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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848.

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gedehnt und erscheinen dann als Cylinder, oder Prismen, noch mehr
gestreckt, spindelförmig, oder gar als lange dünne Fäden. (Taf. I.
Fig. 6, 7, 8, 9, 13, b.)

Bei allen diesen Veränderungen der Form kann die Wand der
Zelle die Dicke behalten, welche sie ursprünglich hatte, immer bleibt
sie geschlossen und ringsum vollkommen zusammenhängend. -- Es
kommt aber meistens noch eine zweite Veränderung hinzu, die Ver-
dickung der Wand. Diese kommt so zu Stande, daß sich eine ganz
neue Schicht zwischen dem Primordialschlauch und der ursprünglichen
Zellenwand auf die innere Fläche derselben absetzt. Das Eigenthüm-
liche dabei ist, daß diese neue Lage niemals eine gleichförmige überall
zusammenhängende Haut bildet, sondern auf die mannigfaltigste Weise
unterbrochen erscheint. -- Bald ist sie überall mit kleinen Löchern
durchbohrt (Taf. I. Fig. 6; Taf. II. Fig. 8, b.), bald mit längern
Spalten (Taf. I. Fig. 4.), bald erscheint sie als ein Netzwerk, bald
ist sie ganz in ein spiralig aufgewundenes Band zerschnitten (Taf. I.
Fig. 5.), bald stellt sie sich nur unter der Form einzelner Ringe dar
(Taf. I. Fig. 7). Man bezeichnet nach dieser Erscheinung der Ver-
dickungsschicht die Zellen als poröse und Spaltzellen, als Netz-, Spiral-
und Ring-Faserzellen. -- Hat sich auf diese Weise eine Verdickungs-
schicht gebildet, so folgt häufig eine zweite und dritte, oft so weit, daß
die ganze Zelle fast ganz ausgefüllt wird. -- Es ist leicht zu begreifen
wie aus diesen Veränderungen, in Verbindung mit den eben vorher
erwähnten Formenspielen aus einer so einfachen Grundlage wie die
Zelle ist, eine fast zahllose Menge von Verschiedenheiten des Gewebes
hervorgehen kann, die wir denn auch in den Pflanzen verwirklicht
finden. Dazu kommt noch, daß sich häufig in der Zellenwand und
ihren Verdickungsschichten fremdartige Stoffe, z. B. Kalk, Kieselerde
u. s. w. ablagern, wodurch zahlreiche Abstufungen in der Weichheit
und Härte, in Zähigkeit und Sprödigkeit entstehen.

Aber es bleibt hier erst noch eine wichtige Eigenschaft der Pflan-
zenzelle zu erörtern, ehe wir zum Folgenden fortschreiten dürfen. Wenn
sich in der Zelle der Nahrungsstoff über ein gewisses Maaß hinaus

gedehnt und erſcheinen dann als Cylinder, oder Prismen, noch mehr
geſtreckt, ſpindelförmig, oder gar als lange dünne Fäden. (Taf. I.
Fig. 6, 7, 8, 9, 13, b.)

Bei allen dieſen Veränderungen der Form kann die Wand der
Zelle die Dicke behalten, welche ſie urſprünglich hatte, immer bleibt
ſie geſchloſſen und ringsum vollkommen zuſammenhängend. — Es
kommt aber meiſtens noch eine zweite Veränderung hinzu, die Ver-
dickung der Wand. Dieſe kommt ſo zu Stande, daß ſich eine ganz
neue Schicht zwiſchen dem Primordialſchlauch und der urſprünglichen
Zellenwand auf die innere Fläche derſelben abſetzt. Das Eigenthüm-
liche dabei iſt, daß dieſe neue Lage niemals eine gleichförmige überall
zuſammenhängende Haut bildet, ſondern auf die mannigfaltigſte Weiſe
unterbrochen erſcheint. — Bald iſt ſie überall mit kleinen Löchern
durchbohrt (Taf. I. Fig. 6; Taf. II. Fig. 8, b.), bald mit längern
Spalten (Taf. I. Fig. 4.), bald erſcheint ſie als ein Netzwerk, bald
iſt ſie ganz in ein ſpiralig aufgewundenes Band zerſchnitten (Taf. I.
Fig. 5.), bald ſtellt ſie ſich nur unter der Form einzelner Ringe dar
(Taf. I. Fig. 7). Man bezeichnet nach dieſer Erſcheinung der Ver-
dickungsſchicht die Zellen als poröſe und Spaltzellen, als Netz-, Spiral-
und Ring-Faſerzellen. — Hat ſich auf dieſe Weiſe eine Verdickungs-
ſchicht gebildet, ſo folgt häufig eine zweite und dritte, oft ſo weit, daß
die ganze Zelle faſt ganz ausgefüllt wird. — Es iſt leicht zu begreifen
wie aus dieſen Veränderungen, in Verbindung mit den eben vorher
erwähnten Formenſpielen aus einer ſo einfachen Grundlage wie die
Zelle iſt, eine faſt zahlloſe Menge von Verſchiedenheiten des Gewebes
hervorgehen kann, die wir denn auch in den Pflanzen verwirklicht
finden. Dazu kommt noch, daß ſich häufig in der Zellenwand und
ihren Verdickungsſchichten fremdartige Stoffe, z. B. Kalk, Kieſelerde
u. ſ. w. ablagern, wodurch zahlreiche Abſtufungen in der Weichheit
und Härte, in Zähigkeit und Sprödigkeit entſtehen.

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zenzelle zu erörtern, ehe wir zum Folgenden fortſchreiten dürfen. Wenn
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[42/0058] gedehnt und erſcheinen dann als Cylinder, oder Prismen, noch mehr geſtreckt, ſpindelförmig, oder gar als lange dünne Fäden. (Taf. I. Fig. 6, 7, 8, 9, 13, b.) Bei allen dieſen Veränderungen der Form kann die Wand der Zelle die Dicke behalten, welche ſie urſprünglich hatte, immer bleibt ſie geſchloſſen und ringsum vollkommen zuſammenhängend. — Es kommt aber meiſtens noch eine zweite Veränderung hinzu, die Ver- dickung der Wand. Dieſe kommt ſo zu Stande, daß ſich eine ganz neue Schicht zwiſchen dem Primordialſchlauch und der urſprünglichen Zellenwand auf die innere Fläche derſelben abſetzt. Das Eigenthüm- liche dabei iſt, daß dieſe neue Lage niemals eine gleichförmige überall zuſammenhängende Haut bildet, ſondern auf die mannigfaltigſte Weiſe unterbrochen erſcheint. — Bald iſt ſie überall mit kleinen Löchern durchbohrt (Taf. I. Fig. 6; Taf. II. Fig. 8, b.), bald mit längern Spalten (Taf. I. Fig. 4.), bald erſcheint ſie als ein Netzwerk, bald iſt ſie ganz in ein ſpiralig aufgewundenes Band zerſchnitten (Taf. I. Fig. 5.), bald ſtellt ſie ſich nur unter der Form einzelner Ringe dar (Taf. I. Fig. 7). Man bezeichnet nach dieſer Erſcheinung der Ver- dickungsſchicht die Zellen als poröſe und Spaltzellen, als Netz-, Spiral- und Ring-Faſerzellen. — Hat ſich auf dieſe Weiſe eine Verdickungs- ſchicht gebildet, ſo folgt häufig eine zweite und dritte, oft ſo weit, daß die ganze Zelle faſt ganz ausgefüllt wird. — Es iſt leicht zu begreifen wie aus dieſen Veränderungen, in Verbindung mit den eben vorher erwähnten Formenſpielen aus einer ſo einfachen Grundlage wie die Zelle iſt, eine faſt zahlloſe Menge von Verſchiedenheiten des Gewebes hervorgehen kann, die wir denn auch in den Pflanzen verwirklicht finden. Dazu kommt noch, daß ſich häufig in der Zellenwand und ihren Verdickungsſchichten fremdartige Stoffe, z. B. Kalk, Kieſelerde u. ſ. w. ablagern, wodurch zahlreiche Abſtufungen in der Weichheit und Härte, in Zähigkeit und Sprödigkeit entſtehen. Aber es bleibt hier erſt noch eine wichtige Eigenſchaft der Pflan- zenzelle zu erörtern, ehe wir zum Folgenden fortſchreiten dürfen. Wenn ſich in der Zelle der Nahrungsſtoff über ein gewiſſes Maaß hinaus

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Zitationshilfe: Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/58>, abgerufen am 05.12.2024.