Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Freiheit nicht Statt, sondern die Sylbenzahl
wird streng beobachtet. Es bestehen diese Schloken
oder indischen Distichen, aus zwei sechzehnsylbigen
Versen, deren jeder in der Mitte einen Abschnitt
hat, so daß das ganze Distichon aus vier glei-
chen achtsylbigen Gliedern oder Füßen nach der
indischen Benennung besteht. Diese sechzehnsyl-
higen Verse haben alle einen jambischen Ausgang
Breve--Breve--, selten Breve--BreveBreve. Ausserdem kommen
aber an jeder andern Stelle statt des Dijambus
auch Antispasten, Choriamben, Dichoreen, Jonici,
Epitriten, seltner Paeone aller Art vor. Doch
ist auch in dem ersten und dritten Fuß oder Vers-
gliede des Distichons die fünfte Sylbe fast nie
lang.

In diesem Sylbenmaaße sind alle nachfolgen-
den Bruchstücke gedichtet; nur als seltne Ausnahme
kommen zwischen jenen sechzehnsylbigen Versen
einige längere vor, meistens um einen höhern lyri-
schen Schwung zu bezeichnen. Auch diese sind in
Distichen. In denen, die aus vier zwölfsylbigen
Gliedern oder Füßen bestehn, ist das Schema
meistens dieses Breve--Breve----BreveBreve--Breve--Breve--. In
denen, die aus vier eilfsylbigen bestehen,

Freiheit nicht Statt, ſondern die Sylbenzahl
wird ſtreng beobachtet. Es beſtehen dieſe Schlōken
oder indiſchen Diſtichen, aus zwei ſechzehnſylbigen
Verſen, deren jeder in der Mitte einen Abſchnitt
hat, ſo daß das ganze Diſtichon aus vier glei-
chen achtſylbigen Gliedern oder Fuͤßen nach der
indiſchen Benennung beſteht. Dieſe ſechzehnſyl-
higen Verſe haben alle einen jambiſchen Ausgang
⏑—⏑—, ſelten ⏑—⏑⏑. Auſſerdem kommen
aber an jeder andern Stelle ſtatt des Dijambus
auch Antiſpaſten, Choriamben, Dichoreen, Jonici,
Epitriten, ſeltner Paeone aller Art vor. Doch
iſt auch in dem erſten und dritten Fuß oder Vers-
gliede des Diſtichons die fuͤnfte Sylbe faſt nie
lang.

In dieſem Sylbenmaaße ſind alle nachfolgen-
den Bruchſtuͤcke gedichtet; nur als ſeltne Ausnahme
kommen zwiſchen jenen ſechzehnſylbigen Verſen
einige laͤngere vor, meiſtens um einen hoͤhern lyri-
ſchen Schwung zu bezeichnen. Auch dieſe ſind in
Diſtichen. In denen, die aus vier zwoͤlfſylbigen
Gliedern oder Fuͤßen beſtehn, iſt das Schema
meiſtens dieſes ⏑—⏑——⏑⏑—⏑—⏑—. In
denen, die aus vier eilfſylbigen beſtehen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0246" n="227"/>
Freiheit nicht Statt, &#x017F;ondern die Sylbenzahl<lb/>
wird &#x017F;treng beobachtet. Es be&#x017F;tehen die&#x017F;e <hi rendition="#g">Schl&#x014D;ken</hi><lb/>
oder indi&#x017F;chen Di&#x017F;tichen, aus zwei &#x017F;echzehn&#x017F;ylbigen<lb/>
Ver&#x017F;en, deren jeder in der Mitte einen Ab&#x017F;chnitt<lb/>
hat, &#x017F;o daß das ganze Di&#x017F;tichon aus <hi rendition="#g">vier</hi> glei-<lb/>
chen acht&#x017F;ylbigen Gliedern oder <hi rendition="#g">Fu&#x0364;ßen</hi> nach der<lb/>
indi&#x017F;chen Benennung be&#x017F;teht. Die&#x017F;e &#x017F;echzehn&#x017F;yl-<lb/>
higen Ver&#x017F;e haben alle einen jambi&#x017F;chen Ausgang<lb/>
&#x23D1;&#x2014;&#x23D1;&#x2014;, &#x017F;elten &#x23D1;&#x2014;&#x23D1;&#x23D1;. Au&#x017F;&#x017F;erdem kommen<lb/>
aber an jeder andern Stelle &#x017F;tatt des Dijambus<lb/>
auch Anti&#x017F;pa&#x017F;ten, Choriamben, Dichoreen, Jonici,<lb/>
Epitriten, &#x017F;eltner Paeone aller Art vor. Doch<lb/>
i&#x017F;t auch in dem er&#x017F;ten und dritten Fuß oder Vers-<lb/>
gliede des Di&#x017F;tichons die fu&#x0364;nfte Sylbe fa&#x017F;t nie<lb/>
lang.</p><lb/>
        <p>In die&#x017F;em Sylbenmaaße &#x017F;ind alle nachfolgen-<lb/>
den Bruch&#x017F;tu&#x0364;cke gedichtet; nur als &#x017F;eltne Ausnahme<lb/>
kommen zwi&#x017F;chen jenen &#x017F;echzehn&#x017F;ylbigen Ver&#x017F;en<lb/>
einige la&#x0364;ngere vor, mei&#x017F;tens um einen ho&#x0364;hern lyri-<lb/>
&#x017F;chen Schwung zu bezeichnen. Auch die&#x017F;e &#x017F;ind in<lb/>
Di&#x017F;tichen. In denen, die aus vier zwo&#x0364;lf&#x017F;ylbigen<lb/>
Gliedern oder Fu&#x0364;ßen be&#x017F;tehn, i&#x017F;t das Schema<lb/>
mei&#x017F;tens die&#x017F;es &#x23D1;&#x2014;&#x23D1;&#x2014;&#x2014;&#x23D1;&#x23D1;&#x2014;&#x23D1;&#x2014;&#x23D1;&#x2014;. In<lb/>
denen, die aus vier eilf&#x017F;ylbigen be&#x017F;tehen,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0246] Freiheit nicht Statt, ſondern die Sylbenzahl wird ſtreng beobachtet. Es beſtehen dieſe Schlōken oder indiſchen Diſtichen, aus zwei ſechzehnſylbigen Verſen, deren jeder in der Mitte einen Abſchnitt hat, ſo daß das ganze Diſtichon aus vier glei- chen achtſylbigen Gliedern oder Fuͤßen nach der indiſchen Benennung beſteht. Dieſe ſechzehnſyl- higen Verſe haben alle einen jambiſchen Ausgang ⏑—⏑—, ſelten ⏑—⏑⏑. Auſſerdem kommen aber an jeder andern Stelle ſtatt des Dijambus auch Antiſpaſten, Choriamben, Dichoreen, Jonici, Epitriten, ſeltner Paeone aller Art vor. Doch iſt auch in dem erſten und dritten Fuß oder Vers- gliede des Diſtichons die fuͤnfte Sylbe faſt nie lang. In dieſem Sylbenmaaße ſind alle nachfolgen- den Bruchſtuͤcke gedichtet; nur als ſeltne Ausnahme kommen zwiſchen jenen ſechzehnſylbigen Verſen einige laͤngere vor, meiſtens um einen hoͤhern lyri- ſchen Schwung zu bezeichnen. Auch dieſe ſind in Diſtichen. In denen, die aus vier zwoͤlfſylbigen Gliedern oder Fuͤßen beſtehn, iſt das Schema meiſtens dieſes ⏑—⏑——⏑⏑—⏑—⏑—. In denen, die aus vier eilfſylbigen beſtehen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/246
Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/246>, abgerufen am 03.12.2024.