Verbindungen dieser Elemente, nämlich das gewöhnlich flüssige Was- ser, welches aber auch in großer Menge als Dunst in der Luft ent- halten ist, ferner Kohlensäure und Ammoniak, welche sich beide nur als Gase in der Atmosphäre finden. -- Um die Betrachtung dieser drei Verbindungen, jener vier Elemente dreht sich die ganze Betrachtung des Thier- und Pflanzenlebens.
Unsere Atmosphäre ist aus etwa 4/5 Stickstoff und 1/5 Sauer- stoff gemengt, dazu kommen Kohlensäure etwa 1/2000 und Ammoniak- gas in noch nicht genau bestimmten Mengen. Seit man den Sauer- stoff durch Priestley kennen und seine Bedeutung beim Athmen hatte verstehen lernen, glaubte man die Güte der Luft nach ihrem Antheile an Sauerstoff beurtheilen zu können. Es entstand eine eigene Wissen- schaft, die Eudiometrie, die hauptsächlich auf Ausmittelung des Ver- hältnisses von Sauerstoff und Stickstoff in der Luft gerichtet war; nach und nach haben hierbei die Methoden größere Schärfe und Ge- nauigkeit gewonnen und man hat so gefunden, daß bis auf Tausend- theile die Luft überall, wo man sie auch untersucht, ganz gleich zu- sammengesetzt gefunden wird. Sehr voreilig hat man aber von dieser constanten Zusammensetzung der Atmosphäre Folgerungen in Bezug auf den Lebensproceß der Pflanzen und Thiere abgeleitet. Unsere ganze Atmosphäre enthält nämlich nach Poggendorfs Berechnung ohnge- fähr 1,954,570 Cubik-Meilen Sauerstoff, der jährliche Verbrauch desselben durch das Athmen aller Menschen und Thiere und durch sämmtliche Verbrennungsprocesse beträgt 21/2 Cub. M., also in 100 Jahren 250 Cub. M. oder beinahe nur ein Zehntausendstel. Eine Verminderung um eine so geringe Größe würden unsere Instrumente aber selbst dann noch nicht anzeigen, wenn sie auch schon seit Jahr- hunderten ebenso genau gearbeitet und angewendet worden wären. Eine bei Weitem größere Genauigkeit lassen nun unsere Methoden zur Bestimmung des Kohlensäuregehalts der Luft zu und deshalb stellt man eine weit sicherere Berechnung (wie sich später ergeben wird, für dieselben Folgerungen anwendbar) so: Beim Athmen haucht der Mensch für jeden Cubik-Zoll Sauerstoff, den er aufnimmt, einen
Verbindungen dieſer Elemente, nämlich das gewöhnlich flüſſige Waſ- ſer, welches aber auch in großer Menge als Dunſt in der Luft ent- halten iſt, ferner Kohlenſäure und Ammoniak, welche ſich beide nur als Gaſe in der Atmosphäre finden. — Um die Betrachtung dieſer drei Verbindungen, jener vier Elemente dreht ſich die ganze Betrachtung des Thier- und Pflanzenlebens.
Unſere Atmosphäre iſt aus etwa ⅘ Stickſtoff und ⅕ Sauer- ſtoff gemengt, dazu kommen Kohlenſäure etwa 1/2000 und Ammoniak- gas in noch nicht genau beſtimmten Mengen. Seit man den Sauer- ſtoff durch Prieſtley kennen und ſeine Bedeutung beim Athmen hatte verſtehen lernen, glaubte man die Güte der Luft nach ihrem Antheile an Sauerſtoff beurtheilen zu können. Es entſtand eine eigene Wiſſen- ſchaft, die Eudiometrie, die hauptſächlich auf Ausmittelung des Ver- hältniſſes von Sauerſtoff und Stickſtoff in der Luft gerichtet war; nach und nach haben hierbei die Methoden größere Schärfe und Ge- nauigkeit gewonnen und man hat ſo gefunden, daß bis auf Tauſend- theile die Luft überall, wo man ſie auch unterſucht, ganz gleich zu- ſammengeſetzt gefunden wird. Sehr voreilig hat man aber von dieſer conſtanten Zuſammenſetzung der Atmosphäre Folgerungen in Bezug auf den Lebensproceß der Pflanzen und Thiere abgeleitet. Unſere ganze Atmosphäre enthält nämlich nach Poggendorfs Berechnung ohnge- fähr 1,954,570 Cubik-Meilen Sauerſtoff, der jährliche Verbrauch deſſelben durch das Athmen aller Menſchen und Thiere und durch ſämmtliche Verbrennungsproceſſe beträgt 2½ Cub. M., alſo in 100 Jahren 250 Cub. M. oder beinahe nur ein Zehntauſendſtel. Eine Verminderung um eine ſo geringe Größe würden unſere Inſtrumente aber ſelbſt dann noch nicht anzeigen, wenn ſie auch ſchon ſeit Jahr- hunderten ebenſo genau gearbeitet und angewendet worden wären. Eine bei Weitem größere Genauigkeit laſſen nun unſere Methoden zur Beſtimmung des Kohlenſäuregehalts der Luft zu und deshalb ſtellt man eine weit ſicherere Berechnung (wie ſich ſpäter ergeben wird, für dieſelben Folgerungen anwendbar) ſo: Beim Athmen haucht der Menſch für jeden Cubik-Zoll Sauerſtoff, den er aufnimmt, einen
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Verbindungen dieſer Elemente, nämlich das gewöhnlich flüſſige Waſ-
ſer, welches aber auch in großer Menge als Dunſt in der Luft ent-
halten iſt, ferner Kohlenſäure und Ammoniak, welche ſich beide
nur als Gaſe in der Atmosphäre finden. — Um die Betrachtung
dieſer drei Verbindungen, jener vier Elemente dreht ſich die ganze
Betrachtung des Thier- und Pflanzenlebens.
Unſere Atmosphäre iſt aus etwa ⅘ Stickſtoff und ⅕ Sauer-
ſtoff gemengt, dazu kommen Kohlenſäure etwa 1/2000 und Ammoniak-
gas in noch nicht genau beſtimmten Mengen. Seit man den Sauer-
ſtoff durch Prieſtley kennen und ſeine Bedeutung beim Athmen hatte
verſtehen lernen, glaubte man die Güte der Luft nach ihrem Antheile
an Sauerſtoff beurtheilen zu können. Es entſtand eine eigene Wiſſen-
ſchaft, die Eudiometrie, die hauptſächlich auf Ausmittelung des Ver-
hältniſſes von Sauerſtoff und Stickſtoff in der Luft gerichtet war;
nach und nach haben hierbei die Methoden größere Schärfe und Ge-
nauigkeit gewonnen und man hat ſo gefunden, daß bis auf Tauſend-
theile die Luft überall, wo man ſie auch unterſucht, ganz gleich zu-
ſammengeſetzt gefunden wird. Sehr voreilig hat man aber von dieſer
conſtanten Zuſammenſetzung der Atmosphäre Folgerungen in Bezug
auf den Lebensproceß der Pflanzen und Thiere abgeleitet. Unſere ganze
Atmosphäre enthält nämlich nach Poggendorfs Berechnung ohnge-
fähr 1,954,570 Cubik-Meilen Sauerſtoff, der jährliche Verbrauch
deſſelben durch das Athmen aller Menſchen und Thiere und durch
ſämmtliche Verbrennungsproceſſe beträgt 2½ Cub. M., alſo in
100 Jahren 250 Cub. M. oder beinahe nur ein Zehntauſendſtel. Eine
Verminderung um eine ſo geringe Größe würden unſere Inſtrumente
aber ſelbſt dann noch nicht anzeigen, wenn ſie auch ſchon ſeit Jahr-
hunderten ebenſo genau gearbeitet und angewendet worden wären.
Eine bei Weitem größere Genauigkeit laſſen nun unſere Methoden
zur Beſtimmung des Kohlenſäuregehalts der Luft zu und deshalb
ſtellt man eine weit ſicherere Berechnung (wie ſich ſpäter ergeben wird,
für dieſelben Folgerungen anwendbar) ſo: Beim Athmen haucht der
Menſch für jeden Cubik-Zoll Sauerſtoff, den er aufnimmt, einen
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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/144>, abgerufen am 21.11.2024.
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