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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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"Ich bin's allein", also gedenkst in dir du, kennst nicht
den im Herzen, den alten Seher 1);
Willst, dem bekannt alle des Schuld' gen Thaten, im
Angesicht dessen die Sünde begehn.
Denkst, wenn vollbracht die Unthat ist: "Keiner weiß
ja, daß ich es war;"
Doch es wissen's die Götter all, selbst auch innen
der inn're Mensch.
Sonn' und der Mond, Feuer und Luft, die Himmel,
die Erd' und Fluth, innen das Herz, die Tief' auch,
Ja Tag und Nacht, samt den Zeiten beide, auch des
Rechts Gott, sehen das Thun des Menschen.
Dort im Abgrund des Todes Gott, verlöscht was
übles der gethan,
Mit dem zufrieden der Geist ist, so die That schauend
in uns wohnt;
Doch mit wem nicht er zufrieden, wer von übler
Gesinnung ist,
Den vernichtet des Todes Gott selbst, den schuld'gen,
in übler That.
Mich die selbst du gewählt hattest, o verschmäh
die getreue nicht;
Achtend nicht, die du achten sollst, mich dein eigen
bestimmtes Weib.
1) Den im Herzen, den alten Seher, oder den alten Einsiedler
hritsoyom munin puranon; das Gewissen.
„Ich bin’s allein“, alſo gedenkſt in dir du, kennſt nicht
den im Herzen, den alten Seher 1);
Willſt, dem bekannt alle des Schuld’ gen Thaten, im
Angeſicht deſſen die Sünde begehn.
Denkſt, wenn vollbracht die Unthat iſt: „Keiner weiß
ja, daß ich es war;“
Doch es wiſſen’s die Götter all, ſelbſt auch innen
der inn’re Menſch.
Sonn’ und der Mond, Feuer und Luft, die Himmel,
die Erd’ und Fluth, innen das Herz, die Tief’ auch,
Ja Tag und Nacht, ſamt den Zeiten beide, auch des
Rechts Gott, ſehen das Thun des Menſchen.
Dort im Abgrund des Todes Gott, verlöſcht was
übles der gethan,
Mit dem zufrieden der Geiſt iſt, ſo die That ſchauend
in uns wohnt;
Doch mit wem nicht er zufrieden, wer von übler
Geſinnung iſt,
Den vernichtet des Todes Gott ſelbſt, den ſchuld’gen,
in übler That.
Mich die ſelbſt du gewählt hatteſt, o verſchmäh
die getreue nicht;
Achtend nicht, die du achten ſollſt, mich dein eigen
beſtimmtes Weib.
1) Den im Herzen, den alten Seher, oder den alten Einſiedler
hritſoyom munin puranon; das Gewiſſen.
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[320/0339] „Ich bin’s allein“, alſo gedenkſt in dir du, kennſt nicht den im Herzen, den alten Seher 1); Willſt, dem bekannt alle des Schuld’ gen Thaten, im Angeſicht deſſen die Sünde begehn. Denkſt, wenn vollbracht die Unthat iſt: „Keiner weiß ja, daß ich es war;“ Doch es wiſſen’s die Götter all, ſelbſt auch innen der inn’re Menſch. Sonn’ und der Mond, Feuer und Luft, die Himmel, die Erd’ und Fluth, innen das Herz, die Tief’ auch, Ja Tag und Nacht, ſamt den Zeiten beide, auch des Rechts Gott, ſehen das Thun des Menſchen. Dort im Abgrund des Todes Gott, verlöſcht was übles der gethan, Mit dem zufrieden der Geiſt iſt, ſo die That ſchauend in uns wohnt; Doch mit wem nicht er zufrieden, wer von übler Geſinnung iſt, Den vernichtet des Todes Gott ſelbſt, den ſchuld’gen, in übler That. Mich die ſelbſt du gewählt hatteſt, o verſchmäh die getreue nicht; Achtend nicht, die du achten ſollſt, mich dein eigen beſtimmtes Weib. 1) Den im Herzen, den alten Seher, oder den alten Einſiedler hritſoyom munin puranon; das Gewiſſen.

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/339>, abgerufen am 24.11.2024.