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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

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Locat. sing. Umbr., Altir.

Der dativ der i-stämme und der consonantischen auf ei, e,§. 254.
ei ist schwerlich ein echter dativ, da wir bei disen stämmen
den echten dativ im ganzen nur selten finden; lat. navei, nave,
navei (patrei, patre, patrei)
ist wol auß grundf. navaj-i zu er-
klären, wie griechisch polei auß *polej-i und eben so bei
den consonantischen, welche der analogie der i-stämme folgen.
Die selbe form gieng aber auch auf die u-stämme über, die ja
auch sonst mit den consonantischen gehen; senatu-ei wol auß
*senatov-ei *senatuv-ei (§. 154, 3, vgl. den genitiv sing. §. 252,
pg. 452), darauß senatuei, senatui, senatau.

Auch das oskische hat bei den a-stämmen den echten
locativ, z. b. muienikeie tereie (stamm tero neutr.; in terra
communi); femin. esaie viaie mefiaie (in ea via media). Die
consonantischen stämme haben die i-form wie im latein., z. b.
Diüv-eie, pater-eie u. s. f.

Umbrisch. Der dat. sg. der a-stämme ist in der form
nicht vom locativ zu scheiden, da oi und oi hier zu e (ei)
wird. Die i-stämme und die consonantischen bilden disen casus
wie latein. und oskisch, z. b. ocre, patre, nomne (ein mal nur
findet sich -i).

Altirisch. höchst warscheinlich verhielt sich auch in
beziehung auf die bildung dises casus das keltische wie das
italische, doch ist im altir. locativ und dativ nicht mer zu schei-
den. Ob in formen, wie 1. rig, rii, d. i. *reigi, 3. menmain,
d. i. *menman-i, talmain, ditin, anmaim (durch assimilation
für *anmain); 4. carait, d. i. *caranti; 5. athir, d. i. *patir-i;
8. biuth auß *bithu, wol für *bithu-i (vgl. d. latein. dat.); 9.
duli, duil, masc. faith = *daulei, *fathei auß *vati-i, *dauli-i
10. (s. den dativ im flg. §) fem. rainn, d. i. *ranni; ja-form
caili für *calji, locative oder dative vor ligen, d. h. ob das
casuszeichen früher i oder ai, darauß ei, ei, gewesen, läßt sich
nur nach der analogie entscheiden. Warscheinlich sind 1. 3.
4. 5. 8. 9. locative, aber, wie im italischen, nach der analogie
der i-stämme gebildet, daher ist das i nicht spurlos geschwun-
den; also z. b. 5. athir auß *patri-i, *patr-ei, 4. carait auß
carant-ei u. s. f. Im femininum der a-stämme z. b. rainn, d. i.

Schleicher, vgl. gramm. d. indog. spr. 30
Locat. sing. Umbr., Altir.

Der dativ der i-stämme und der consonantischen auf î, ê,§. 254.
ei ist schwerlich ein echter dativ, da wir bei disen stämmen
den echten dativ im ganzen nur selten finden; lat. navei, navê,
navî (patrei, patrê, patrî)
ist wol auß grundf. navaj-i zu er-
klären, wie griechisch πόλει auß *πολεϳ-ι und eben so bei
den consonantischen, welche der analogie der i-stämme folgen.
Die selbe form gieng aber auch auf die u-stämme über, die ja
auch sonst mit den consonantischen gehen; senatu-ei wol auß
*senatov-ei *senatuv-ei (§. 154, 3, vgl. den genitiv sing. §. 252,
pg. 452), darauß senatuî, senatui, senatû.

Auch das oskische hat bei den a-stämmen den echten
locativ, z. b. mu̇iͤnikeiͤ tereiͤ (stamm tero neutr.; in terra
communi); femin. esaiͤ viaiͤ mefiaiͤ (in ea via media). Die
consonantischen stämme haben die i-form wie im latein., z. b.
Diuͤv-eiͤ, pater-eiͤ u. s. f.

Umbrisch. Der dat. sg. der a-stämme ist in der form
nicht vom locativ zu scheiden, da oi und ôi hier zu e (ei)
wird. Die i-stämme und die consonantischen bilden disen casus
wie latein. und oskisch, z. b. ocre, patre, nomne (ein mal nur
findet sich -i).

Altirisch. höchst warscheinlich verhielt sich auch in
beziehung auf die bildung dises casus das keltische wie das
italische, doch ist im altir. locativ und dativ nicht mer zu schei-
den. Ob in formen, wie 1. ríg, ríi, d. i. *rîgi, 3. menmain,
d. i. *menman-i, talmain, dítin, anmaim (durch assimilation
für *anmain); 4. carait, d. i. *caranti; 5. athir, d. i. *patir-i;
8. biuth auß *bithu, wol für *bithu-i (vgl. d. latein. dat.); 9.
dúli, dúil, masc. fáith = *dûlî, *fâthî auß *vâti-i, *dûli-i
10. (s. den dativ im flg. §) fem. rainn, d. i. *ranni; ja-form
caili für *calji, locative oder dative vor ligen, d. h. ob das
casuszeichen früher i oder ai, darauß ei, î, gewesen, läßt sich
nur nach der analogie entscheiden. Warscheinlich sind 1. 3.
4. 5. 8. 9. locative, aber, wie im italischen, nach der analogie
der i-stämme gebildet, daher ist das i nicht spurlos geschwun-
den; also z. b. 5. athir auß *patri-i, *patr-î, 4. carait auß
carant-î u. s. f. Im femininum der a-stämme z. b. rainn, d. i.

Schleicher, vgl. gramm. d. indog. spr. 30
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[461/0187] Locat. sing. Umbr., Altir. Der dativ der i-stämme und der consonantischen auf î, ê, ei ist schwerlich ein echter dativ, da wir bei disen stämmen den echten dativ im ganzen nur selten finden; lat. navei, navê, navî (patrei, patrê, patrî) ist wol auß grundf. navaj-i zu er- klären, wie griechisch πόλει auß *πολεϳ-ι und eben so bei den consonantischen, welche der analogie der i-stämme folgen. Die selbe form gieng aber auch auf die u-stämme über, die ja auch sonst mit den consonantischen gehen; senatu-ei wol auß *senatov-ei *senatuv-ei (§. 154, 3, vgl. den genitiv sing. §. 252, pg. 452), darauß senatuî, senatui, senatû. §. 254. Auch das oskische hat bei den a-stämmen den echten locativ, z. b. mu̇iͤnikeiͤ tereiͤ (stamm tero neutr.; in terra communi); femin. esaiͤ viaiͤ mefiaiͤ (in ea via media). Die consonantischen stämme haben die i-form wie im latein., z. b. Diuͤv-eiͤ, pater-eiͤ u. s. f. Umbrisch. Der dat. sg. der a-stämme ist in der form nicht vom locativ zu scheiden, da oi und ôi hier zu e (ei) wird. Die i-stämme und die consonantischen bilden disen casus wie latein. und oskisch, z. b. ocre, patre, nomne (ein mal nur findet sich -i). Altirisch. höchst warscheinlich verhielt sich auch in beziehung auf die bildung dises casus das keltische wie das italische, doch ist im altir. locativ und dativ nicht mer zu schei- den. Ob in formen, wie 1. ríg, ríi, d. i. *rîgi, 3. menmain, d. i. *menman-i, talmain, dítin, anmaim (durch assimilation für *anmain); 4. carait, d. i. *caranti; 5. athir, d. i. *patir-i; 8. biuth auß *bithu, wol für *bithu-i (vgl. d. latein. dat.); 9. dúli, dúil, masc. fáith = *dûlî, *fâthî auß *vâti-i, *dûli-i 10. (s. den dativ im flg. §) fem. rainn, d. i. *ranni; ja-form caili für *calji, locative oder dative vor ligen, d. h. ob das casuszeichen früher i oder ai, darauß ei, î, gewesen, läßt sich nur nach der analogie entscheiden. Warscheinlich sind 1. 3. 4. 5. 8. 9. locative, aber, wie im italischen, nach der analogie der i-stämme gebildet, daher ist das i nicht spurlos geschwun- den; also z. b. 5. athir auß *patri-i, *patr-î, 4. carait auß carant-î u. s. f. Im femininum der a-stämme z. b. rainn, d. i. Schleicher, vgl. gramm. d. indog. spr. 30

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/187>, abgerufen am 03.05.2024.