Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.O warum blickst du verächtlich auf mich, wie eine niedrige? Nicht ja in einer Wüste hier klag' ich, warum nicht hörst du mich? Aber wenn du der flehenden, nicht ein Wort mir gewähren willst, In hundert Stücke, Dushvonto! wird zersprin- gen alsbald mein Haupt. So der Frau ihr Gemahl nahet, wird er wieder- gebohren selbst Von der, die Mutter durch ihn wird, wie alter Seher Zeugniß spricht. 2) Wohl ist die Frau des Manns Hälfte, die Frau der Freunde innigster; Ist die Frau alles Heiles Quell, die Frau Wurzel des Retters auch. 2) Frenndinnen sind dem Einsamen sie zum Trost mit süßem Gespräch; 2) Das Geheimniß der Ehe nach der indischen Lehre beruht erstlich darauf, daß diese Verbindung auch in jenem Leben fortdauert, vorzüglich aber darauf, daß der Sohn, der der Vater selbst in einer neuen Verwandlung ist, allein das Vermögen besitzt, durch fromme Werke und Gebräuche der Andacht die Seele des Vaters von den Strafen, die er für seine Verschuldungen in jener Welt leiden muß, zu befreien. Daher wird er der Retter des Vaters genannt, und daher wird es für das größte Unglück geachtet, keinen Sohn zu haben. 2) Das Geheimniß der Ehe nach der indischen Lehre beruht erstlich darauf, daß diese Verbindung auch in jenem Leben fortdauert, vorzüglich aber darauf, daß der Sohn, der der Vater selbst in einer neuen Verwandlung ist, allein das Vermögen besitzt, durch fromme Werke und Gebräuche der Andacht die Seele des Vaters von den Strafen, die er für seine Verschuldungen in jener Welt leiden muß, zu befreien. Daher wird er der Retter des Vaters genannt, und daher wird es für das größte Unglück geachtet, keinen Sohn zu haben. 21
O warum blickſt du verächtlich auf mich, wie eine niedrige? Nicht ja in einer Wüſte hier klag’ ich, warum nicht hörſt du mich? Aber wenn du der flehenden, nicht ein Wort mir gewähren willſt, In hundert Stücke, Duſhvonto! wird zerſprin- gen alsbald mein Haupt. So der Frau ihr Gemahl nahet, wird er wieder- gebohren ſelbſt Von der, die Mutter durch ihn wird, wie alter Seher Zeugniß ſpricht. 2) Wohl iſt die Frau des Manns Hälfte, die Frau der Freunde innigſter; Iſt die Frau alles Heiles Quell, die Frau Wurzel des Retters auch. 2) Frenndinnen ſind dem Einſamen ſie zum Troſt mit ſüßem Geſpräch; 2) Das Geheimniß der Ehe nach der indiſchen Lehre beruht erſtlich darauf, daß dieſe Verbindung auch in jenem Leben fortdauert, vorzüglich aber darauf, daß der Sohn, der der Vater ſelbſt in einer neuen Verwandlung iſt, allein das Vermögen beſitzt, durch fromme Werke und Gebräuche der Andacht die Seele des Vaters von den Strafen, die er für ſeine Verſchuldungen in jener Welt leiden muß, zu befreien. Daher wird er der Retter des Vaters genannt, und daher wird es für das größte Unglück geachtet, keinen Sohn zu haben. 2) Das Geheimniß der Ehe nach der indiſchen Lehre beruht erſtlich darauf, daß dieſe Verbindung auch in jenem Leben fortdauert, vorzüglich aber darauf, daß der Sohn, der der Vater ſelbſt in einer neuen Verwandlung iſt, allein das Vermögen beſitzt, durch fromme Werke und Gebräuche der Andacht die Seele des Vaters von den Strafen, die er für ſeine Verſchuldungen in jener Welt leiden muß, zu befreien. Daher wird er der Retter des Vaters genannt, und daher wird es für das größte Unglück geachtet, keinen Sohn zu haben. 21
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O warum blickſt du verächtlich auf mich, wie eine
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Nicht ja in einer Wüſte hier klag’ ich, warum
nicht hörſt du mich?
Aber wenn du der flehenden, nicht ein Wort mir
gewähren willſt,
In hundert Stücke, Duſhvonto! wird zerſprin-
gen alsbald mein Haupt.
So der Frau ihr Gemahl nahet, wird er wieder-
gebohren ſelbſt
Von der, die Mutter durch ihn wird, wie alter
Seher Zeugniß ſpricht. 2)
Wohl iſt die Frau des Manns Hälfte, die Frau
der Freunde innigſter;
Iſt die Frau alles Heiles Quell, die Frau Wurzel
des Retters auch. 2)
Frenndinnen ſind dem Einſamen ſie zum Troſt mit
ſüßem Geſpräch;
2) Das Geheimniß der Ehe nach der indiſchen Lehre beruht
erſtlich darauf, daß dieſe Verbindung auch in jenem Leben
fortdauert, vorzüglich aber darauf, daß der Sohn, der der
Vater ſelbſt in einer neuen Verwandlung iſt, allein das
Vermögen beſitzt, durch fromme Werke und Gebräuche
der Andacht die Seele des Vaters von den Strafen, die
er für ſeine Verſchuldungen in jener Welt leiden muß, zu
befreien. Daher wird er der Retter des Vaters genannt,
und daher wird es für das größte Unglück geachtet, keinen
Sohn zu haben.
2) Das Geheimniß der Ehe nach der indiſchen Lehre beruht
erſtlich darauf, daß dieſe Verbindung auch in jenem Leben
fortdauert, vorzüglich aber darauf, daß der Sohn, der der
Vater ſelbſt in einer neuen Verwandlung iſt, allein das
Vermögen beſitzt, durch fromme Werke und Gebräuche
der Andacht die Seele des Vaters von den Strafen, die
er für ſeine Verſchuldungen in jener Welt leiden muß, zu
befreien. Daher wird er der Retter des Vaters genannt,
und daher wird es für das größte Unglück geachtet, keinen
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Zitationshilfe: | Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/340>, abgerufen am 25.07.2024. |