Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.108. Berufte sich zum Kampfhelfer er den Riesen Maricho dann. Oft gewarnt ward noch Ravono vom Maricho, der zu ihm sprach: "O nicht Zorn wider den mächtgen, Geduld, Ravono, hege du!" -- Vernommen hat wohl die Nede Ravono, aber todbestimmt 112. So ging er mit Maricho nun nach des Ramo Behausung hin. Als die Truglist 20) von dem weit erst des Königs Söhne hat entfernt, Ravono da hineindringend, ergriff die Götter- kindern gleicht, Ramo's geliebtes Weib Sita, tödtend den Geier Joyoyush. 116. Als den Geier getödtet sah, das wohl treffliche Weib geraubt, Roghu's Sohn, von dem Schmerz betäubt weinen begann er, Sinns beraubt; 20) Die List war folgende. Er verwandelte einen der Seini-
gen in einen schönen goldnen Hirsch, und machte daß Sita ihn erblicken mußte. Sie ward lüstern danach und bat den Ramo, daß er ihn fangen möchte. Die Brüder jagten ihm nach, aber der Hirsch entfloh. Während sie entfernt waren, trat Ravono in der Gestalt eines büßen- den Sonnyosi zur Sita und begehrte Almosen von ihr, wo er sie dann mit Gewalt ergriff und nach Lonka führte. 108. Berufte ſich zum Kampfhelfer er den Rieſen Marīcho dann. Oft gewarnt ward noch Ravono vom Marīcho, der zu ihm ſprach: „O nicht Zorn wider den mächtgen, Geduld, Ravono, hege du!“ — Vernommen hat wohl die Nede Ravono, aber todbeſtimmt 112. So ging er mit Marīcho nun nach des Ramo Behauſung hin. Als die Trugliſt 20) von dem weit erſt des Königs Söhne hat entfernt, Ravono da hineindringend, ergriff die Götter- kindern gleicht, Ramo’s geliebtes Weib Sita, tödtend den Geier Joyoyuſh. 116. Als den Geier getödtet ſah, das wohl treffliche Weib geraubt, Roghu’s Sohn, von dem Schmerz betäubt weinen begann er, Sinns beraubt; 20) Die Liſt war folgende. Er verwandelte einen der Seini-
gen in einen ſchönen goldnen Hirſch, und machte daß Sita ihn erblicken mußte. Sie ward lüſtern danach und bat den Ramo, daß er ihn fangen möchte. Die Brüder jagten ihm nach, aber der Hirſch entfloh. Während ſie entfernt waren, trat Ravono in der Geſtalt eines büßen- den Sonnyoſi zur Sita und begehrte Almoſen von ihr, wo er ſie dann mit Gewalt ergriff und nach Lonka führte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0270" n="251"/> <l>108. Berufte ſich zum Kampfhelfer er den Rieſen</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Marīcho</hi> dann.</l><lb/> <l>Oft gewarnt ward noch <hi rendition="#g">Ravono</hi> vom <hi rendition="#g">Marīcho</hi>,</l><lb/> <l>der zu ihm ſprach:</l><lb/> <l>„O nicht Zorn wider den mächtgen, Geduld,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Ravono</hi>, hege du!“ —</l><lb/> <l>Vernommen hat wohl die Nede <hi rendition="#g">Ravono</hi>, aber</l><lb/> <l>todbeſtimmt</l><lb/> <l>112. So ging er mit <hi rendition="#g">Marīcho</hi> nun nach des <hi rendition="#g">Ramo</hi></l><lb/> <l>Behauſung hin.</l><lb/> <l>Als die Trugliſt <note place="foot" n="20)">Die Liſt war folgende. Er verwandelte einen der Seini-<lb/> gen in einen ſchönen goldnen Hirſch, und machte daß Sita<lb/> ihn erblicken mußte. Sie ward lüſtern danach und bat<lb/> den Ramo, daß er ihn fangen möchte. Die Brüder<lb/> jagten ihm nach, aber der Hirſch entfloh. Während ſie<lb/> entfernt waren, trat Ravono in der Geſtalt eines büßen-<lb/> den Sonnyoſi zur Sita und begehrte Almoſen von ihr,<lb/> wo er ſie dann mit Gewalt ergriff und nach Lonka führte.</note> von dem weit erſt des Königs</l><lb/> <l>Söhne hat entfernt,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Ravono</hi> da hineindringend, ergriff die Götter-</l><lb/> <l>kindern gleicht,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Ramo’s</hi> geliebtes Weib <hi rendition="#g">Sita</hi>, tödtend den</l><lb/> <l>Geier <hi rendition="#g">Joyoyuſh</hi>.</l><lb/> <l>116. Als den Geier getödtet ſah, das wohl treffliche</l><lb/> <l>Weib geraubt,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Roghu’s</hi> Sohn, von dem Schmerz betäubt weinen</l><lb/> <l>begann er, Sinns beraubt;</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [251/0270]
108. Berufte ſich zum Kampfhelfer er den Rieſen
Marīcho dann.
Oft gewarnt ward noch Ravono vom Marīcho,
der zu ihm ſprach:
„O nicht Zorn wider den mächtgen, Geduld,
Ravono, hege du!“ —
Vernommen hat wohl die Nede Ravono, aber
todbeſtimmt
112. So ging er mit Marīcho nun nach des Ramo
Behauſung hin.
Als die Trugliſt 20) von dem weit erſt des Königs
Söhne hat entfernt,
Ravono da hineindringend, ergriff die Götter-
kindern gleicht,
Ramo’s geliebtes Weib Sita, tödtend den
Geier Joyoyuſh.
116. Als den Geier getödtet ſah, das wohl treffliche
Weib geraubt,
Roghu’s Sohn, von dem Schmerz betäubt weinen
begann er, Sinns beraubt;
20) Die Liſt war folgende. Er verwandelte einen der Seini-
gen in einen ſchönen goldnen Hirſch, und machte daß Sita
ihn erblicken mußte. Sie ward lüſtern danach und bat
den Ramo, daß er ihn fangen möchte. Die Brüder
jagten ihm nach, aber der Hirſch entfloh. Während ſie
entfernt waren, trat Ravono in der Geſtalt eines büßen-
den Sonnyoſi zur Sita und begehrte Almoſen von ihr,
wo er ſie dann mit Gewalt ergriff und nach Lonka führte.
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Zitationshilfe: | Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/270>, abgerufen am 16.02.2025. |