Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Welcher Mann nun, o Männer Haupt! durch dieß
all nicht erschüttert wird,
Gleich in Freud' und in Leid, standhaft, der gedeiht
der Unsterblichkeit.
Nicht was unwahr, wird seiend je, noch was nicht
ist, gefunden wahr;
Wohl ist der beiden Gränz' erkannt denen, welche
das Wesen schaun.
Unvernichtbar wohl ist, wisse, das wodurch dieses
All besteht;
Nicht mag vernichten irgend wer, was unsterblichen
Wesens ist.
Diese endlichen Leiber hier sind nur Hülle des
Ewigen,
Das keiner vernichtet noch mißt; auf denn! und
kämpfe, Bhorots Sohn.
Wer irgend wähnt, daß dieß tödte, und wer, daß
es getödtet sei;
Wohl nicht weise sind beide sie; nicht tödten kann's
und sterben nicht.
Gebohren wird's niemals und stirbt auch nimmer; nicht
gilt, es war hier und es wird sein, ist jetzt;
Denn unerzeugt ewig wohl ist's das alte, und nicht er-
stirbt's, wird auch der Leib getödtet.

Bhorot dem Sohn des Dushvonto und der Sokuntola ab-
stammt. Daher jener Beinahme des Orjun.
Welcher Mann nun, o Männer Haupt! durch dieß
all nicht erſchüttert wird,
Gleich in Freud’ und in Leid, ſtandhaft, der gedeiht
der Unſterblichkeit.
Nicht was unwahr, wird ſeiend je, noch was nicht
iſt, gefunden wahr;
Wohl iſt der beiden Gränz’ erkannt denen, welche
das Weſen ſchaun.
Unvernichtbar wohl iſt, wiſſe, das wodurch dieſes
All beſteht;
Nicht mag vernichten irgend wer, was unſterblichen
Weſens iſt.
Dieſe endlichen Leiber hier ſind nur Hülle des
Ewigen,
Das keiner vernichtet noch mißt; auf denn! und
kämpfe, Bhorots Sohn.
Wer irgend wähnt, daß dieß tödte, und wer, daß
es getödtet ſei;
Wohl nicht weiſe ſind beide ſie; nicht tödten kann’s
und ſterben nicht.
Gebohren wird’s niemals und ſtirbt auch nimmer; nicht
gilt, es war hier und es wird ſein, iſt jetzt;
Denn unerzeugt ewig wohl iſt’s das alte, und nicht er-
ſtirbt’s, wird auch der Leib getödtet.

Bhorot dem Sohn des Duſhvonto und der Sokuntola ab-
ſtammt. Daher jener Beinahme des Orjun.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0311" n="292"/>
            <lg type="poem">
              <l>Welcher Mann nun, o Männer Haupt! durch dieß</l><lb/>
              <l>all nicht er&#x017F;chüttert wird,</l><lb/>
              <l>Gleich in Freud&#x2019; und in Leid, &#x017F;tandhaft, der gedeiht</l><lb/>
              <l>der Un&#x017F;terblichkeit.</l><lb/>
              <l>Nicht was unwahr, wird &#x017F;eiend je, noch was nicht</l><lb/>
              <l>i&#x017F;t, gefunden wahr;</l><lb/>
              <l>Wohl i&#x017F;t der beiden Gränz&#x2019; erkannt denen, welche</l><lb/>
              <l>das We&#x017F;en &#x017F;chaun.</l><lb/>
              <l>Unvernichtbar wohl i&#x017F;t, wi&#x017F;&#x017F;e, das wodurch die&#x017F;es</l><lb/>
              <l>All be&#x017F;teht;</l><lb/>
              <l>Nicht mag vernichten irgend wer, was un&#x017F;terblichen</l><lb/>
              <l>We&#x017F;ens i&#x017F;t.</l><lb/>
              <l>Die&#x017F;e endlichen Leiber hier &#x017F;ind nur Hülle des</l><lb/>
              <l>Ewigen,</l><lb/>
              <l>Das keiner vernichtet noch mißt; auf denn! und</l><lb/>
              <l>kämpfe, <hi rendition="#g">Bhorots</hi> Sohn.</l><lb/>
              <l>Wer irgend wähnt, daß dieß tödte, und wer, daß</l><lb/>
              <l>es getödtet &#x017F;ei;</l><lb/>
              <l>Wohl nicht wei&#x017F;e &#x017F;ind beide &#x017F;ie; nicht tödten kann&#x2019;s</l><lb/>
              <l>und &#x017F;terben nicht.</l><lb/>
              <l>Gebohren wird&#x2019;s niemals und &#x017F;tirbt auch nimmer; nicht</l><lb/>
              <l>gilt, es <hi rendition="#g">war</hi> hier und es <hi rendition="#g">wird</hi> &#x017F;ein, <hi rendition="#g">i&#x017F;t</hi> jetzt;</l><lb/>
              <l>Denn unerzeugt ewig wohl i&#x017F;t&#x2019;s das alte, und nicht er-</l><lb/>
              <l>&#x017F;tirbt&#x2019;s, wird auch der Leib getödtet.</l><lb/>
              <l>
                <note xml:id="note-0311" prev="#note-0310" place="foot" n="5)">Bhorot dem Sohn des Du&#x017F;hvonto und der Sokuntola ab-<lb/>
&#x017F;tammt. Daher jener Beinahme des Orjun.</note>
              </l><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0311] Welcher Mann nun, o Männer Haupt! durch dieß all nicht erſchüttert wird, Gleich in Freud’ und in Leid, ſtandhaft, der gedeiht der Unſterblichkeit. Nicht was unwahr, wird ſeiend je, noch was nicht iſt, gefunden wahr; Wohl iſt der beiden Gränz’ erkannt denen, welche das Weſen ſchaun. Unvernichtbar wohl iſt, wiſſe, das wodurch dieſes All beſteht; Nicht mag vernichten irgend wer, was unſterblichen Weſens iſt. Dieſe endlichen Leiber hier ſind nur Hülle des Ewigen, Das keiner vernichtet noch mißt; auf denn! und kämpfe, Bhorots Sohn. Wer irgend wähnt, daß dieß tödte, und wer, daß es getödtet ſei; Wohl nicht weiſe ſind beide ſie; nicht tödten kann’s und ſterben nicht. Gebohren wird’s niemals und ſtirbt auch nimmer; nicht gilt, es war hier und es wird ſein, iſt jetzt; Denn unerzeugt ewig wohl iſt’s das alte, und nicht er- ſtirbt’s, wird auch der Leib getödtet. 5) 5) Bhorot dem Sohn des Duſhvonto und der Sokuntola ab- ſtammt. Daher jener Beinahme des Orjun.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/311
Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/311>, abgerufen am 05.05.2024.