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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

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Grundzalen, 11--19. 20--90.
§. 238.kai-deka, tris als kürzere form für treis zu faßen; 14. tessares-
kai-deka
u. s. f.

Lateinisch. 11. un-decim für *uni-decim; 12. duo-decim;
13. tre-decim, villeicht mit älterer stamform tra, vgl. ter-tius,
oder tre ist abkürzung von tres; 14. quatuor-decim u. s. f.
Von der jugend diser bildungsweise legt das ab weichende umbr.
12. desen-du-f acc. pl. zeugnis ab.

Altirisch. Beide worte getrent.

Altbulgarisch. Nicht zusammen gerükte worte, z. b.
11. jedinu na desete; deset-e weist auf einen consonantischen
stamm hin, darneben findet sich auch deseti (wörtlich unus su-
per decem) u. s. f.

Litauisch. An die einer tritt -lika, offenbar eine im li-
tauischen ungewönliche veränderung für *dika, urspr. dakan
(in andern sprachen findet sich l = d, so z. b. lat. §. 152, 2).
Der außlaut der einer wird gedent. 11. venu-lika für das zu
erwartende veno-lika, das die büchersprache zeigt; 12. dvy-lika,
dvy
auß dvi, urspr. dva gedent; 13. try-lika; 14. keturio-lika;
15. penkio-lika; 16. szeszio-lika; 17. septynio-lika; 18. asztunio-
lika;
19. devynio-lika.

Gotisch. 11. ain-libi; 12. tva-libi (nom. ain-lif, tva-lif);
ain
für aina (§. 113. 1) und tva sind die bekanten stämme
für 1. 2., -libi kann aber nichts andres sein als lit. -lika, d. i.
daka; l für d ist allerdings im deutschen one weiteres beispil,
b, f für g, h = urspr. k findet sich auch sonst (vgl. 4. 5.);
13.? 14. fidvor-taihun; 15. fimf-taihun, stamm fimf-taihuni.

§. 239.

Die zalen 20--90 (die zwischenzalen kommen hier nicht
in betracht, sie sind in jeder sprache klar, meist aber gar nicht
zusammen gesezt). Im arischen und südeuropäischen werden
die zalworte für 20--90 mittels zusammensetzungen der einer mit
einem von daka gebildeten, meist verkürzten oder sonst veränder-
ten substantiv auß gedrükt, im nordeuropäischen dagegen sind
einer und zehner besondere worte, höchstens an einander an ge-
schmolzen. Der gegensatz der unter sich näher verwanten zwei
abteilungen des sprachstammes, der arischen und der graecoita-
lokeltischen (s. d. einleitung, pg. 6) gegen die slawodeutsche

Grundzalen, 11—19. 20—90.
§. 238.ϰαί-δεϰα, τρις als kürzere form für τρεις zu faßen; 14. τεσσαρες-
ϰαί-δεϰα
u. s. f.

Lateinisch. 11. un-decim für *uni-decim; 12. duo-decim;
13. trĕ-decim, villeicht mit älterer stamform tra, vgl. ter-tius,
oder tre ist abkürzung von três; 14. quatuor-decim u. s. f.
Von der jugend diser bildungsweise legt das ab weichende umbr.
12. desen-du-f acc. pl. zeugnis ab.

Altirisch. Beide worte getrent.

Altbulgarisch. Nicht zusammen gerükte worte, z. b.
11. jedinŭ na desęte; desęt-e weist auf einen consonantischen
stamm hin, darneben findet sich auch desętĭ (wörtlich unus su-
per decem) u. s. f.

Litauisch. An die einer tritt -lika, offenbar eine im li-
tauischen ungewönliche veränderung für *dika, urspr. dakan
(in andern sprachen findet sich l = d, so z. b. lat. §. 152, 2).
Der außlaut der einer wird gedent. 11. vënů́-lika für das zu
erwartende vënó-lika, das die büchersprache zeigt; 12. dvý-lika,
dvy
auß dvi, urspr. dva gedent; 13. trý-lika; 14. keturió-lika;
15. penkió-lika; 16. szeszió-lika; 17. septynió-lika; 18. asztůnió-
lika;
19. devynió-lika.

Gotisch. 11. ain-libi; 12. tva-libi (nom. ain-lif, tva-lif);
ain
für aina (§. 113. 1) und tva sind die bekanten stämme
für 1. 2., -libi kann aber nichts andres sein als lit. -lika, d. i.
daka; l für d ist allerdings im deutschen one weiteres beispil,
b, f für g, h = urspr. k findet sich auch sonst (vgl. 4. 5.);
13.? 14. fidvôr-taíhun; 15. fimf-taíhun, stamm fimf-taihuni.

§. 239.

Die zalen 20—90 (die zwischenzalen kommen hier nicht
in betracht, sie sind in jeder sprache klar, meist aber gar nicht
zusammen gesezt). Im arischen und südeuropäischen werden
die zalworte für 20—90 mittels zusammensetzungen der einer mit
einem von daka gebildeten, meist verkürzten oder sonst veränder-
ten substantiv auß gedrükt, im nordeuropäischen dagegen sind
einer und zehner besondere worte, höchstens an einander an ge-
schmolzen. Der gegensatz der unter sich näher verwanten zwei
abteilungen des sprachstammes, der arischen und der graecoita-
lokeltischen (s. d. einleitung, pg. 6) gegen die slawodeutsche

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[402/0128] Grundzalen, 11—19. 20—90. ϰαί-δεϰα, τρις als kürzere form für τρεις zu faßen; 14. τεσσαρες- ϰαί-δεϰα u. s. f. §. 238. Lateinisch. 11. un-decim für *uni-decim; 12. duo-decim; 13. trĕ-decim, villeicht mit älterer stamform tra, vgl. ter-tius, oder tre ist abkürzung von três; 14. quatuor-decim u. s. f. Von der jugend diser bildungsweise legt das ab weichende umbr. 12. desen-du-f acc. pl. zeugnis ab. Altirisch. Beide worte getrent. Altbulgarisch. Nicht zusammen gerükte worte, z. b. 11. jedinŭ na desęte; desęt-e weist auf einen consonantischen stamm hin, darneben findet sich auch desętĭ (wörtlich unus su- per decem) u. s. f. Litauisch. An die einer tritt -lika, offenbar eine im li- tauischen ungewönliche veränderung für *dika, urspr. dakan (in andern sprachen findet sich l = d, so z. b. lat. §. 152, 2). Der außlaut der einer wird gedent. 11. vënů́-lika für das zu erwartende vënó-lika, das die büchersprache zeigt; 12. dvý-lika, dvy auß dvi, urspr. dva gedent; 13. trý-lika; 14. keturió-lika; 15. penkió-lika; 16. szeszió-lika; 17. septynió-lika; 18. asztůnió- lika; 19. devynió-lika. Gotisch. 11. ain-libi; 12. tva-libi (nom. ain-lif, tva-lif); ain für aina (§. 113. 1) und tva sind die bekanten stämme für 1. 2., -libi kann aber nichts andres sein als lit. -lika, d. i. daka; l für d ist allerdings im deutschen one weiteres beispil, b, f für g, h = urspr. k findet sich auch sonst (vgl. 4. 5.); 13.? 14. fidvôr-taíhun; 15. fimf-taíhun, stamm fimf-taihuni. Die zalen 20—90 (die zwischenzalen kommen hier nicht in betracht, sie sind in jeder sprache klar, meist aber gar nicht zusammen gesezt). Im arischen und südeuropäischen werden die zalworte für 20—90 mittels zusammensetzungen der einer mit einem von daka gebildeten, meist verkürzten oder sonst veränder- ten substantiv auß gedrükt, im nordeuropäischen dagegen sind einer und zehner besondere worte, höchstens an einander an ge- schmolzen. Der gegensatz der unter sich näher verwanten zwei abteilungen des sprachstammes, der arischen und der graecoita- lokeltischen (s. d. einleitung, pg. 6) gegen die slawodeutsche

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/128>, abgerufen am 03.05.2024.