Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.der Liebe mit schmerzenvoller Ergebung das Liebste zum Opfer bringt. Der Glaube ist mächtig in ihm, weil er selber mächtig ist. Die Kraft hat den Gehorsam in ihm geschaffen." Reinhold. Wissen Sie, daß Sie da ein sehr berühmtes Bild beschrieben haben, dessen Geschichte auch ungemein merkwürdig ist?*) Louise. Das kümmert mich nicht, wenn ich nur darin nicht irrte, es für ein hohes Meisterwerk zu halten. Reinhold. Andrea mahlte es, um Franz den ersten von Frankreich auszusöhnen, der aufgebracht gegen ihn war, weil er, unter dem Vorwande, Gemählde für ihn einzukaufen, Summen von ihm mitgenommen hatte, in Florenz aber aus Liebe zu seiner Gattin alles vergaß, das Geld ausgab, und nun gar *) Nachdem es durch die Hände verschiedner Besitzer gegangen war, kam es aus der Gallerie von Modena nach Dresden. Jn den Verzeichnissen der von der Französischen Republik eroberten Kunstwerke wird auch die Opferung Jsaaks von Andrea del Sarto mit aufgeführt. Man sehe das, welches der General Pommereul als Anhang zu seiner Uebersetzung der Schrift des Milizia, De l'art de voir dans les beaux arts, geliefert hat. Dieses Stück ist eine Kopie, welche der König August III. in Jtalien erstand, um sich von der Aechtheit des Modenesischen zu versichern, aber sogleich bey der Vergleichung verwarf. Beym siebenjährigen Kriege kam es in Preußische Hände, und so in das Kabinet des Erbstatthalters, aus welchem der Jrrthum in die Französischen Angaben übergegangen ist. Vielleicht wünschen die Kunstfreunde, daß diese noch mehr dergleichen enthalten möchten.
der Liebe mit schmerzenvoller Ergebung das Liebste zum Opfer bringt. Der Glaube ist maͤchtig in ihm, weil er selber maͤchtig ist. Die Kraft hat den Gehorsam in ihm geschaffen.” Reinhold. Wissen Sie, daß Sie da ein sehr beruͤhmtes Bild beschrieben haben, dessen Geschichte auch ungemein merkwuͤrdig ist?*) Louise. Das kuͤmmert mich nicht, wenn ich nur darin nicht irrte, es fuͤr ein hohes Meisterwerk zu halten. Reinhold. Andrea mahlte es, um Franz den ersten von Frankreich auszusoͤhnen, der aufgebracht gegen ihn war, weil er, unter dem Vorwande, Gemaͤhlde fuͤr ihn einzukaufen, Summen von ihm mitgenommen hatte, in Florenz aber aus Liebe zu seiner Gattin alles vergaß, das Geld ausgab, und nun gar *) Nachdem es durch die Haͤnde verschiedner Besitzer gegangen war, kam es aus der Gallerie von Modena nach Dresden. Jn den Verzeichnissen der von der Franzoͤsischen Republik eroberten Kunstwerke wird auch die Opferung Jsaaks von Andrea del Sarto mit aufgefuͤhrt. Man sehe das, welches der General Pommereul als Anhang zu seiner Uebersetzung der Schrift des Milizia, De l'art de voir dans les beaux arts, geliefert hat. Dieses Stuͤck ist eine Kopie, welche der Koͤnig August III. in Jtalien erstand, um sich von der Aechtheit des Modenesischen zu versichern, aber sogleich bey der Vergleichung verwarf. Beym siebenjaͤhrigen Kriege kam es in Preußische Haͤnde, und so in das Kabinet des Erbstatthalters, aus welchem der Jrrthum in die Franzoͤsischen Angaben uͤbergegangen ist. Vielleicht wuͤnschen die Kunstfreunde, daß diese noch mehr dergleichen enthalten moͤchten.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0094" n="86"/> der Liebe mit schmerzenvoller Ergebung das Liebste zum Opfer bringt. Der Glaube ist maͤchtig in ihm, weil er selber maͤchtig ist. Die Kraft hat den Gehorsam in ihm geschaffen.”</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Reinhold</hi>. Wissen Sie, daß Sie da ein sehr beruͤhmtes Bild beschrieben haben, dessen Geschichte auch ungemein merkwuͤrdig ist?<note place="foot" n="*)">Nachdem es durch die Haͤnde verschiedner Besitzer gegangen war, kam es aus der Gallerie von Modena nach Dresden. Jn den Verzeichnissen der von der Franzoͤsischen Republik eroberten Kunstwerke wird auch die Opferung Jsaaks von Andrea del Sarto mit aufgefuͤhrt. Man sehe das, welches der General <hi rendition="#g">Pommereul</hi> als Anhang zu seiner Uebersetzung der Schrift des <hi rendition="#g">Milizia</hi>, De l'art de voir dans les beaux arts, geliefert hat. Dieses Stuͤck ist eine Kopie, welche der Koͤnig August <hi rendition="#aq">III.</hi> in Jtalien erstand, um sich von der Aechtheit des Modenesischen zu versichern, aber sogleich bey der Vergleichung verwarf. Beym siebenjaͤhrigen Kriege kam es in Preußische Haͤnde, und so in das Kabinet des Erbstatthalters, aus welchem der Jrrthum in die Franzoͤsischen Angaben uͤbergegangen ist. Vielleicht wuͤnschen die Kunstfreunde, daß diese noch mehr dergleichen enthalten moͤchten.</note></p><lb/> <p><hi rendition="#g">Louise</hi>. Das kuͤmmert mich nicht, wenn ich nur darin nicht irrte, es fuͤr ein hohes Meisterwerk zu halten.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Reinhold</hi>. Andrea mahlte es, um Franz den ersten von Frankreich auszusoͤhnen, der aufgebracht gegen ihn war, weil er, unter dem Vorwande, Gemaͤhlde fuͤr ihn einzukaufen, Summen von ihm mitgenommen hatte, in Florenz aber aus Liebe zu seiner Gattin alles vergaß, das Geld ausgab, und nun gar </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [86/0094]
der Liebe mit schmerzenvoller Ergebung das Liebste zum Opfer bringt. Der Glaube ist maͤchtig in ihm, weil er selber maͤchtig ist. Die Kraft hat den Gehorsam in ihm geschaffen.”
Reinhold. Wissen Sie, daß Sie da ein sehr beruͤhmtes Bild beschrieben haben, dessen Geschichte auch ungemein merkwuͤrdig ist? *)
Louise. Das kuͤmmert mich nicht, wenn ich nur darin nicht irrte, es fuͤr ein hohes Meisterwerk zu halten.
Reinhold. Andrea mahlte es, um Franz den ersten von Frankreich auszusoͤhnen, der aufgebracht gegen ihn war, weil er, unter dem Vorwande, Gemaͤhlde fuͤr ihn einzukaufen, Summen von ihm mitgenommen hatte, in Florenz aber aus Liebe zu seiner Gattin alles vergaß, das Geld ausgab, und nun gar
*) Nachdem es durch die Haͤnde verschiedner Besitzer gegangen war, kam es aus der Gallerie von Modena nach Dresden. Jn den Verzeichnissen der von der Franzoͤsischen Republik eroberten Kunstwerke wird auch die Opferung Jsaaks von Andrea del Sarto mit aufgefuͤhrt. Man sehe das, welches der General Pommereul als Anhang zu seiner Uebersetzung der Schrift des Milizia, De l'art de voir dans les beaux arts, geliefert hat. Dieses Stuͤck ist eine Kopie, welche der Koͤnig August III. in Jtalien erstand, um sich von der Aechtheit des Modenesischen zu versichern, aber sogleich bey der Vergleichung verwarf. Beym siebenjaͤhrigen Kriege kam es in Preußische Haͤnde, und so in das Kabinet des Erbstatthalters, aus welchem der Jrrthum in die Franzoͤsischen Angaben uͤbergegangen ist. Vielleicht wuͤnschen die Kunstfreunde, daß diese noch mehr dergleichen enthalten moͤchten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |