Person im Singularis und Pluralis der Zeit- worte zum Beispiel, zeigen sich wieder vollstän- dig und in vollkommner Uebereinstimmung. Es kann mit einem Worte bei der Betrachtung die- ser alten Denkmahle der germanischen Sprache nicht der mindeste Zweifel übrig bleiben, daß sie ehedem eine ganz ähnliche grammatische Struc- tur hatte, wie das Griechische und Römische.
Noch jetzt sind sehr viele Spuren dieser äl- tern Sprachform im Deutschen, im eigentlichen Deutschen mehr, als im Englischen und in den skandinavischen Mundarten übrig; wenn aber im Ganzen hier das Princip der neuern Gramma- tik, die Conjugation vorzüglich durch Hülfsverba, die Declination durch Präpositionen zu bilden, herrschend ist, so darf uns dieß um so weniger irre machen, da auch die sämmtlichen aus dem Lateinischen abstammenden romanischen Sprachen, wie nicht minder alle hindostanische Mundarten, wie sie jetzt noch gesprochen werden, die sich zum Sanskrit etwa eben so verhalten, wie jene zum Lateinischen, eine ähnliche Veränderung erlitten haben. Es bedarf auch keiner äussern Ursache, um diese überall gleichförmig sich zeigende Er-
Perſon im Singularis und Pluralis der Zeit- worte zum Beiſpiel, zeigen ſich wieder vollſtaͤn- dig und in vollkommner Uebereinſtimmung. Es kann mit einem Worte bei der Betrachtung die- ſer alten Denkmahle der germaniſchen Sprache nicht der mindeſte Zweifel uͤbrig bleiben, daß ſie ehedem eine ganz aͤhnliche grammatiſche Struc- tur hatte, wie das Griechiſche und Roͤmiſche.
Noch jetzt ſind ſehr viele Spuren dieſer aͤl- tern Sprachform im Deutſchen, im eigentlichen Deutſchen mehr, als im Engliſchen und in den ſkandinaviſchen Mundarten uͤbrig; wenn aber im Ganzen hier das Princip der neuern Gramma- tik, die Conjugation vorzuͤglich durch Huͤlfsverba, die Declination durch Praͤpoſitionen zu bilden, herrſchend iſt, ſo darf uns dieß um ſo weniger irre machen, da auch die ſaͤmmtlichen aus dem Lateiniſchen abſtammenden romaniſchen Sprachen, wie nicht minder alle hindoſtaniſche Mundarten, wie ſie jetzt noch geſprochen werden, die ſich zum Sanſkrit etwa eben ſo verhalten, wie jene zum Lateiniſchen, eine aͤhnliche Veraͤnderung erlitten haben. Es bedarf auch keiner aͤuſſern Urſache, um dieſe uͤberall gleichfoͤrmig ſich zeigende Er-
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[34/0053]
Perſon im Singularis und Pluralis der Zeit-
worte zum Beiſpiel, zeigen ſich wieder vollſtaͤn-
dig und in vollkommner Uebereinſtimmung. Es
kann mit einem Worte bei der Betrachtung die-
ſer alten Denkmahle der germaniſchen Sprache
nicht der mindeſte Zweifel uͤbrig bleiben, daß ſie
ehedem eine ganz aͤhnliche grammatiſche Struc-
tur hatte, wie das Griechiſche und Roͤmiſche.
Noch jetzt ſind ſehr viele Spuren dieſer aͤl-
tern Sprachform im Deutſchen, im eigentlichen
Deutſchen mehr, als im Engliſchen und in den
ſkandinaviſchen Mundarten uͤbrig; wenn aber im
Ganzen hier das Princip der neuern Gramma-
tik, die Conjugation vorzuͤglich durch Huͤlfsverba,
die Declination durch Praͤpoſitionen zu bilden,
herrſchend iſt, ſo darf uns dieß um ſo weniger
irre machen, da auch die ſaͤmmtlichen aus dem
Lateiniſchen abſtammenden romaniſchen Sprachen,
wie nicht minder alle hindoſtaniſche Mundarten,
wie ſie jetzt noch geſprochen werden, die ſich zum
Sanſkrit etwa eben ſo verhalten, wie jene zum
Lateiniſchen, eine aͤhnliche Veraͤnderung erlitten
haben. Es bedarf auch keiner aͤuſſern Urſache,
um dieſe uͤberall gleichfoͤrmig ſich zeigende Er-
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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/53>, abgerufen am 25.11.2024.
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