Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.18.
Nicht daß er ihm deswegen Hülf' ertheile.Er tritt beyseit, zu sehen was geschieht. Sieh da! der Große traf mit schwerer Keule Des Kleinern Helm, der sie zu langsam mied. Der Ritter fällt zu Boden von der Beule; Der andre, der betäubt ihn liegen sieht, Entschnallt den Helm, auf ihn herabgebücket, Und macht, daß Rüd'ger sein Gesicht erblicket. 19.
Er sah das Antliz seiner schönen, süßen,Geliebtesten Gebieterin Bradamante Vor sich enthüllt, und wie er in des Riesen Vom Tod bedrohten Gegner sie erkannte, So kann kein Pfeil zum Ziele schneller schießen, Als er auf ihn mit bloßem Degen rannte. Doch der beut keinem zweyten Kampf den Leib, Und wirft die Arm' um das ohnmächt'ge Weib. 20.
Er nimmt sie auf, und trägt sie auf dem Nacken,So wie der Wolf hinweg das Lämmchen trägt, So wie der Adler in den Klau'n zu packen Die Taube oder andre Vögel pflegt. Sogleich ist Rüdiger ihm auf den Hacken: Kein Heil für ihn, als wenn er sie erjägt. Allein mit so gewalt'gem Schritt entweichet Der andre, daß sein Aug' ihn kaum erreichet. 18.
Nicht daß er ihm deswegen Huͤlf' ertheile.Er tritt beyseit, zu sehen was geschieht. Sieh da! der Große traf mit schwerer Keule Des Kleinern Helm, der sie zu langsam mied. Der Ritter faͤllt zu Boden von der Beule; Der andre, der betaͤubt ihn liegen sieht, Entschnallt den Helm, auf ihn herabgebuͤcket, Und macht, daß Ruͤd'ger sein Gesicht erblicket. 19.
Er sah das Antliz seiner schoͤnen, suͤßen,Geliebtesten Gebieterin Bradamante Vor sich enthuͤllt, und wie er in des Riesen Vom Tod bedrohten Gegner sie erkannte, So kann kein Pfeil zum Ziele schneller schießen, Als er auf ihn mit bloßem Degen rannte. Doch der beut keinem zweyten Kampf den Leib, Und wirft die Arm' um das ohnmaͤcht'ge Weib. 20.
Er nimmt sie auf, und traͤgt sie auf dem Nacken,So wie der Wolf hinweg das Laͤmmchen traͤgt, So wie der Adler in den Klau'n zu packen Die Taube oder andre Voͤgel pflegt. Sogleich ist Ruͤdiger ihm auf den Hacken: Kein Heil fuͤr ihn, als wenn er sie erjaͤgt. Allein mit so gewalt'gem Schritt entweichet Der andre, daß sein Aug' ihn kaum erreichet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0265" n="255"/> <lg n="18"> <head> <hi rendition="#c">18.</hi> </head> <l>Nicht daß er ihm deswegen Huͤlf' ertheile.</l><lb/> <l>Er tritt beyseit, zu sehen was geschieht.</l><lb/> <l>Sieh da! der Große traf mit schwerer Keule</l><lb/> <l>Des Kleinern Helm, der sie zu langsam mied.</l><lb/> <l>Der Ritter faͤllt zu Boden von der Beule;</l><lb/> <l>Der andre, der betaͤubt ihn liegen sieht,</l><lb/> <l>Entschnallt den Helm, auf ihn herabgebuͤcket,</l><lb/> <l>Und macht, daß Ruͤd'ger sein Gesicht erblicket.</l> </lg><lb/> <lg n="19"> <head> <hi rendition="#c">19.</hi> </head> <l>Er sah das Antliz seiner schoͤnen, suͤßen,</l><lb/> <l>Geliebtesten Gebieterin Bradamante</l><lb/> <l>Vor sich enthuͤllt, und wie er in des Riesen</l><lb/> <l>Vom Tod bedrohten Gegner sie erkannte,</l><lb/> <l>So kann kein Pfeil zum Ziele schneller schießen,</l><lb/> <l>Als er auf ihn mit bloßem Degen rannte.</l><lb/> <l>Doch der beut keinem zweyten Kampf den Leib,</l><lb/> <l>Und wirft die Arm' um das ohnmaͤcht'ge Weib.</l> </lg><lb/> <lg n="20"> <head> <hi rendition="#c">20.</hi> </head> <l>Er nimmt sie auf, und traͤgt sie auf dem Nacken,</l><lb/> <l>So wie der Wolf hinweg das Laͤmmchen traͤgt,</l><lb/> <l>So wie der Adler in den Klau'n zu packen</l><lb/> <l>Die Taube oder andre Voͤgel pflegt.</l><lb/> <l>Sogleich ist Ruͤdiger ihm auf den Hacken:</l><lb/> <l>Kein Heil fuͤr ihn, als wenn er sie erjaͤgt.</l><lb/> <l>Allein mit so gewalt'gem Schritt entweichet</l><lb/> <l>Der andre, daß sein Aug' ihn kaum erreichet.</l> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [255/0265]
18. Nicht daß er ihm deswegen Huͤlf' ertheile.
Er tritt beyseit, zu sehen was geschieht.
Sieh da! der Große traf mit schwerer Keule
Des Kleinern Helm, der sie zu langsam mied.
Der Ritter faͤllt zu Boden von der Beule;
Der andre, der betaͤubt ihn liegen sieht,
Entschnallt den Helm, auf ihn herabgebuͤcket,
Und macht, daß Ruͤd'ger sein Gesicht erblicket.
19. Er sah das Antliz seiner schoͤnen, suͤßen,
Geliebtesten Gebieterin Bradamante
Vor sich enthuͤllt, und wie er in des Riesen
Vom Tod bedrohten Gegner sie erkannte,
So kann kein Pfeil zum Ziele schneller schießen,
Als er auf ihn mit bloßem Degen rannte.
Doch der beut keinem zweyten Kampf den Leib,
Und wirft die Arm' um das ohnmaͤcht'ge Weib.
20. Er nimmt sie auf, und traͤgt sie auf dem Nacken,
So wie der Wolf hinweg das Laͤmmchen traͤgt,
So wie der Adler in den Klau'n zu packen
Die Taube oder andre Voͤgel pflegt.
Sogleich ist Ruͤdiger ihm auf den Hacken:
Kein Heil fuͤr ihn, als wenn er sie erjaͤgt.
Allein mit so gewalt'gem Schritt entweichet
Der andre, daß sein Aug' ihn kaum erreichet.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |