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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

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Grundzalen, 20--90.
§. 239.wol die ältere form auß *ennewe-konta, auß welcher das selt-
same und ser unursprüngliche enene- durch einschaltung des e
entstanden zu sein scheint.

Lateinisch. Außer -gin-ti bei 20 erscheint überall -gin-ta,
warscheinlich ein plur. neutr.; -gin-ti und -gin-ta stehen für
*degin-ti, degin-ta, und diß für *decen-ti, *decen-ta, grundform
diser stämme ist dakan-ti, dakan-ta; c ist hier g geworden,
wie ja vicesimus von einem *vicenti (s. u.) neben dem unursprüng-
licheren vigesimus sich erhalten hat. Demnach 20 vi-ginti auß
*dvi-decin-ti; 30. tri-gin-ta = *tria decin-ta; 40. quadra-ginta
mit erweichung von t zu d für *quatuora decinta; 50. quinqua-
ginta;
60. sexa-ginta; 70. septua-ginta von einem stamme septuo,
der sonst nicht erscheint; 80. octo-ginta; 90. nona-ginta, von
der ordinalzal, vgl. das griechische, mit dem das lateinische in
disen bildungen überhaupt wesentlich überein stimt.

Altirisch. 20. fi-chet d. i. vi-centi, vgl. lat. *vi-centi;
30. tri-chit, auch trichat ist vorauß zu setzen, *tri-canta; 40.
cethor-chit, cethor-chat, wol für *kathura-canta; 50. coicat, wie
es scheint für *coic-cat, auß coic quinque, und -cat für -can-ta;
60. wol *ses-cat; 70. sechtmo-gat; 80. ochtmo-gat, beide von or-
dinalzalen mit suffix -ma gebildet, also wol jüngerer entste-
hung; 90. *noi-chat. Die große übereinstimmung mit lateinisch
und griechisch im suffixe -cat, d. i. -kan-ta (§. 173, 1. 3.) =
-konta = lat. -ginta ligt zu tage.

Altbulgarisch. Durch zwei worte gegeben, z. b. 30
tri deseti und desete, lezteres von einem consonantischen stamme
deset.

Litauisch. Wie altbulgarisch, z. b. 30 trys deszimtys,
verkürzt tris-deszimt u. s. f.

Gotisch. 20--60 zwei worte, nur zusammen geschriben,
nämlich die einer mit dem plural von tigu msc., einem auß ur-
sprünglich dakan gebildeten u-stamme, dessen grundform also
daku wäre, z. b. 20. nom. tvai-tigju-s, 30. acc. thri-ns-tigu-ns,
60. dat. saihs-tigu-m u. s. f. 70--90. bedienen sich eines neu-
trum im singular von dakan mittels suffix -ta und steigerung
des wurzelvocales gebildet, also dakan-ta, d. i. gotisch tehun-d;

Grundzalen, 20—90.
§. 239.wol die ältere form auß *ἐννεϝή-ϰοντα, auß welcher das selt-
same und ser unursprüngliche ἐνενή- durch einschaltung des ε
entstanden zu sein scheint.

Lateinisch. Außer -gin-ti bei 20 erscheint überall -gin-ta,
warscheinlich ein plur. neutr.; -gin-ti und -gin-ta stehen für
*degin-ti, degin-ta, und diß für *decen-ti, *decen-ta, grundform
diser stämme ist dakan-ti, dakan-ta; c ist hier g geworden,
wie ja vicesimus von einem *vicenti (s. u.) neben dem unursprüng-
licheren vigesimus sich erhalten hat. Demnach 20 vi-ginti auß
*dvi-decin-ti; 30. tri-gin-ta = *tria decin-ta; 40. quadrâ-ginta
mit erweichung von t zu d für *quatuorâ decinta; 50. quinquâ-
ginta;
60. sexâ-ginta; 70. septuâ-ginta von einem stamme septuo,
der sonst nicht erscheint; 80. octô-ginta; 90. nonâ-ginta, von
der ordinalzal, vgl. das griechische, mit dem das lateinische in
disen bildungen überhaupt wesentlich überein stimt.

Altirisch. 20. fi-chet d. i. vi-centi, vgl. lat. *vi-centi;
30. tri-chit, auch trichat ist vorauß zu setzen, *tri-canta; 40.
cethor-chit, cethor-chat, wol für *kathura-canta; 50. cóicat, wie
es scheint für *cóic-cat, auß cóic quinque, und -cat für -can-ta;
60. wol *ses-cat; 70. sechtmo-gat; 80. ochtmo-gat, beide von or-
dinalzalen mit suffix -ma gebildet, also wol jüngerer entste-
hung; 90. *nói-chat. Die große übereinstimmung mit lateinisch
und griechisch im suffixe -cat, d. i. -kan-ta (§. 173, 1. 3.) =
-ϰοντα = lat. -ginta ligt zu tage.

Altbulgarisch. Durch zwei worte gegeben, z. b. 30
tri desęti und desęte, lezteres von einem consonantischen stamme
desęt.

Litauisch. Wie altbulgarisch, z. b. 30 trýs dészimtys,
verkürzt trìs-deszimt u. s. f.

Gotisch. 20—60 zwei worte, nur zusammen geschriben,
nämlich die einer mit dem plural von tigu msc., einem auß ur-
sprünglich dakan gebildeten u-stamme, dessen grundform also
daku wäre, z. b. 20. nom. tvai-tigju-s, 30. acc. thri-ns-tigu-ns,
60. dat. saíhs-tigu-m u. s. f. 70—90. bedienen sich eines neu-
trum im singular von dakan mittels suffix -ta und steigerung
des wurzelvocales gebildet, also dâkan-ta, d. i. gotisch têhun-d;

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[404/0130] Grundzalen, 20—90. wol die ältere form auß *ἐννεϝή-ϰοντα, auß welcher das selt- same und ser unursprüngliche ἐνενή- durch einschaltung des ε entstanden zu sein scheint. §. 239. Lateinisch. Außer -gin-ti bei 20 erscheint überall -gin-ta, warscheinlich ein plur. neutr.; -gin-ti und -gin-ta stehen für *degin-ti, degin-ta, und diß für *decen-ti, *decen-ta, grundform diser stämme ist dakan-ti, dakan-ta; c ist hier g geworden, wie ja vicesimus von einem *vicenti (s. u.) neben dem unursprüng- licheren vigesimus sich erhalten hat. Demnach 20 vi-ginti auß *dvi-decin-ti; 30. tri-gin-ta = *tria decin-ta; 40. quadrâ-ginta mit erweichung von t zu d für *quatuorâ decinta; 50. quinquâ- ginta; 60. sexâ-ginta; 70. septuâ-ginta von einem stamme septuo, der sonst nicht erscheint; 80. octô-ginta; 90. nonâ-ginta, von der ordinalzal, vgl. das griechische, mit dem das lateinische in disen bildungen überhaupt wesentlich überein stimt. Altirisch. 20. fi-chet d. i. vi-centi, vgl. lat. *vi-centi; 30. tri-chit, auch trichat ist vorauß zu setzen, *tri-canta; 40. cethor-chit, cethor-chat, wol für *kathura-canta; 50. cóicat, wie es scheint für *cóic-cat, auß cóic quinque, und -cat für -can-ta; 60. wol *ses-cat; 70. sechtmo-gat; 80. ochtmo-gat, beide von or- dinalzalen mit suffix -ma gebildet, also wol jüngerer entste- hung; 90. *nói-chat. Die große übereinstimmung mit lateinisch und griechisch im suffixe -cat, d. i. -kan-ta (§. 173, 1. 3.) = -ϰοντα = lat. -ginta ligt zu tage. Altbulgarisch. Durch zwei worte gegeben, z. b. 30 tri desęti und desęte, lezteres von einem consonantischen stamme desęt. Litauisch. Wie altbulgarisch, z. b. 30 trýs dészimtys, verkürzt trìs-deszimt u. s. f. Gotisch. 20—60 zwei worte, nur zusammen geschriben, nämlich die einer mit dem plural von tigu msc., einem auß ur- sprünglich dakan gebildeten u-stamme, dessen grundform also daku wäre, z. b. 20. nom. tvai-tigju-s, 30. acc. thri-ns-tigu-ns, 60. dat. saíhs-tigu-m u. s. f. 70—90. bedienen sich eines neu- trum im singular von dakan mittels suffix -ta und steigerung des wurzelvocales gebildet, also dâkan-ta, d. i. gotisch têhun-d;

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/130>, abgerufen am 03.05.2024.