res oder ein inneres gewesen sein. Doch sind die Indikatio- nen nicht von dieser Art. Fragen wir aber nach der Einheit des Ganzen, so existirt diese eigentlich nur in der äußeren Einheit des Buches und in der Identität der Person, die man voraussezen muß. Aber die Bilder selbst sind in gewis- sen Reihen vereinzelt und die Beziehung der einen auf die an- dern ist nicht angegeben. Kommen in einer Reihe von Bildern deutende Worte vor, so beziehen sich diese eben nur auf diese Reihe. Über den Zusammenhang der Reihen untereinander er- giebt sich nichts. Es findet sich wohl bisweilen eine Beziehung der einen Reihe auf eine frühere, aber dieß ist nicht durchgehend. Da ist also für die hermeneutische Aufgabe kein Ziel abzusehen. Es beruht alles auf der historischen Kritik. In der Kritik kom- men aber Fragen zur Sprache, wo es an allen Bedingungen zu einer allgemein gültigen Antwort fehlt. Sagen wir, solche Lebensmomente, ein solches Sehen außerhalb der wirklichen Welt, es sei ein äußeres oder inneres, sei ein psychologisches Faktum, so fragt sich, wie ist dieß zu erklären? Wir haben darauf keine allgemein gültige Antwort. Eine solche würde entscheiden. Be- antwortet man die Frage so, daß man sagt, die Seele müsse in solchen Visionen in einem traumartigen Zustande gedacht werden, so kann es Träume geben, die wirklich einen moralischen oder reli- giösen Charakter haben, also wahr sind; aber auch solche kann es geben, die eitel sind. Stellen wir nun die Apokalypse in diese Analogie, dann hängt die ganze Frage über die Beschäftigung mit dem Buche von dem Inhalt ab. Sind da nun die ethischen oder religiösen Elemente, welche vorkommen, der Mühe werth, diesen ganzen Apparat von Visionen aufzuklären, so beschäf- tige man sich damit. Ist das aber nicht der Fall, so ist auch keine Nothwendigkeit, das zu thun. Die religiösen Elemente der Apokalypse sind gar nicht von der Art, daß wir sie nicht ander- wärts mit derselben Energie ausgesprochen fänden, wozu also den ganzen Apparat durchforschen? Allein man kann vom Stand- punkte der Prophetie aus sagen, wenn in solchen Thatsachen des
res oder ein inneres geweſen ſein. Doch ſind die Indikatio- nen nicht von dieſer Art. Fragen wir aber nach der Einheit des Ganzen, ſo exiſtirt dieſe eigentlich nur in der aͤußeren Einheit des Buches und in der Identitaͤt der Perſon, die man vorausſezen muß. Aber die Bilder ſelbſt ſind in gewiſ- ſen Reihen vereinzelt und die Beziehung der einen auf die an- dern iſt nicht angegeben. Kommen in einer Reihe von Bildern deutende Worte vor, ſo beziehen ſich dieſe eben nur auf dieſe Reihe. Über den Zuſammenhang der Reihen untereinander er- giebt ſich nichts. Es findet ſich wohl bisweilen eine Beziehung der einen Reihe auf eine fruͤhere, aber dieß iſt nicht durchgehend. Da iſt alſo fuͤr die hermeneutiſche Aufgabe kein Ziel abzuſehen. Es beruht alles auf der hiſtoriſchen Kritik. In der Kritik kom- men aber Fragen zur Sprache, wo es an allen Bedingungen zu einer allgemein guͤltigen Antwort fehlt. Sagen wir, ſolche Lebensmomente, ein ſolches Sehen außerhalb der wirklichen Welt, es ſei ein aͤußeres oder inneres, ſei ein pſychologiſches Faktum, ſo fragt ſich, wie iſt dieß zu erklaͤren? Wir haben darauf keine allgemein guͤltige Antwort. Eine ſolche wuͤrde entſcheiden. Be- antwortet man die Frage ſo, daß man ſagt, die Seele muͤſſe in ſolchen Viſionen in einem traumartigen Zuſtande gedacht werden, ſo kann es Traͤume geben, die wirklich einen moraliſchen oder reli- gioͤſen Charakter haben, alſo wahr ſind; aber auch ſolche kann es geben, die eitel ſind. Stellen wir nun die Apokalypſe in dieſe Analogie, dann haͤngt die ganze Frage uͤber die Beſchaͤftigung mit dem Buche von dem Inhalt ab. Sind da nun die ethiſchen oder religioͤſen Elemente, welche vorkommen, der Muͤhe werth, dieſen ganzen Apparat von Viſionen aufzuklaͤren, ſo beſchaͤf- tige man ſich damit. Iſt das aber nicht der Fall, ſo iſt auch keine Nothwendigkeit, das zu thun. Die religioͤſen Elemente der Apokalypſe ſind gar nicht von der Art, daß wir ſie nicht ander- waͤrts mit derſelben Energie ausgeſprochen faͤnden, wozu alſo den ganzen Apparat durchforſchen? Allein man kann vom Stand- punkte der Prophetie aus ſagen, wenn in ſolchen Thatſachen des
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res oder ein inneres geweſen ſein. Doch ſind die Indikatio-
nen nicht von dieſer Art. Fragen wir aber nach der Einheit
des Ganzen, ſo exiſtirt dieſe eigentlich nur in der aͤußeren
Einheit des Buches und in der Identitaͤt der Perſon, die
man vorausſezen muß. Aber die Bilder ſelbſt ſind in gewiſ-
ſen Reihen vereinzelt und die Beziehung der einen auf die an-
dern iſt nicht angegeben. Kommen in einer Reihe von Bildern
deutende Worte vor, ſo beziehen ſich dieſe eben nur auf dieſe
Reihe. Über den Zuſammenhang der Reihen untereinander er-
giebt ſich nichts. Es findet ſich wohl bisweilen eine Beziehung
der einen Reihe auf eine fruͤhere, aber dieß iſt nicht durchgehend.
Da iſt alſo fuͤr die hermeneutiſche Aufgabe kein Ziel abzuſehen.
Es beruht alles auf der hiſtoriſchen Kritik. In der Kritik kom-
men aber Fragen zur Sprache, wo es an allen Bedingungen
zu einer allgemein guͤltigen Antwort fehlt. Sagen wir, ſolche
Lebensmomente, ein ſolches Sehen außerhalb der wirklichen Welt,
es ſei ein aͤußeres oder inneres, ſei ein pſychologiſches Faktum,
ſo fragt ſich, wie iſt dieß zu erklaͤren? Wir haben darauf keine
allgemein guͤltige Antwort. Eine ſolche wuͤrde entſcheiden. Be-
antwortet man die Frage ſo, daß man ſagt, die Seele muͤſſe in
ſolchen Viſionen in einem traumartigen Zuſtande gedacht werden,
ſo kann es Traͤume geben, die wirklich einen moraliſchen oder reli-
gioͤſen Charakter haben, alſo wahr ſind; aber auch ſolche kann
es geben, die eitel ſind. Stellen wir nun die Apokalypſe in dieſe
Analogie, dann haͤngt die ganze Frage uͤber die Beſchaͤftigung
mit dem Buche von dem Inhalt ab. Sind da nun die ethiſchen
oder religioͤſen Elemente, welche vorkommen, der Muͤhe werth,
dieſen ganzen Apparat von Viſionen aufzuklaͤren, ſo beſchaͤf-
tige man ſich damit. Iſt das aber nicht der Fall, ſo iſt auch
keine Nothwendigkeit, das zu thun. Die religioͤſen Elemente der
Apokalypſe ſind gar nicht von der Art, daß wir ſie nicht ander-
waͤrts mit derſelben Energie ausgeſprochen faͤnden, wozu alſo den
ganzen Apparat durchforſchen? Allein man kann vom Stand-
punkte der Prophetie aus ſagen, wenn in ſolchen Thatſachen des
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Schleiermacher, Friedrich: Hermeneutik und Kritik. Berlin, 1838, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiermacher_hermeneutik_1838/275>, abgerufen am 23.12.2024.
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