Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.mehr von seiner sentimentalen Prosa; oft erscheint sie gleich eingestreuten Liedern als Episode, oder vernichtet als Appendix das Buch. Doch zerfließen ihm immer noch zu Zeiten gute Massen in das allgemeine Chaos. Mirabeau hat eine große Rolle in der Revoluzion gespielt, weil sein Karakter und sein Geist revoluzionär war; Robespierre, weil er der Revoluzion unbedingt gehorchte, sich ihr ganz hingab, sie anbetete, und sich für den Gott derselben hielt; Buonaparte, weil er Revoluzionen schaffen und bilden, und sich selbst annihiliren kann. Sollte der jetzige französische Nazionalkarakter nicht eigentlich mit dem Kardinal Richelieu anfangen? Seine seltsame und beynah abgeschmackte Universalität erinnert an viele der merkwürdigsten französischen Phänomene nach ihm. Man kann die französische Revoluzion als das größte und merkwürdigste Phänomen der Staatengeschichte betrachten, als ein fast universelles Erdbeben, eine unermeßliche Überschwemmung in der politischen Welt; oder als ein Urbild der Revoluzionen, als die Revoluzion schlechthin. Das sind die gewöhnlichen Gesichtspunkte. Man kann sie aber auch betrachten als den Mittelpunkt und den Gipfel des französischen Nazionalkarakters, wo alle Paradoxien desselben zusammengedrängt sind; als die furchtbarste mehr von seiner sentimentalen Prosa; oft erscheint sie gleich eingestreuten Liedern als Episode, oder vernichtet als Appendix das Buch. Doch zerfließen ihm immer noch zu Zeiten gute Massen in das allgemeine Chaos. Mirabeau hat eine große Rolle in der Revoluzion gespielt, weil sein Karakter und sein Geist revoluzionaͤr war; Robespierre, weil er der Revoluzion unbedingt gehorchte, sich ihr ganz hingab, sie anbetete, und sich fuͤr den Gott derselben hielt; Buonaparte, weil er Revoluzionen schaffen und bilden, und sich selbst annihiliren kann. Sollte der jetzige franzoͤsische Nazionalkarakter nicht eigentlich mit dem Kardinal Richelieu anfangen? Seine seltsame und beynah abgeschmackte Universalitaͤt erinnert an viele der merkwuͤrdigsten franzoͤsischen Phaͤnomene nach ihm. Man kann die franzoͤsische Revoluzion als das groͤßte und merkwuͤrdigste Phaͤnomen der Staatengeschichte betrachten, als ein fast universelles Erdbeben, eine unermeßliche Überschwemmung in der politischen Welt; oder als ein Urbild der Revoluzionen, als die Revoluzion schlechthin. Das sind die gewoͤhnlichen Gesichtspunkte. Man kann sie aber auch betrachten als den Mittelpunkt und den Gipfel des franzoͤsischen Nazionalkarakters, wo alle Paradoxien desselben zusammengedraͤngt sind; als die furchtbarste <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0322" n="133"/> mehr von seiner sentimentalen Prosa; oft erscheint sie gleich eingestreuten Liedern als Episode, oder vernichtet als Appendix das Buch. Doch zerfließen ihm immer noch zu Zeiten gute Massen in das allgemeine Chaos.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Mirabeau hat eine große Rolle in der Revoluzion gespielt, weil sein Karakter und sein Geist revoluzionaͤr war; Robespierre, weil er der Revoluzion unbedingt gehorchte, sich ihr ganz hingab, sie anbetete, und sich fuͤr den Gott derselben hielt; Buonaparte, weil er Revoluzionen schaffen und bilden, und sich selbst annihiliren kann.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Sollte der jetzige franzoͤsische Nazionalkarakter nicht eigentlich mit dem Kardinal Richelieu anfangen? Seine seltsame und beynah abgeschmackte Universalitaͤt erinnert an viele der merkwuͤrdigsten franzoͤsischen Phaͤnomene nach ihm.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Man kann die franzoͤsische Revoluzion als das groͤßte und merkwuͤrdigste Phaͤnomen der Staatengeschichte betrachten, als ein fast universelles Erdbeben, eine unermeßliche Überschwemmung in der politischen Welt; oder als ein Urbild der Revoluzionen, als die Revoluzion schlechthin. Das sind die gewoͤhnlichen Gesichtspunkte. Man kann sie aber auch betrachten als den Mittelpunkt und den Gipfel des franzoͤsischen Nazionalkarakters, wo alle Paradoxien desselben zusammengedraͤngt sind; als die furchtbarste<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [133/0322]
mehr von seiner sentimentalen Prosa; oft erscheint sie gleich eingestreuten Liedern als Episode, oder vernichtet als Appendix das Buch. Doch zerfließen ihm immer noch zu Zeiten gute Massen in das allgemeine Chaos.
Mirabeau hat eine große Rolle in der Revoluzion gespielt, weil sein Karakter und sein Geist revoluzionaͤr war; Robespierre, weil er der Revoluzion unbedingt gehorchte, sich ihr ganz hingab, sie anbetete, und sich fuͤr den Gott derselben hielt; Buonaparte, weil er Revoluzionen schaffen und bilden, und sich selbst annihiliren kann.
Sollte der jetzige franzoͤsische Nazionalkarakter nicht eigentlich mit dem Kardinal Richelieu anfangen? Seine seltsame und beynah abgeschmackte Universalitaͤt erinnert an viele der merkwuͤrdigsten franzoͤsischen Phaͤnomene nach ihm.
Man kann die franzoͤsische Revoluzion als das groͤßte und merkwuͤrdigste Phaͤnomen der Staatengeschichte betrachten, als ein fast universelles Erdbeben, eine unermeßliche Überschwemmung in der politischen Welt; oder als ein Urbild der Revoluzionen, als die Revoluzion schlechthin. Das sind die gewoͤhnlichen Gesichtspunkte. Man kann sie aber auch betrachten als den Mittelpunkt und den Gipfel des franzoͤsischen Nazionalkarakters, wo alle Paradoxien desselben zusammengedraͤngt sind; als die furchtbarste
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