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Schleiermacher, Friedrich: Hermeneutik und Kritik. Berlin, 1838.

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bricht mit einigen allgemeinen Sätzen über die sogenante
technische Interpretation ab, und es scheint, daß Schleier-
macher in diesem Theile seiner Vorträge wieder auf seinen
ersten Entwurf zurückzugehen pflegte. Vergleicht man die
Vorlesungen vom Winter 1828/29, und die letzten vom
J. 1832 auf 1833, so sieht man, wie der mündliche Vor-
trag sich je länger je mehr auch von diesem Concept wieder
frei und unabhängig machte, andere Anordnungen, neue
Entwicklungen versuchte. Hierauf beziehen sich die meist nur
kurz andeutenden Randbemerkungen, die aber je näher dem
Schluß desto seltener zuletzt wieder ganz verschwinden. Ist
nun selbst das letzte Concept kein vollständiges Dokument
von der Gestalt, welche die Wissenschaft in dem Geiste
Schleiermachers am Ende gewonnen hatte, so war, um jene
so vollkommen als möglich darzustellen, nothwendig, die
zweite Art der Quellen, die nachgeschriebenen Vorlesungen,
zu Hülfe zu nehmen.

Nach den vorliegenden Nachschriften zu urtheilen muß
es nicht leicht gewesen sein, bei Schleiermacher ein gutes
vollständiges Heft zu schreiben. Wer wörtlich nachschreiben
wollte, mußte eine eben so schnelle Feder, als ein sicheres
Ohr haben. Verhörtes und daraus entstandene Verwirrun-
gen sind mir hie und da in den besten Heften vorgekommen.
Schleiermachers Vortrag war aber überwiegend so eingerich-
tet, daß er mehr zu einer freien Auffassung und Nachbildung,
als zu einem wörtlichen Nachschreiben veranlaßte. Solche freie-
ren Nachschriften müssen sehr ungleich geworden sein, je nach-
dem der Eine mehr auf die Resultate ausgewesen, der An-
dere mehr auch die dialektische Methode des Findens und
lauten Denkens nachzubilden sich bemühet hat; ja selbst in

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bricht mit einigen allgemeinen Saͤtzen uͤber die ſogenante
techniſche Interpretation ab, und es ſcheint, daß Schleier-
macher in dieſem Theile ſeiner Vortraͤge wieder auf ſeinen
erſten Entwurf zuruͤckzugehen pflegte. Vergleicht man die
Vorleſungen vom Winter 1828/29, und die letzten vom
J. 1832 auf 1833, ſo ſieht man, wie der muͤndliche Vor-
trag ſich je laͤnger je mehr auch von dieſem Concept wieder
frei und unabhaͤngig machte, andere Anordnungen, neue
Entwicklungen verſuchte. Hierauf beziehen ſich die meiſt nur
kurz andeutenden Randbemerkungen, die aber je naͤher dem
Schluß deſto ſeltener zuletzt wieder ganz verſchwinden. Iſt
nun ſelbſt das letzte Concept kein vollſtaͤndiges Dokument
von der Geſtalt, welche die Wiſſenſchaft in dem Geiſte
Schleiermachers am Ende gewonnen hatte, ſo war, um jene
ſo vollkommen als moͤglich darzuſtellen, nothwendig, die
zweite Art der Quellen, die nachgeſchriebenen Vorleſungen,
zu Huͤlfe zu nehmen.

Nach den vorliegenden Nachſchriften zu urtheilen muß
es nicht leicht geweſen ſein, bei Schleiermacher ein gutes
vollſtaͤndiges Heft zu ſchreiben. Wer woͤrtlich nachſchreiben
wollte, mußte eine eben ſo ſchnelle Feder, als ein ſicheres
Ohr haben. Verhoͤrtes und daraus entſtandene Verwirrun-
gen ſind mir hie und da in den beſten Heften vorgekommen.
Schleiermachers Vortrag war aber uͤberwiegend ſo eingerich-
tet, daß er mehr zu einer freien Auffaſſung und Nachbildung,
als zu einem woͤrtlichen Nachſchreiben veranlaßte. Solche freie-
ren Nachſchriften muͤſſen ſehr ungleich geworden ſein, je nach-
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dere mehr auch die dialektiſche Methode des Findens und
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[IX/0015] bricht mit einigen allgemeinen Saͤtzen uͤber die ſogenante techniſche Interpretation ab, und es ſcheint, daß Schleier- macher in dieſem Theile ſeiner Vortraͤge wieder auf ſeinen erſten Entwurf zuruͤckzugehen pflegte. Vergleicht man die Vorleſungen vom Winter 1828/29, und die letzten vom J. 1832 auf 1833, ſo ſieht man, wie der muͤndliche Vor- trag ſich je laͤnger je mehr auch von dieſem Concept wieder frei und unabhaͤngig machte, andere Anordnungen, neue Entwicklungen verſuchte. Hierauf beziehen ſich die meiſt nur kurz andeutenden Randbemerkungen, die aber je naͤher dem Schluß deſto ſeltener zuletzt wieder ganz verſchwinden. Iſt nun ſelbſt das letzte Concept kein vollſtaͤndiges Dokument von der Geſtalt, welche die Wiſſenſchaft in dem Geiſte Schleiermachers am Ende gewonnen hatte, ſo war, um jene ſo vollkommen als moͤglich darzuſtellen, nothwendig, die zweite Art der Quellen, die nachgeſchriebenen Vorleſungen, zu Huͤlfe zu nehmen. Nach den vorliegenden Nachſchriften zu urtheilen muß es nicht leicht geweſen ſein, bei Schleiermacher ein gutes vollſtaͤndiges Heft zu ſchreiben. Wer woͤrtlich nachſchreiben wollte, mußte eine eben ſo ſchnelle Feder, als ein ſicheres Ohr haben. Verhoͤrtes und daraus entſtandene Verwirrun- gen ſind mir hie und da in den beſten Heften vorgekommen. Schleiermachers Vortrag war aber uͤberwiegend ſo eingerich- tet, daß er mehr zu einer freien Auffaſſung und Nachbildung, als zu einem woͤrtlichen Nachſchreiben veranlaßte. Solche freie- ren Nachſchriften muͤſſen ſehr ungleich geworden ſein, je nach- dem der Eine mehr auf die Reſultate ausgeweſen, der An- dere mehr auch die dialektiſche Methode des Findens und lauten Denkens nachzubilden ſich bemuͤhet hat; ja ſelbſt in *

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Zitationshilfe: Schleiermacher, Friedrich: Hermeneutik und Kritik. Berlin, 1838, S. IX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiermacher_hermeneutik_1838/15>, abgerufen am 23.11.2024.