einer und derselben Nachschrift wird bald die Genesis, bald die Feststellung der Resultate concipirt worden sein, nach der verschiedenen Disposition und Fertigkeit des Hörenden.
Ich habe Nachschriften beiderlei Art benutzt, zu gegen- seitiger Ergänzung und Berichtigung. Von den im Winter 1826/27 gehaltenen Vorlesungen habe ich zwei Nachschriften zur Hand gehabt; die eine von Herrn Prediger J. Braune in Wietstock bei Zossen, die andere von Herrn A. Bötticher, beide, wiewohl nicht überall wörtlich übereinstimmend, doch genaue, vollständige Nachschriften. Von den Vorträgen im Winter 1828/29 habe ich nur eine Nachschrift erhalten, ver- faßt von Herrn Spangenberg. Von den im Winter 1832/33 gehaltenen Vorlesungen, den letzten, bin ich so glücklich ge- wesen drei Nachschriften benutzen zu können. Auf diese kam mir natürlich am meisten an. Aber leider ist darunter nur eine, die von Herrn F. Calow, wörtlich genau und vollstän- dig, auch bis auf weniges vollkommen lesbar. Die zweite, von Herrn Candidat Leonhard Kalb in Frankfurt am Main, ist theils mehr eine freie Conception, theils fehlt sowohl in der Hermeneutik als in der Kritik der Schluß. Die dritte endlich von dem Herrn Consistorialrath Dr. Hencke in Wol- fenbüttel ist im Anfang nur ein sehr kurzer Auszug, und, wo sie vollständig wird, mehr freie, als wörtliche Nachschrift.
Meine Aufgabe war, aus diesen Quellen eine eben so authentische als vollständige Darstellung der Schleier- macherschen Hermeneutik und Kritik zu geben. Die Basis des Authentischen war mir für die Hermeneutik in Schleier- machers eignen Concepten gegeben, vorzugsweise im dritten. Dieses habe ich also, sammt allen Marginalien, vollständig und genau abdrucken lassen, und, was sich besonders in den zuletzt ge-
einer und derſelben Nachſchrift wird bald die Geneſis, bald die Feſtſtellung der Reſultate concipirt worden ſein, nach der verſchiedenen Dispoſition und Fertigkeit des Hoͤrenden.
Ich habe Nachſchriften beiderlei Art benutzt, zu gegen- ſeitiger Ergaͤnzung und Berichtigung. Von den im Winter 1826/27 gehaltenen Vorleſungen habe ich zwei Nachſchriften zur Hand gehabt; die eine von Herrn Prediger J. Braune in Wietſtock bei Zoſſen, die andere von Herrn A. Boͤtticher, beide, wiewohl nicht uͤberall woͤrtlich uͤbereinſtimmend, doch genaue, vollſtaͤndige Nachſchriften. Von den Vortraͤgen im Winter 1828/29 habe ich nur eine Nachſchrift erhalten, ver- faßt von Herrn Spangenberg. Von den im Winter 1832/33 gehaltenen Vorleſungen, den letzten, bin ich ſo gluͤcklich ge- weſen drei Nachſchriften benutzen zu koͤnnen. Auf dieſe kam mir natuͤrlich am meiſten an. Aber leider iſt darunter nur eine, die von Herrn F. Calow, woͤrtlich genau und vollſtaͤn- dig, auch bis auf weniges vollkommen lesbar. Die zweite, von Herrn Candidat Leonhard Kalb in Frankfurt am Main, iſt theils mehr eine freie Conception, theils fehlt ſowohl in der Hermeneutik als in der Kritik der Schluß. Die dritte endlich von dem Herrn Conſiſtorialrath Dr. Hencke in Wol- fenbuͤttel iſt im Anfang nur ein ſehr kurzer Auszug, und, wo ſie vollſtaͤndig wird, mehr freie, als woͤrtliche Nachſchrift.
Meine Aufgabe war, aus dieſen Quellen eine eben ſo authentiſche als vollſtaͤndige Darſtellung der Schleier- macherſchen Hermeneutik und Kritik zu geben. Die Baſis des Authentiſchen war mir fuͤr die Hermeneutik in Schleier- machers eignen Concepten gegeben, vorzugsweiſe im dritten. Dieſes habe ich alſo, ſammt allen Marginalien, vollſtaͤndig und genau abdrucken laſſen, und, was ſich beſonders in den zuletzt ge-
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0016"n="X"/>
einer und derſelben Nachſchrift wird bald die Geneſis, bald<lb/>
die Feſtſtellung der Reſultate concipirt worden ſein, nach<lb/>
der verſchiedenen Dispoſition und Fertigkeit des Hoͤrenden.</p><lb/><p>Ich habe Nachſchriften beiderlei Art benutzt, zu gegen-<lb/>ſeitiger Ergaͤnzung und Berichtigung. Von den im Winter<lb/><choice><orig>1826,27</orig><reg>1826/27</reg></choice> gehaltenen Vorleſungen habe ich zwei Nachſchriften<lb/>
zur Hand gehabt; die eine von Herrn Prediger J. Braune<lb/>
in Wietſtock bei Zoſſen, die andere von Herrn A. Boͤtticher,<lb/>
beide, wiewohl nicht uͤberall woͤrtlich uͤbereinſtimmend, doch<lb/>
genaue, vollſtaͤndige Nachſchriften. Von den Vortraͤgen im<lb/>
Winter 1828/29 habe ich nur eine Nachſchrift erhalten, ver-<lb/>
faßt von Herrn Spangenberg. Von den im Winter <choice><orig>1832,33</orig><reg>1832/33</reg></choice><lb/>
gehaltenen Vorleſungen, den letzten, bin ich ſo gluͤcklich ge-<lb/>
weſen drei Nachſchriften benutzen zu koͤnnen. Auf dieſe kam<lb/>
mir natuͤrlich am meiſten an. Aber leider iſt darunter nur<lb/>
eine, die von Herrn F. Calow, woͤrtlich genau und vollſtaͤn-<lb/>
dig, auch bis auf weniges vollkommen lesbar. Die zweite,<lb/>
von Herrn Candidat Leonhard Kalb in Frankfurt am Main,<lb/>
iſt theils mehr eine freie Conception, theils fehlt ſowohl in<lb/>
der Hermeneutik als in der Kritik der Schluß. Die dritte<lb/>
endlich von dem Herrn Conſiſtorialrath <hirendition="#aq">Dr</hi>. Hencke in Wol-<lb/>
fenbuͤttel iſt im Anfang nur ein ſehr kurzer Auszug, und,<lb/>
wo ſie vollſtaͤndig wird, mehr freie, als woͤrtliche Nachſchrift.</p><lb/><p>Meine Aufgabe war, aus dieſen Quellen eine eben ſo<lb/><hirendition="#g">authentiſche</hi> als <hirendition="#g">vollſtaͤndige</hi> Darſtellung der Schleier-<lb/>
macherſchen Hermeneutik und Kritik zu geben. Die Baſis<lb/>
des Authentiſchen war mir fuͤr die Hermeneutik in Schleier-<lb/>
machers eignen Concepten gegeben, vorzugsweiſe im dritten.<lb/>
Dieſes habe ich alſo, ſammt allen Marginalien, vollſtaͤndig und<lb/>
genau abdrucken laſſen, und, was ſich beſonders in den zuletzt ge-<lb/></p></div></front></text></TEI>
[X/0016]
einer und derſelben Nachſchrift wird bald die Geneſis, bald
die Feſtſtellung der Reſultate concipirt worden ſein, nach
der verſchiedenen Dispoſition und Fertigkeit des Hoͤrenden.
Ich habe Nachſchriften beiderlei Art benutzt, zu gegen-
ſeitiger Ergaͤnzung und Berichtigung. Von den im Winter
1826,27 gehaltenen Vorleſungen habe ich zwei Nachſchriften
zur Hand gehabt; die eine von Herrn Prediger J. Braune
in Wietſtock bei Zoſſen, die andere von Herrn A. Boͤtticher,
beide, wiewohl nicht uͤberall woͤrtlich uͤbereinſtimmend, doch
genaue, vollſtaͤndige Nachſchriften. Von den Vortraͤgen im
Winter 1828/29 habe ich nur eine Nachſchrift erhalten, ver-
faßt von Herrn Spangenberg. Von den im Winter 1832,33
gehaltenen Vorleſungen, den letzten, bin ich ſo gluͤcklich ge-
weſen drei Nachſchriften benutzen zu koͤnnen. Auf dieſe kam
mir natuͤrlich am meiſten an. Aber leider iſt darunter nur
eine, die von Herrn F. Calow, woͤrtlich genau und vollſtaͤn-
dig, auch bis auf weniges vollkommen lesbar. Die zweite,
von Herrn Candidat Leonhard Kalb in Frankfurt am Main,
iſt theils mehr eine freie Conception, theils fehlt ſowohl in
der Hermeneutik als in der Kritik der Schluß. Die dritte
endlich von dem Herrn Conſiſtorialrath Dr. Hencke in Wol-
fenbuͤttel iſt im Anfang nur ein ſehr kurzer Auszug, und,
wo ſie vollſtaͤndig wird, mehr freie, als woͤrtliche Nachſchrift.
Meine Aufgabe war, aus dieſen Quellen eine eben ſo
authentiſche als vollſtaͤndige Darſtellung der Schleier-
macherſchen Hermeneutik und Kritik zu geben. Die Baſis
des Authentiſchen war mir fuͤr die Hermeneutik in Schleier-
machers eignen Concepten gegeben, vorzugsweiſe im dritten.
Dieſes habe ich alſo, ſammt allen Marginalien, vollſtaͤndig und
genau abdrucken laſſen, und, was ſich beſonders in den zuletzt ge-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schleiermacher, Friedrich: Hermeneutik und Kritik. Berlin, 1838, S. X. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiermacher_hermeneutik_1838/16>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.