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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

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Locat. sing. Lit., Altbulg.
§. 254.*rannei auß *rannai, caili, d. i. *caljei auß *caljai fält lo-
cativ und dativ in der form zusammen, grundform ist jedes
falles *rannai, *caljai.

Litauisch. Der locativ ist zwar vom dativ in der form
geschiden, doch sind auch die dative, außer bei 10 fem., war-
scheinlich locativformen. Alle consonantischen haben die form
der i-stämme (9), die mänl. a-stämme ziehen im locat. a-i in
e zusammen; als dativ haben sie einen locativ nach analogie
der u-stämme. Die stämme auf u und i und die feminina auf
a (10) haben die endung -je, die villeicht zu skr. -j-am zu
stellen ist, aber auch eben so wol anderes ursprungs sein
kann. (3. loc. akmeny-je, dat. akmeniui nach 10; 5. dugtery-je
nach 9) 8. sunu-je, darauß verkürzt sunu-i; sunui gilt als
dativ, ist aber doch warscheinlich eine locativform; 9. aky-je,
darauß verkürzt aky; 10. vilke auß *vilka-i (ja-stämme wie
9, dalgy-je); femin. aszvo-je, darauß aszvo, vgl. skr. acva-j-am;
ja
-stämme zole-je, darauß zole (vilkui, dalgiui gilt als dativ,
ist aber eine locativform nach 8, vergl. sunui, slaw. synu;
grundf. diser formen ist wol sunav-i, vilkav-i).

Altbulgarisch. Der locativ gilt fast bei allen stämmen
zugleich als dativ. Consonantische gehen nach 9 (2. slovesi,
3. imeni, 5. materi = kosti).

8. synu gilt meist als dativ u. ist wol auß synov-i, grundf.
sunav-i, entstanden; die form synov-i fungiert als dativ. Die ge-
steigerte form der u-stämme ist demnach nach analogie der i-
stämme behandelt, denn synovi ist = *synovei (§. 88, 6; loc.
syne ist nach 10 gebildet); 9. gosti, mogti slaw. -i = -ei und diß
auß i + i, stammaußlaut und locativzeichen; 10. vluce für
*vluke, d. i. *vlukai; die formen der u-stämme, näml. vluku,
locat. dat., und vlukov-i, dat., gehen auf dise stämme eben so
über, wie die formen der a-stämme auf die u-stämme (locat.
syne wie vluce); neutr. dele; femin. race für *rake, d. i. rakai
auß rakai; dise form kann locat. und dat. sein und gilt als
beides; ja-stämme koni auß *konje (§. 87, 3); femin. dusi
auß *duchje, nach den lautgesetzen; dat. konju und konjev-i
folgen der analogie der u-stämme.

Locat. sing. Lit., Altbulg.
§. 254.*rannî auß *rannai, caili, d. i. *caljî auß *caljai fält lo-
cativ und dativ in der form zusammen, grundform ist jedes
falles *rannâi, *caljâi.

Litauisch. Der locativ ist zwar vom dativ in der form
geschiden, doch sind auch die dative, außer bei 10 fem., war-
scheinlich locativformen. Alle consonantischen haben die form
der i-stämme (9), die mänl. a-stämme ziehen im locat. a-i in
e zusammen; als dativ haben sie einen locativ nach analogie
der u-stämme. Die stämme auf u und i und die feminina auf
â (10) haben die endung -je, die villeicht zu skr. -j-âm zu
stellen ist, aber auch eben so wol anderes ursprungs sein
kann. (3. loc. akmeny-jè, dat. ákmeniui nach 10; 5. dugtery-jè
nach 9) 8. sunu-jè, darauß verkürzt sunù-i; súnui gilt als
dativ, ist aber doch warscheinlich eine locativform; 9. aky-jè,
darauß verkürzt aký; 10. vilkè auß *vilka-i (ja-stämme wie
9, dàlgy-je); femin. ászvô-je, darauß ászvô, vgl. skr. áçvâ-j-âm;
ja
-stämme żôlė-jè, darauß żôlė́ (vìlkui, dàlgiui gilt als dativ,
ist aber eine locativform nach 8, vergl. súnui, slaw. synu;
grundf. diser formen ist wol sunav-i, vilkav-i).

Altbulgarisch. Der locativ gilt fast bei allen stämmen
zugleich als dativ. Consonantische gehen nach 9 (2. slovesi,
3. imeni, 5. materi = kosti).

8. synu gilt meist als dativ u. ist wol auß synov-ĭ, grundf.
sunav-i, entstanden; die form synov-i fungiert als dativ. Die ge-
steigerte form der u-stämme ist demnach nach analogie der i-
stämme behandelt, denn synovi ist = *synovî (§. 88, 6; loc.
syně ist nach 10 gebildet); 9. gosti, mogti slaw. -i = und diß
auß i + i, stammaußlaut und locativzeichen; 10. vlŭcě für
*vlŭkě, d. i. *vlŭkai; die formen der u-stämme, näml. vlŭku,
locat. dat., und vlŭkov-i, dat., gehen auf dise stämme eben so
über, wie die formen der a-stämme auf die u-stämme (locat.
syně wie vlŭcě); neutr. dělě; femin. rącě für *rąkě, d. i. rąkai
auß rąkâi; dise form kann locat. und dat. sein und gilt als
beides; ja-stämme koni auß *konjě (§. 87, 3); femin. duši
auß *duchjě, nach den lautgesetzen; dat. konju und konjev-i
folgen der analogie der u-stämme.

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[462/0188] Locat. sing. Lit., Altbulg. *rannî auß *rannai, caili, d. i. *caljî auß *caljai fält lo- cativ und dativ in der form zusammen, grundform ist jedes falles *rannâi, *caljâi. §. 254. Litauisch. Der locativ ist zwar vom dativ in der form geschiden, doch sind auch die dative, außer bei 10 fem., war- scheinlich locativformen. Alle consonantischen haben die form der i-stämme (9), die mänl. a-stämme ziehen im locat. a-i in e zusammen; als dativ haben sie einen locativ nach analogie der u-stämme. Die stämme auf u und i und die feminina auf â (10) haben die endung -je, die villeicht zu skr. -j-âm zu stellen ist, aber auch eben so wol anderes ursprungs sein kann. (3. loc. akmeny-jè, dat. ákmeniui nach 10; 5. dugtery-jè nach 9) 8. sunu-jè, darauß verkürzt sunù-i; súnui gilt als dativ, ist aber doch warscheinlich eine locativform; 9. aky-jè, darauß verkürzt aký; 10. vilkè auß *vilka-i (ja-stämme wie 9, dàlgy-je); femin. ászvô-je, darauß ászvô, vgl. skr. áçvâ-j-âm; ja-stämme żôlė-jè, darauß żôlė́ (vìlkui, dàlgiui gilt als dativ, ist aber eine locativform nach 8, vergl. súnui, slaw. synu; grundf. diser formen ist wol sunav-i, vilkav-i). Altbulgarisch. Der locativ gilt fast bei allen stämmen zugleich als dativ. Consonantische gehen nach 9 (2. slovesi, 3. imeni, 5. materi = kosti). 8. synu gilt meist als dativ u. ist wol auß synov-ĭ, grundf. sunav-i, entstanden; die form synov-i fungiert als dativ. Die ge- steigerte form der u-stämme ist demnach nach analogie der i- stämme behandelt, denn synovi ist = *synovî (§. 88, 6; loc. syně ist nach 10 gebildet); 9. gosti, mogti slaw. -i = -î und diß auß i + i, stammaußlaut und locativzeichen; 10. vlŭcě für *vlŭkě, d. i. *vlŭkai; die formen der u-stämme, näml. vlŭku, locat. dat., und vlŭkov-i, dat., gehen auf dise stämme eben so über, wie die formen der a-stämme auf die u-stämme (locat. syně wie vlŭcě); neutr. dělě; femin. rącě für *rąkě, d. i. rąkai auß rąkâi; dise form kann locat. und dat. sein und gilt als beides; ja-stämme koni auß *konjě (§. 87, 3); femin. duši auß *duchjě, nach den lautgesetzen; dat. konju und konjev-i folgen der analogie der u-stämme.

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/188>, abgerufen am 02.05.2024.