Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.Spindel, hold dem Gespinst, Gabe der blauäugigen Pallas du, Arbeit schaffend dem hauswirthlichen Weib, welche dich lenken kann: Sey zur glänzenden Stadt Nileus getrost meine Begleiterin, Wo der Kypris, mit Schilfrohre bedeckt, grünet das Heiligthum. 5 Dorthin über die See bitt' ich um leichtwallende Fahrt den Zeus, Daß ich fröhlich dem Gastfreunde mich nah', wiedergeliebt von ihm, Meinem Nikias, Lustgarten der süßstimmigen Chariten. Und dich, welche geschnitzt wurde vom mühseligen Elfenbein, Reich' ich dann in die Hand, als ein Geschenk, Nikias Gattin dar, 10 Mit der mancherley Werk enden du wirst: Männergewande bald, Bald, dergleichen die Fraun tragen, der durchsichtigen Hüllen Stoff. Denn wohl zweymal im Jahr möchte man Schafmüttern ihr weiches Fell Scheeren, nimmer zur Last fiel' es der schlankfüß'gen Theogenis; So viel fördert ihr Fleiß: aber sie liebt, was die Verständigen. 15 Wahrlich möcht' ich auch nicht wüsten noch unfleißtgen Häusern dich Geben, weil dich zur Welt brachte mit mir einerley Vaterland. Spindel, hold dem Gespinst, Gabe der blauaͤugigen Pallas du, Arbeit schaffend dem hauswirthlichen Weib, welche dich lenken kann: Sey zur glaͤnzenden Stadt Nileus getrost meine Begleiterin, Wo der Kypris, mit Schilfrohre bedeckt, gruͤnet das Heiligthum. 5 Dorthin uͤber die See bitt' ich um leichtwallende Fahrt den Zeus, Daß ich froͤhlich dem Gastfreunde mich nah', wiedergeliebt von ihm, Meinem Nikias, Lustgarten der suͤßstimmigen Chariten. Und dich, welche geschnitzt wurde vom muͤhseligen Elfenbein, Reich' ich dann in die Hand, als ein Geschenk, Nikias Gattin dar, 10 Mit der mancherley Werk enden du wirst: Maͤnnergewande bald, Bald, dergleichen die Fraun tragen, der durchsichtigen Huͤllen Stoff. Denn wohl zweymal im Jahr moͤchte man Schafmuͤttern ihr weiches Fell Scheeren, nimmer zur Last fiel' es der schlankfuͤß'gen Theogenis; So viel foͤrdert ihr Fleiß: aber sie liebt, was die Verstaͤndigen. 15 Wahrlich moͤcht' ich auch nicht wuͤsten noch unfleißtgen Haͤusern dich Geben, weil dich zur Welt brachte mit mir einerley Vaterland. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0229" n="217"/> <lg type="poem"> <l>Spindel, hold dem Gespinst, Gabe der blauaͤugigen Pallas du,</l><lb/> <l>Arbeit schaffend dem hauswirthlichen Weib, welche dich lenken kann:</l><lb/> <l>Sey zur glaͤnzenden Stadt Nileus getrost meine Begleiterin,</l><lb/> <l>Wo der Kypris, mit Schilfrohre bedeckt, gruͤnet das Heiligthum.</l><lb/> <l>5 Dorthin uͤber die See bitt' ich um leichtwallende Fahrt den Zeus,</l><lb/> <l>Daß ich froͤhlich dem Gastfreunde mich nah', wiedergeliebt von ihm,</l><lb/> <l>Meinem Nikias, Lustgarten der suͤßstimmigen Chariten.</l><lb/> <l>Und dich, welche geschnitzt wurde vom muͤhseligen Elfenbein,</l><lb/> <l>Reich' ich dann in die Hand, als ein Geschenk, Nikias Gattin dar,</l><lb/> <l>10 Mit der mancherley Werk enden du wirst: Maͤnnergewande bald,</l><lb/> <l>Bald, dergleichen die Fraun tragen, der durchsichtigen Huͤllen Stoff.</l><lb/> <l>Denn wohl zweymal im Jahr moͤchte man Schafmuͤttern ihr weiches Fell</l><lb/> <l>Scheeren, nimmer zur Last fiel' es der schlankfuͤß'gen Theogenis;</l><lb/> <l>So viel foͤrdert ihr Fleiß: aber sie liebt, was die Verstaͤndigen.</l><lb/> <l>15 Wahrlich moͤcht' ich auch nicht wuͤsten noch unfleißtgen Haͤusern dich</l><lb/> <l>Geben, weil dich zur Welt brachte mit mir einerley Vaterland.</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [217/0229]
Spindel, hold dem Gespinst, Gabe der blauaͤugigen Pallas du,
Arbeit schaffend dem hauswirthlichen Weib, welche dich lenken kann:
Sey zur glaͤnzenden Stadt Nileus getrost meine Begleiterin,
Wo der Kypris, mit Schilfrohre bedeckt, gruͤnet das Heiligthum.
5 Dorthin uͤber die See bitt' ich um leichtwallende Fahrt den Zeus,
Daß ich froͤhlich dem Gastfreunde mich nah', wiedergeliebt von ihm,
Meinem Nikias, Lustgarten der suͤßstimmigen Chariten.
Und dich, welche geschnitzt wurde vom muͤhseligen Elfenbein,
Reich' ich dann in die Hand, als ein Geschenk, Nikias Gattin dar,
10 Mit der mancherley Werk enden du wirst: Maͤnnergewande bald,
Bald, dergleichen die Fraun tragen, der durchsichtigen Huͤllen Stoff.
Denn wohl zweymal im Jahr moͤchte man Schafmuͤttern ihr weiches Fell
Scheeren, nimmer zur Last fiel' es der schlankfuͤß'gen Theogenis;
So viel foͤrdert ihr Fleiß: aber sie liebt, was die Verstaͤndigen.
15 Wahrlich moͤcht' ich auch nicht wuͤsten noch unfleißtgen Haͤusern dich
Geben, weil dich zur Welt brachte mit mir einerley Vaterland.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |