Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

gen der indischen Wurzel kri, wie kriyan,
kriyote
schließt sich noch das lateinische creare
an.

Es wäre zu wünschen, daß jemand der mit
allen Hülfsmitteln dazu versehen wäre, Unter-
suchungen darüber anstellte, wie die persische
Grammatik ehedem beschaffen gewesen, ob sie sich
vielleicht in einigen Stücken geändert hat, und
einst der indischen und griechischen noch ähnlicher
war, als sie es jetzt ist. Dieß würde mehr Auf-
schluß und Bestätigung geben, als eine noch so
große Anzahl übereinstimmender Wurzeln. Ue-
berhaupt ware zu wünschen, daß das Studium
dieser schönen Sprache auch in Deutschland all-
gemeiner würde. Für Poesie dürfte außer der
Griechischen nicht leicht eine belohnender gefun-
den werden *). Die oft bemerkte Verwandt-

*) Die Pariser Bibliothek ist nicht nur sehr reich an persischen
Manuscripten, sondern besitzt auch an Herrn Chezy ei-
nen Gelehrten, der die vertrauteste Kenntniß der Sprache
überhaupt mit einem besonders feinen und geübten Gefühl
für die eigenthümlichen Schönheiten und Schwierigkeiten
der persischen Dichtersprache verbindet.

gen der indiſchen Wurzel kri, wie kriyan,
kriyote
ſchließt ſich noch das lateiniſche creare
an.

Es waͤre zu wuͤnſchen, daß jemand der mit
allen Huͤlfsmitteln dazu verſehen waͤre, Unter-
ſuchungen daruͤber anſtellte, wie die perſiſche
Grammatik ehedem beſchaffen geweſen, ob ſie ſich
vielleicht in einigen Stuͤcken geaͤndert hat, und
einſt der indiſchen und griechiſchen noch aͤhnlicher
war, als ſie es jetzt iſt. Dieß wuͤrde mehr Auf-
ſchluß und Beſtaͤtigung geben, als eine noch ſo
große Anzahl uͤbereinſtimmender Wurzeln. Ue-
berhaupt ware zu wuͤnſchen, daß das Studium
dieſer ſchoͤnen Sprache auch in Deutſchland all-
gemeiner wuͤrde. Fuͤr Poeſie duͤrfte außer der
Griechiſchen nicht leicht eine belohnender gefun-
den werden *). Die oft bemerkte Verwandt-

*) Die Pariſer Bibliothek iſt nicht nur ſehr reich an perſiſchen
Manuſcripten, ſondern beſitzt auch an Herrn Chezy ei-
nen Gelehrten, der die vertrauteſte Kenntniß der Sprache
überhaupt mit einem beſonders feinen und geübten Gefühl
für die eigenthümlichen Schönheiten und Schwierigkeiten
der perſiſchen Dichterſprache verbindet.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0050" n="31"/>
gen der indi&#x017F;chen Wurzel <hi rendition="#g">kri,</hi> wie <hi rendition="#g">kriyan,<lb/>
kriyote</hi> &#x017F;chließt &#x017F;ich noch das lateini&#x017F;che <hi rendition="#aq">creare</hi><lb/>
an.</p><lb/>
          <p>Es wa&#x0364;re zu wu&#x0364;n&#x017F;chen, daß jemand der mit<lb/>
allen Hu&#x0364;lfsmitteln dazu ver&#x017F;ehen wa&#x0364;re, Unter-<lb/>
&#x017F;uchungen daru&#x0364;ber an&#x017F;tellte, wie die per&#x017F;i&#x017F;che<lb/>
Grammatik ehedem be&#x017F;chaffen gewe&#x017F;en, ob &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
vielleicht in einigen Stu&#x0364;cken gea&#x0364;ndert hat, und<lb/>
ein&#x017F;t der indi&#x017F;chen und griechi&#x017F;chen noch a&#x0364;hnlicher<lb/>
war, als &#x017F;ie es jetzt i&#x017F;t. Dieß wu&#x0364;rde mehr Auf-<lb/>
&#x017F;chluß und Be&#x017F;ta&#x0364;tigung geben, als eine noch &#x017F;o<lb/>
große Anzahl u&#x0364;berein&#x017F;timmender Wurzeln. Ue-<lb/>
berhaupt ware zu wu&#x0364;n&#x017F;chen, daß das Studium<lb/>
die&#x017F;er &#x017F;cho&#x0364;nen Sprache auch in Deut&#x017F;chland all-<lb/>
gemeiner wu&#x0364;rde. Fu&#x0364;r Poe&#x017F;ie du&#x0364;rfte außer der<lb/>
Griechi&#x017F;chen nicht leicht eine belohnender gefun-<lb/>
den werden <note place="foot" n="*)">Die Pari&#x017F;er Bibliothek i&#x017F;t nicht nur &#x017F;ehr reich an per&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Manu&#x017F;cripten, &#x017F;ondern be&#x017F;itzt auch an Herrn <hi rendition="#g">Chezy</hi> ei-<lb/>
nen Gelehrten, der die vertraute&#x017F;te Kenntniß der Sprache<lb/>
überhaupt mit einem be&#x017F;onders feinen und geübten Gefühl<lb/>
für die eigenthümlichen Schönheiten und Schwierigkeiten<lb/>
der per&#x017F;i&#x017F;chen Dichter&#x017F;prache verbindet.</note>. Die oft bemerkte Verwandt-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0050] gen der indiſchen Wurzel kri, wie kriyan, kriyote ſchließt ſich noch das lateiniſche creare an. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß jemand der mit allen Huͤlfsmitteln dazu verſehen waͤre, Unter- ſuchungen daruͤber anſtellte, wie die perſiſche Grammatik ehedem beſchaffen geweſen, ob ſie ſich vielleicht in einigen Stuͤcken geaͤndert hat, und einſt der indiſchen und griechiſchen noch aͤhnlicher war, als ſie es jetzt iſt. Dieß wuͤrde mehr Auf- ſchluß und Beſtaͤtigung geben, als eine noch ſo große Anzahl uͤbereinſtimmender Wurzeln. Ue- berhaupt ware zu wuͤnſchen, daß das Studium dieſer ſchoͤnen Sprache auch in Deutſchland all- gemeiner wuͤrde. Fuͤr Poeſie duͤrfte außer der Griechiſchen nicht leicht eine belohnender gefun- den werden *). Die oft bemerkte Verwandt- *) Die Pariſer Bibliothek iſt nicht nur ſehr reich an perſiſchen Manuſcripten, ſondern beſitzt auch an Herrn Chezy ei- nen Gelehrten, der die vertrauteſte Kenntniß der Sprache überhaupt mit einem beſonders feinen und geübten Gefühl für die eigenthümlichen Schönheiten und Schwierigkeiten der perſiſchen Dichterſprache verbindet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/50
Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/50>, abgerufen am 21.11.2024.