem in der National-Zeitung publicirten
sehr interessanten Artikel nachweist, sind die im zweiten
Buch der Könige überlieferten Namen der unter König

1 Emile Burnouf, „La Science des Religions“.
2 A. W. Franks, „Horae ferales“, pl. 30, fig. 19.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0116" n="50"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">kreuzformen; svastika.</hi></fw><lb/>
Symbol unserer Urväter darin erblickte. Ich sehe eine<lb/>
ganze Reihe solcher Svastikas rings um die berühmte<lb/>
Kanzel des heiligen Ambrosius in Mailand; ich sehe es<lb/>
tausendmal in den Katakomben in Rom. <note place="foot" n="1">Emile Burnouf, &#x201E;La Science des Religions&#x201C;.</note> Ich sehe<lb/>
dasselbe in drei Reihen, und somit sechzigmal wieder-<lb/>
holt, auf einer in Shropham in der Grafschaft Norfolk<lb/>
entdeckten und jetzt im British Museum befindlichen <note place="foot" n="2">A. W. Franks, &#x201E;Horae ferales&#x201C;, pl. 30, fig. 19.</note><lb/>
uralten keltischen Begräbnissurne. Ich sehe dasselbe<lb/>
auch auf mehreren korinthischen Vasen meiner eigenen<lb/>
Sammlung, sowie auf zwei im Besitz des Professors<lb/>
Rusopulos in Athen befindlichen uralten attischen Vasen,<lb/>
denen man ein Alter von wenigstens 1000 Jahren<lb/>
v. Chr. gibt. Ich sehe dasselbe ferner auf mehreren alten<lb/>
Münzen von Leukas, sowie zweimal in dem grossen<lb/>
Mosaïk im königlichen Schlossgarten in Athen. Der<lb/>
englische Geistliche, Wm. Brown Keer, welcher mich<lb/>
hier besuchte, versichert, dass er das &#x534D; unzähligemal<lb/>
in den ältesten Hindutempeln und besonders in jenen<lb/>
der Gaïna gesehen hat. Ich sehe im Ramayana, dass<lb/>
die Schiffe des Königs Rama, in welchen er auf seinem<lb/>
Eroberungszuge nach Indien und Ceylon seine Truppen<lb/>
über den Ganges setzte, das &#x534D; an ihren Schnäbeln<lb/>
trugen. Die Sanskritgelehrten geben diesem Helden-<lb/>
gedicht (Ramayana) ein Alter von wenigstens 800 Jahren<lb/>
v. Chr. und verlegen den Feldzug des Rama auf späte-<lb/>
stens 13- oder 1400 Jahre v. Chr., denn, wie Herr<lb/>
Kiepert in seinem in der National-Zeitung publicirten<lb/>
sehr interessanten Artikel nachweist, sind die im zweiten<lb/>
Buch der Könige überlieferten Namen der unter König<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0116] kreuzformen; svastika. Symbol unserer Urväter darin erblickte. Ich sehe eine ganze Reihe solcher Svastikas rings um die berühmte Kanzel des heiligen Ambrosius in Mailand; ich sehe es tausendmal in den Katakomben in Rom. 1 Ich sehe dasselbe in drei Reihen, und somit sechzigmal wieder- holt, auf einer in Shropham in der Grafschaft Norfolk entdeckten und jetzt im British Museum befindlichen 2 uralten keltischen Begräbnissurne. Ich sehe dasselbe auch auf mehreren korinthischen Vasen meiner eigenen Sammlung, sowie auf zwei im Besitz des Professors Rusopulos in Athen befindlichen uralten attischen Vasen, denen man ein Alter von wenigstens 1000 Jahren v. Chr. gibt. Ich sehe dasselbe ferner auf mehreren alten Münzen von Leukas, sowie zweimal in dem grossen Mosaïk im königlichen Schlossgarten in Athen. Der englische Geistliche, Wm. Brown Keer, welcher mich hier besuchte, versichert, dass er das 卍 unzähligemal in den ältesten Hindutempeln und besonders in jenen der Gaïna gesehen hat. Ich sehe im Ramayana, dass die Schiffe des Königs Rama, in welchen er auf seinem Eroberungszuge nach Indien und Ceylon seine Truppen über den Ganges setzte, das 卍 an ihren Schnäbeln trugen. Die Sanskritgelehrten geben diesem Helden- gedicht (Ramayana) ein Alter von wenigstens 800 Jahren v. Chr. und verlegen den Feldzug des Rama auf späte- stens 13- oder 1400 Jahre v. Chr., denn, wie Herr Kiepert in seinem in der National-Zeitung publicirten sehr interessanten Artikel nachweist, sind die im zweiten Buch der Könige überlieferten Namen der unter König 1 Emile Burnouf, „La Science des Religions“. 2 A. W. Franks, „Horae ferales“, pl. 30, fig. 19.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/116
Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/116>, abgerufen am 02.05.2024.