Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.poltern, aber dafür auch mit den aufgerißnen Augen und Nasenlöchern, deren Odem die See erhitzen müßte, eine herrliche Theatererscheinung machen. Man weiß wirklich nicht, ob er Getümmel erregen oder besänftigen will; und sieht man auf den blasenden Triton vor ihm her, auf die wilden Rosse, die empörten Wellen rings herum, den Sturm im Gemüth des Gottes wie in seinem fliegenden Gewand und Haar, so muß man jenes glauben. Die entfliehenden Winde oben betragen sich gesitteter mit ihren in Flügelgestalt ausgestreckten Armen und Beinen, und die Schiffe in der Ferne segeln ganz ruhig, nicht etwa schräg gelehnt, und im aufspritzenden Schaume halb vergraben. Kurz, Neptun stillt einen Sturm, der noch gar nicht vorhanden war, so wie Rubens einen unnützen erregt. Das Auge kann am meisten auf drey Nereiden ausruhen, die vorn vor dem Muschelwagen die linke Ecke ausfüllen; eigentlich ausfüllen, denn sie sind nach der Erfahrung gemacht, daß wohlbeleibte Personen am besten schwimmen können. Sie umfassen sich und tauchen vorwärts unter: sie sind zu blond und phlegmatisch, um an dem Unheile Theil zu nehmen. Auch ist ihr Fleisch nicht so mit Röthe gesättigt, wie gewöhnlich bey Rubens, es fällt vielmehr ins weißliche, als wäre das Element, das sie bewohnen, eingedrungen. Ein Uebel, das der Fantasie des Mahlers ebenfalls begegnet seyn möchte. Eine artige und schön geputzte Prinzessin ist auf einer Spazierfahrt begriffen gewesen. Eine geflochtene poltern, aber dafuͤr auch mit den aufgerißnen Augen und Nasenloͤchern, deren Odem die See erhitzen muͤßte, eine herrliche Theatererscheinung machen. Man weiß wirklich nicht, ob er Getuͤmmel erregen oder besaͤnftigen will; und sieht man auf den blasenden Triton vor ihm her, auf die wilden Rosse, die empoͤrten Wellen rings herum, den Sturm im Gemuͤth des Gottes wie in seinem fliegenden Gewand und Haar, so muß man jenes glauben. Die entfliehenden Winde oben betragen sich gesitteter mit ihren in Fluͤgelgestalt ausgestreckten Armen und Beinen, und die Schiffe in der Ferne segeln ganz ruhig, nicht etwa schraͤg gelehnt, und im aufspritzenden Schaume halb vergraben. Kurz, Neptun stillt einen Sturm, der noch gar nicht vorhanden war, so wie Rubens einen unnuͤtzen erregt. Das Auge kann am meisten auf drey Nereiden ausruhen, die vorn vor dem Muschelwagen die linke Ecke ausfuͤllen; eigentlich ausfuͤllen, denn sie sind nach der Erfahrung gemacht, daß wohlbeleibte Personen am besten schwimmen koͤnnen. Sie umfassen sich und tauchen vorwaͤrts unter: sie sind zu blond und phlegmatisch, um an dem Unheile Theil zu nehmen. Auch ist ihr Fleisch nicht so mit Roͤthe gesaͤttigt, wie gewoͤhnlich bey Rubens, es faͤllt vielmehr ins weißliche, als waͤre das Element, das sie bewohnen, eingedrungen. Ein Uebel, das der Fantasie des Mahlers ebenfalls begegnet seyn moͤchte. Eine artige und schoͤn geputzte Prinzessin ist auf einer Spazierfahrt begriffen gewesen. Eine geflochtene <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0119" n="111"/> poltern, aber dafuͤr auch mit den aufgerißnen Augen und Nasenloͤchern, deren Odem die See erhitzen muͤßte, eine herrliche Theatererscheinung machen. Man weiß wirklich nicht, ob er Getuͤmmel erregen oder besaͤnftigen will; und sieht man auf den blasenden Triton vor ihm her, auf die wilden Rosse, die empoͤrten Wellen rings herum, den Sturm im Gemuͤth des Gottes wie in seinem fliegenden Gewand und Haar, so muß man jenes glauben. Die entfliehenden Winde oben betragen sich gesitteter mit ihren in Fluͤgelgestalt ausgestreckten Armen und Beinen, und die Schiffe in der Ferne segeln ganz ruhig, nicht etwa schraͤg gelehnt, und im aufspritzenden Schaume halb vergraben. Kurz, Neptun stillt einen Sturm, der noch gar nicht vorhanden war, so wie Rubens einen unnuͤtzen erregt. Das Auge kann am meisten auf drey Nereiden ausruhen, die vorn vor dem Muschelwagen die linke Ecke ausfuͤllen; eigentlich ausfuͤllen, denn sie sind nach der Erfahrung gemacht, daß wohlbeleibte Personen am besten schwimmen koͤnnen. Sie umfassen sich und tauchen vorwaͤrts unter: sie sind zu blond und phlegmatisch, um an dem Unheile Theil zu nehmen. Auch ist ihr Fleisch nicht so mit Roͤthe gesaͤttigt, wie gewoͤhnlich bey Rubens, es faͤllt vielmehr ins weißliche, als waͤre das Element, das sie bewohnen, eingedrungen. Ein Uebel, das der Fantasie des Mahlers ebenfalls begegnet seyn moͤchte.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Eine artige und schoͤn geputzte Prinzessin ist auf einer Spazierfahrt begriffen gewesen. Eine geflochtene </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0119]
poltern, aber dafuͤr auch mit den aufgerißnen Augen und Nasenloͤchern, deren Odem die See erhitzen muͤßte, eine herrliche Theatererscheinung machen. Man weiß wirklich nicht, ob er Getuͤmmel erregen oder besaͤnftigen will; und sieht man auf den blasenden Triton vor ihm her, auf die wilden Rosse, die empoͤrten Wellen rings herum, den Sturm im Gemuͤth des Gottes wie in seinem fliegenden Gewand und Haar, so muß man jenes glauben. Die entfliehenden Winde oben betragen sich gesitteter mit ihren in Fluͤgelgestalt ausgestreckten Armen und Beinen, und die Schiffe in der Ferne segeln ganz ruhig, nicht etwa schraͤg gelehnt, und im aufspritzenden Schaume halb vergraben. Kurz, Neptun stillt einen Sturm, der noch gar nicht vorhanden war, so wie Rubens einen unnuͤtzen erregt. Das Auge kann am meisten auf drey Nereiden ausruhen, die vorn vor dem Muschelwagen die linke Ecke ausfuͤllen; eigentlich ausfuͤllen, denn sie sind nach der Erfahrung gemacht, daß wohlbeleibte Personen am besten schwimmen koͤnnen. Sie umfassen sich und tauchen vorwaͤrts unter: sie sind zu blond und phlegmatisch, um an dem Unheile Theil zu nehmen. Auch ist ihr Fleisch nicht so mit Roͤthe gesaͤttigt, wie gewoͤhnlich bey Rubens, es faͤllt vielmehr ins weißliche, als waͤre das Element, das sie bewohnen, eingedrungen. Ein Uebel, das der Fantasie des Mahlers ebenfalls begegnet seyn moͤchte.
Eine artige und schoͤn geputzte Prinzessin ist auf einer Spazierfahrt begriffen gewesen. Eine geflochtene
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