zeigen schon seit den ältesten Zeiten, über welche uns Nachrichten auf- behalten sind, sich nicht mehr so, wie sie aus der Hand der Natur hervorgingen, sondern durch die Cultureingriffe der Menschen wesent- lich verändert. Die wilde Banane ist eine kleine grüne, unschmack- hafte Frucht, erfüllt mit zahlreichen Saamen; die cultivirte Pflanze dagegen enthält in ihrer nahrhaften Beere gar keine keimfähigen Saamen; ihre Erhaltung, ihre Vermehrung ist ganz von der Thätig- keit des Menschen abhängig, der sie künstlich durch Stecklinge fort- pflanzt. Ebenfalls schon sehr früh müssen die Menschen die großsaa- migen Gräser ihrer Vorrathskammer zinsbar gemacht haben. Wir kennen von keiner jetzt als Brodkorn benutzten Pflanze die Zeit, in der sie aus dem Eden Gottes auf die Felder der Menschen verpflanzt wurde. Ihre Benutzung ging von Einem Völkerstamm auf den Andern über, aber wenn wir an die ältesten Quellen kommen, so berichtet uns die Sage in mannigfachem Gewande und verschiedenartiger Aus- schmückung, daß sie Geschenke der Götter seyen, daß diese dem Men- schen den Kornbau gelehrt.
Die Personificirung physischer Kräfte und Vorgänge, des Lichts, der Wärme, des Regens, der Nilüberschwemmungen, mag sich mit der Verehrung von den einzelnen hervorragenden Persönlichkeiten, die zuerst versuchten in weiterem Umfange die Schätze der Natur für die Zwecke der Menschen auszubeuten, mannigfach in solchen Sagen ver- bunden und vermischt haben. Eine auffallende Erscheinung, die auf das ungeheure Alter des Anbaus der Cerealien hindeutet, ist, daß man trotz vieler gründlichen Nachforschungen bis jetzt nicht im Stande gewesen ist, die eigentliche natürliche Heimath der wichtigeren Korn- arten aufzufinden. Keiner der fleißig forschenden Reisenden in America hat dort den Mais anders als cultivirt oder offenbar verwildert ange- troffen. Ueber unsere europäischen Kornarten besitzen wir nur sehr ungenaue Andeutungen, daß sie hin und wieder in den südwestlichen Ländern Mittelasiens wild gefunden seyn sollen. Aber die Geschichte weist uns nach, daß jene Gegenden früher eine so starke Bevölkerung nährten, und in einem so hohen Culturzustande sich befanden, daß
zeigen ſchon ſeit den älteſten Zeiten, über welche uns Nachrichten auf- behalten ſind, ſich nicht mehr ſo, wie ſie aus der Hand der Natur hervorgingen, ſondern durch die Cultureingriffe der Menſchen weſent- lich verändert. Die wilde Banane iſt eine kleine grüne, unſchmack- hafte Frucht, erfüllt mit zahlreichen Saamen; die cultivirte Pflanze dagegen enthält in ihrer nahrhaften Beere gar keine keimfähigen Saamen; ihre Erhaltung, ihre Vermehrung iſt ganz von der Thätig- keit des Menſchen abhängig, der ſie künſtlich durch Stecklinge fort- pflanzt. Ebenfalls ſchon ſehr früh müſſen die Menſchen die großſaa- migen Gräſer ihrer Vorrathskammer zinsbar gemacht haben. Wir kennen von keiner jetzt als Brodkorn benutzten Pflanze die Zeit, in der ſie aus dem Eden Gottes auf die Felder der Menſchen verpflanzt wurde. Ihre Benutzung ging von Einem Völkerſtamm auf den Andern über, aber wenn wir an die älteſten Quellen kommen, ſo berichtet uns die Sage in mannigfachem Gewande und verſchiedenartiger Aus- ſchmückung, daß ſie Geſchenke der Götter ſeyen, daß dieſe dem Men- ſchen den Kornbau gelehrt.
Die Perſonificirung phyſiſcher Kräfte und Vorgänge, des Lichts, der Wärme, des Regens, der Nilüberſchwemmungen, mag ſich mit der Verehrung von den einzelnen hervorragenden Perſönlichkeiten, die zuerſt verſuchten in weiterem Umfange die Schätze der Natur für die Zwecke der Menſchen auszubeuten, mannigfach in ſolchen Sagen ver- bunden und vermiſcht haben. Eine auffallende Erſcheinung, die auf das ungeheure Alter des Anbaus der Cerealien hindeutet, iſt, daß man trotz vieler gründlichen Nachforſchungen bis jetzt nicht im Stande geweſen iſt, die eigentliche natürliche Heimath der wichtigeren Korn- arten aufzufinden. Keiner der fleißig forſchenden Reiſenden in America hat dort den Mais anders als cultivirt oder offenbar verwildert ange- troffen. Ueber unſere europäiſchen Kornarten beſitzen wir nur ſehr ungenaue Andeutungen, daß ſie hin und wieder in den ſüdweſtlichen Ländern Mittelaſiens wild gefunden ſeyn ſollen. Aber die Geſchichte weiſt uns nach, daß jene Gegenden früher eine ſo ſtarke Bevölkerung nährten, und in einem ſo hohen Culturzuſtande ſich befanden, daß
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zeigen ſchon ſeit den älteſten Zeiten, über welche uns Nachrichten auf-
behalten ſind, ſich nicht mehr ſo, wie ſie aus der Hand der Natur
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lich verändert. Die wilde Banane iſt eine kleine grüne, unſchmack-
hafte Frucht, erfüllt mit zahlreichen Saamen; die cultivirte Pflanze
dagegen enthält in ihrer nahrhaften Beere gar keine keimfähigen
Saamen; ihre Erhaltung, ihre Vermehrung iſt ganz von der Thätig-
keit des Menſchen abhängig, der ſie künſtlich durch Stecklinge fort-
pflanzt. Ebenfalls ſchon ſehr früh müſſen die Menſchen die großſaa-
migen Gräſer ihrer Vorrathskammer zinsbar gemacht haben. Wir
kennen von keiner jetzt als Brodkorn benutzten Pflanze die Zeit, in
der ſie aus dem Eden Gottes auf die Felder der Menſchen verpflanzt
wurde. Ihre Benutzung ging von Einem Völkerſtamm auf den Andern
über, aber wenn wir an die älteſten Quellen kommen, ſo berichtet
uns die Sage in mannigfachem Gewande und verſchiedenartiger Aus-
ſchmückung, daß ſie Geſchenke der Götter ſeyen, daß dieſe dem Men-
ſchen den Kornbau gelehrt.
Die Perſonificirung phyſiſcher Kräfte und Vorgänge, des Lichts,
der Wärme, des Regens, der Nilüberſchwemmungen, mag ſich mit
der Verehrung von den einzelnen hervorragenden Perſönlichkeiten, die
zuerſt verſuchten in weiterem Umfange die Schätze der Natur für die
Zwecke der Menſchen auszubeuten, mannigfach in ſolchen Sagen ver-
bunden und vermiſcht haben. Eine auffallende Erſcheinung, die auf
das ungeheure Alter des Anbaus der Cerealien hindeutet, iſt, daß
man trotz vieler gründlichen Nachforſchungen bis jetzt nicht im Stande
geweſen iſt, die eigentliche natürliche Heimath der wichtigeren Korn-
arten aufzufinden. Keiner der fleißig forſchenden Reiſenden in America
hat dort den Mais anders als cultivirt oder offenbar verwildert ange-
troffen. Ueber unſere europäiſchen Kornarten beſitzen wir nur ſehr
ungenaue Andeutungen, daß ſie hin und wieder in den ſüdweſtlichen
Ländern Mittelaſiens wild gefunden ſeyn ſollen. Aber die Geſchichte
weiſt uns nach, daß jene Gegenden früher eine ſo ſtarke Bevölkerung
nährten, und in einem ſo hohen Culturzuſtande ſich befanden, daß
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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/290>, abgerufen am 25.11.2024.
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