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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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wagte. Von Bäumen sind nur einzelne Zweige da, selbst die Blätter daran einzeln gemahlt, und jedem von diesen ein Licht mit wirklichem Golde aufgesetzt, dergleichen auch über das Ganze ausgestreut sind, vom Stern über der Hütte an. Ein goldnes Lichtlein aus der Kindheit der Kunst möchte man dieses wunderbare Bild nennen. Es ist von Pietro Perugino, dem Meister Raphaels.



Unter vielen vortrefflichen Gemählden erscheint mir keines so pittoresk, und das auf eine so edle Weise, als der Abraham des Andrea del Sarto. Abraham steht hinter dem niedrigen, schräg in das Bild hinein gestellten Opfersteine oder Altar. Sein Kopf ist zurück nach oben gewendet, woher der Engel kommt. Den rechten Arm streckt er mit dem Messer aus, um das Opfer zu vollbringen; der linke reicht über die Brust hin, hinter dem Kopfe des Sohnes weg, und hält diesem die gebundnen Hände auf dem Rücken zusammen, im Begriff nachzulassen. Das linke Bein hat mit einem Schritt zur Seite fest auf der Erde Wurzel gefaßt, und berührt in dieser Richtung unter dem Knie die Spitze des Steines. Das andre ist zum Theil hinter diesem und dem Knaben verborgen. Er trägt ein violetgraues Unterkleid mit weitläuftigen hinaufgeschobnen Aermeln, die nur die Hände unbedeckt lassen. Darüber ein Gewand von schönem gelblichtem Roth, auch in einer mehr regelmäßigen Form; es umgiebt den Rücken, und hat weite Oeffnungen,

wagte. Von Baͤumen sind nur einzelne Zweige da, selbst die Blaͤtter daran einzeln gemahlt, und jedem von diesen ein Licht mit wirklichem Golde aufgesetzt, dergleichen auch uͤber das Ganze ausgestreut sind, vom Stern uͤber der Huͤtte an. Ein goldnes Lichtlein aus der Kindheit der Kunst moͤchte man dieses wunderbare Bild nennen. Es ist von Pietro Perugino, dem Meister Raphaels.



Unter vielen vortrefflichen Gemaͤhlden erscheint mir keines so pittoresk, und das auf eine so edle Weise, als der Abraham des Andrea del Sarto. Abraham steht hinter dem niedrigen, schraͤg in das Bild hinein gestellten Opfersteine oder Altar. Sein Kopf ist zuruͤck nach oben gewendet, woher der Engel kommt. Den rechten Arm streckt er mit dem Messer aus, um das Opfer zu vollbringen; der linke reicht uͤber die Brust hin, hinter dem Kopfe des Sohnes weg, und haͤlt diesem die gebundnen Haͤnde auf dem Ruͤcken zusammen, im Begriff nachzulassen. Das linke Bein hat mit einem Schritt zur Seite fest auf der Erde Wurzel gefaßt, und beruͤhrt in dieser Richtung unter dem Knie die Spitze des Steines. Das andre ist zum Theil hinter diesem und dem Knaben verborgen. Er traͤgt ein violetgraues Unterkleid mit weitlaͤuftigen hinaufgeschobnen Aermeln, die nur die Haͤnde unbedeckt lassen. Daruͤber ein Gewand von schoͤnem gelblichtem Roth, auch in einer mehr regelmaͤßigen Form; es umgiebt den Ruͤcken, und hat weite Oeffnungen,

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[83/0091] wagte. Von Baͤumen sind nur einzelne Zweige da, selbst die Blaͤtter daran einzeln gemahlt, und jedem von diesen ein Licht mit wirklichem Golde aufgesetzt, dergleichen auch uͤber das Ganze ausgestreut sind, vom Stern uͤber der Huͤtte an. Ein goldnes Lichtlein aus der Kindheit der Kunst moͤchte man dieses wunderbare Bild nennen. Es ist von Pietro Perugino, dem Meister Raphaels. Unter vielen vortrefflichen Gemaͤhlden erscheint mir keines so pittoresk, und das auf eine so edle Weise, als der Abraham des Andrea del Sarto. Abraham steht hinter dem niedrigen, schraͤg in das Bild hinein gestellten Opfersteine oder Altar. Sein Kopf ist zuruͤck nach oben gewendet, woher der Engel kommt. Den rechten Arm streckt er mit dem Messer aus, um das Opfer zu vollbringen; der linke reicht uͤber die Brust hin, hinter dem Kopfe des Sohnes weg, und haͤlt diesem die gebundnen Haͤnde auf dem Ruͤcken zusammen, im Begriff nachzulassen. Das linke Bein hat mit einem Schritt zur Seite fest auf der Erde Wurzel gefaßt, und beruͤhrt in dieser Richtung unter dem Knie die Spitze des Steines. Das andre ist zum Theil hinter diesem und dem Knaben verborgen. Er traͤgt ein violetgraues Unterkleid mit weitlaͤuftigen hinaufgeschobnen Aermeln, die nur die Haͤnde unbedeckt lassen. Daruͤber ein Gewand von schoͤnem gelblichtem Roth, auch in einer mehr regelmaͤßigen Form; es umgiebt den Ruͤcken, und hat weite Oeffnungen,

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/91>, abgerufen am 03.05.2024.