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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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einen Rückweg zur ältern und bessern Philosophie
suchen, und so es ihnen Ernst ist, gewiß auch
finden.

Dieses ist der einfache Gang aller europäischen
Philosophie von den ältesten Griechen bis auf
die neuesten Zeiten. Dieser Kreislauf von einer
Philosophie, die wenigstens den Begriff des Un-
endlichen und der selbstthätigen Kraft noch nicht
verlohren hat, zur Skepsis und endlich zur empi-
rischen Denkart hat sich mehr als einmal wieder-
hohlt; jede neue Wiederhohlung aber war von
der vorigen verschieden, grade weil man mit dieser
bekannt war und sie benutzte, das Neue zum
Theil wenigstens sich an das Alte durch Umbil-
dung oder durch den Gegensatz anschloß.

Noch mehr Unregelmäßigkeit aber und noch
mehr Schwankendes kommt in den Gang des euro-
päischen Geistes, durch das immer von Zeit zu Zeit
geschehene Eingreifen der orientalischen Philosophie
als eines fremden Gährungsstoffs. Ohne die stets
erneuerte Anregung dieses belebenden Princips
würde der europäische Geist sich wohl nie so hoch
erhoben haben, oder doch frühe wieder gesunken
sein. Auch die höchste Philosophie der Europäer,

einen Ruͤckweg zur aͤltern und beſſern Philoſophie
ſuchen, und ſo es ihnen Ernſt iſt, gewiß auch
finden.

Dieſes iſt der einfache Gang aller europaͤiſchen
Philoſophie von den aͤlteſten Griechen bis auf
die neueſten Zeiten. Dieſer Kreislauf von einer
Philoſophie, die wenigſtens den Begriff des Un-
endlichen und der ſelbſtthaͤtigen Kraft noch nicht
verlohren hat, zur Skepſis und endlich zur empi-
riſchen Denkart hat ſich mehr als einmal wieder-
hohlt; jede neue Wiederhohlung aber war von
der vorigen verſchieden, grade weil man mit dieſer
bekannt war und ſie benutzte, das Neue zum
Theil wenigſtens ſich an das Alte durch Umbil-
dung oder durch den Gegenſatz anſchloß.

Noch mehr Unregelmaͤßigkeit aber und noch
mehr Schwankendes kommt in den Gang des euro-
paͤiſchen Geiſtes, durch das immer von Zeit zu Zeit
geſchehene Eingreifen der orientaliſchen Philoſophie
als eines fremden Gaͤhrungsſtoffs. Ohne die ſtets
erneuerte Anregung dieſes belebenden Princips
wuͤrde der europaͤiſche Geiſt ſich wohl nie ſo hoch
erhoben haben, oder doch fruͤhe wieder geſunken
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[207/0226] einen Ruͤckweg zur aͤltern und beſſern Philoſophie ſuchen, und ſo es ihnen Ernſt iſt, gewiß auch finden. Dieſes iſt der einfache Gang aller europaͤiſchen Philoſophie von den aͤlteſten Griechen bis auf die neueſten Zeiten. Dieſer Kreislauf von einer Philoſophie, die wenigſtens den Begriff des Un- endlichen und der ſelbſtthaͤtigen Kraft noch nicht verlohren hat, zur Skepſis und endlich zur empi- riſchen Denkart hat ſich mehr als einmal wieder- hohlt; jede neue Wiederhohlung aber war von der vorigen verſchieden, grade weil man mit dieſer bekannt war und ſie benutzte, das Neue zum Theil wenigſtens ſich an das Alte durch Umbil- dung oder durch den Gegenſatz anſchloß. Noch mehr Unregelmaͤßigkeit aber und noch mehr Schwankendes kommt in den Gang des euro- paͤiſchen Geiſtes, durch das immer von Zeit zu Zeit geſchehene Eingreifen der orientaliſchen Philoſophie als eines fremden Gaͤhrungsſtoffs. Ohne die ſtets erneuerte Anregung dieſes belebenden Princips wuͤrde der europaͤiſche Geiſt ſich wohl nie ſo hoch erhoben haben, oder doch fruͤhe wieder geſunken ſein. Auch die hoͤchſte Philoſophie der Europaͤer,

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/226>, abgerufen am 28.11.2024.