Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.Jn dieser bestimmten Rücksicht betrachte ich also den Menschen, und ich nehme ihn auf, wie ich ihn finde. Wie ich ihn finde, ist der Mensch nur Einer im ganzen Umfange seines Daseyns: denn er selbst ist seine eigne und ganze Sphäre, und alle Bestimmungen in ihm können darum nur Wahrheit haben durch diese Beziehung auf ihn selbst. Sein ganzes Verhältniß in der Sphäre seines Daseyns ist also nothwendig kein anderes, als das Verhältniß zu einem und demselben Bewußtseyn, und in diesem müssen wir ihn beobachten, um ihn kennen zu lernen. Jch abstrahire in dieser Vorstellung nicht vom Menschen als Jndividuum, sondern eben diesen habe ich allein vor Augen: denn wo ein anderer im Umkreise der Milchstraßen existire, weiß ich nicht, und weiß hoffentlich auch Niemand. Aber der Mensch als Jndividuum ist auch nicht anders zu bestimmen, als nur durch sich selbst, und es wäre ein eitles Vorgeben, ihn ohne diese Beziehung durch bloße Abstraktion deduciren zu wollen. Er ist also nur zu denken, in so fern er sich selbst denkt, und folglich nur als praktisch, in der einen und gleichen freien Selbstthätigkeit. Sein ganzes Handeln ist demnach nichts anders, als ein Fortführen der eigenen Selbstbestimmung, und folglich ein Erweitern jeder Bestimmung zum Unendlichen. Hier erscheint also jedes Ziel, das wir selbst uns nur setzen, als relativ und unendlich zugleich, d. h. wir setzen zwar die Unterschiede, aber nicht vergleichungsweise in mehreren Jndividuen, sondern in einem jeden durch Beziehung Jn dieser bestimmten Ruͤcksicht betrachte ich also den Menschen, und ich nehme ihn auf, wie ich ihn finde. Wie ich ihn finde, ist der Mensch nur Einer im ganzen Umfange seines Daseyns: denn er selbst ist seine eigne und ganze Sphaͤre, und alle Bestimmungen in ihm koͤnnen darum nur Wahrheit haben durch diese Beziehung auf ihn selbst. Sein ganzes Verhaͤltniß in der Sphaͤre seines Daseyns ist also nothwendig kein anderes, als das Verhaͤltniß zu einem und demselben Bewußtseyn, und in diesem muͤssen wir ihn beobachten, um ihn kennen zu lernen. Jch abstrahire in dieser Vorstellung nicht vom Menschen als Jndividuum, sondern eben diesen habe ich allein vor Augen: denn wo ein anderer im Umkreise der Milchstraßen existire, weiß ich nicht, und weiß hoffentlich auch Niemand. Aber der Mensch als Jndividuum ist auch nicht anders zu bestimmen, als nur durch sich selbst, und es waͤre ein eitles Vorgeben, ihn ohne diese Beziehung durch bloße Abstraktion deduciren zu wollen. Er ist also nur zu denken, in so fern er sich selbst denkt, und folglich nur als praktisch, in der einen und gleichen freien Selbstthaͤtigkeit. Sein ganzes Handeln ist demnach nichts anders, als ein Fortfuͤhren der eigenen Selbstbestimmung, und folglich ein Erweitern jeder Bestimmung zum Unendlichen. Hier erscheint also jedes Ziel, das wir selbst uns nur setzen, als relativ und unendlich zugleich, d. h. wir setzen zwar die Unterschiede, aber nicht vergleichungsweise in mehreren Jndividuen, sondern in einem jeden durch Beziehung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0173" n="165"/> <p>Jn dieser bestimmten Ruͤcksicht betrachte ich also den Menschen, und ich nehme ihn auf, wie ich ihn finde. Wie ich ihn finde, ist der Mensch nur <hi rendition="#g">Einer</hi> im ganzen Umfange seines Daseyns: denn er selbst ist seine eigne und ganze Sphaͤre, und alle Bestimmungen in ihm koͤnnen darum nur Wahrheit haben durch diese Beziehung auf ihn selbst. Sein ganzes Verhaͤltniß in der Sphaͤre seines Daseyns ist also nothwendig kein anderes, als das Verhaͤltniß zu einem und demselben Bewußtseyn, und in diesem muͤssen wir ihn beobachten, um ihn kennen zu lernen.</p><lb/> <p>Jch abstrahire in dieser Vorstellung nicht vom Menschen als Jndividuum, sondern eben diesen habe ich allein vor Augen: denn wo ein anderer im Umkreise der Milchstraßen existire, weiß ich nicht, und weiß hoffentlich auch Niemand. Aber der Mensch als Jndividuum ist auch nicht anders zu bestimmen, als nur durch sich selbst, und es waͤre ein eitles Vorgeben, ihn ohne diese Beziehung durch bloße Abstraktion deduciren zu wollen. Er ist also nur zu denken, in so fern er sich selbst denkt, und folglich nur als <hi rendition="#g">praktisch</hi>, in der einen und gleichen freien Selbstthaͤtigkeit. Sein ganzes Handeln ist demnach nichts anders, als ein Fortfuͤhren der eigenen Selbstbestimmung, und folglich ein Erweitern jeder Bestimmung zum Unendlichen. Hier erscheint also jedes Ziel, das wir selbst uns nur setzen, als relativ und unendlich zugleich, d. h. wir setzen zwar die Unterschiede, aber nicht vergleichungsweise in mehreren Jndividuen, sondern in einem jeden durch Beziehung </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [165/0173]
Jn dieser bestimmten Ruͤcksicht betrachte ich also den Menschen, und ich nehme ihn auf, wie ich ihn finde. Wie ich ihn finde, ist der Mensch nur Einer im ganzen Umfange seines Daseyns: denn er selbst ist seine eigne und ganze Sphaͤre, und alle Bestimmungen in ihm koͤnnen darum nur Wahrheit haben durch diese Beziehung auf ihn selbst. Sein ganzes Verhaͤltniß in der Sphaͤre seines Daseyns ist also nothwendig kein anderes, als das Verhaͤltniß zu einem und demselben Bewußtseyn, und in diesem muͤssen wir ihn beobachten, um ihn kennen zu lernen.
Jch abstrahire in dieser Vorstellung nicht vom Menschen als Jndividuum, sondern eben diesen habe ich allein vor Augen: denn wo ein anderer im Umkreise der Milchstraßen existire, weiß ich nicht, und weiß hoffentlich auch Niemand. Aber der Mensch als Jndividuum ist auch nicht anders zu bestimmen, als nur durch sich selbst, und es waͤre ein eitles Vorgeben, ihn ohne diese Beziehung durch bloße Abstraktion deduciren zu wollen. Er ist also nur zu denken, in so fern er sich selbst denkt, und folglich nur als praktisch, in der einen und gleichen freien Selbstthaͤtigkeit. Sein ganzes Handeln ist demnach nichts anders, als ein Fortfuͤhren der eigenen Selbstbestimmung, und folglich ein Erweitern jeder Bestimmung zum Unendlichen. Hier erscheint also jedes Ziel, das wir selbst uns nur setzen, als relativ und unendlich zugleich, d. h. wir setzen zwar die Unterschiede, aber nicht vergleichungsweise in mehreren Jndividuen, sondern in einem jeden durch Beziehung
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