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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Noch bewundern die Philosophen im Spinosa nur die Konsequenz, wie die Engländer am Shakspeare bloß die Wahrheit preisen.



Vermischte Gedanken sollten die Kartons der Philosophie seyn. Man weiß, was diese den Kennern der Mahlerey gelten. Wer nicht philosophische Welten mit dem Crayon skizziren, jeden Gedanken, der Physiognomie hat, mit ein paar Federstrichen karakterisiren kann, für den wird die Philosophie nie Kunst, und also auch nie Wissenschaft werden. Denn in der Philosophie geht der Weg zur Wissenschaft nur durch die Kunst, wie der Dichter im Gegentheil erst durch Wissenschaft ein Künstler wird.



Jmmer tiefer zu dringen, immer höher zu steigen, ist die Lieblingsneigung der Philosophen. Auch gelingt es, wenn man ihnen aufs Wort glaubt, mit bewundrungswürdiger Schnelligkeit. Mit dem Weiterkommen geht es dagegen langsam genug. Besonders in Rücksicht der Höhe überbieten sie sich ordentlich, wie wenn zwey zugleich auf einer Aukzion unbedingte Commission haben. Vielleicht ist aber alle Philosophie, die philosophisch ist, unendlich hoch und unendlich tief. Oder steht Plato niedriger als die jetzigen Philosophen?



Auch die Philosophie ist das Resultat zwey streitender Kräfte, der Poesie und Praxis. Wo diesesich ganz durchdringen und in Eins schmelzen, da entsteht

Noch bewundern die Philosophen im Spinosa nur die Konsequenz, wie die Englaͤnder am Shakspeare bloß die Wahrheit preisen.



Vermischte Gedanken sollten die Kartons der Philosophie seyn. Man weiß, was diese den Kennern der Mahlerey gelten. Wer nicht philosophische Welten mit dem Crayon skizziren, jeden Gedanken, der Physiognomie hat, mit ein paar Federstrichen karakterisiren kann, fuͤr den wird die Philosophie nie Kunst, und also auch nie Wissenschaft werden. Denn in der Philosophie geht der Weg zur Wissenschaft nur durch die Kunst, wie der Dichter im Gegentheil erst durch Wissenschaft ein Kuͤnstler wird.



Jmmer tiefer zu dringen, immer hoͤher zu steigen, ist die Lieblingsneigung der Philosophen. Auch gelingt es, wenn man ihnen aufs Wort glaubt, mit bewundrungswuͤrdiger Schnelligkeit. Mit dem Weiterkommen geht es dagegen langsam genug. Besonders in Ruͤcksicht der Hoͤhe uͤberbieten sie sich ordentlich, wie wenn zwey zugleich auf einer Aukzion unbedingte Commission haben. Vielleicht ist aber alle Philosophie, die philosophisch ist, unendlich hoch und unendlich tief. Oder steht Plato niedriger als die jetzigen Philosophen?



Auch die Philosophie ist das Resultat zwey streitender Kraͤfte, der Poesie und Praxis. Wo diesesich ganz durchdringen und in Eins schmelzen, da entsteht

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[82/0271] Noch bewundern die Philosophen im Spinosa nur die Konsequenz, wie die Englaͤnder am Shakspeare bloß die Wahrheit preisen. Vermischte Gedanken sollten die Kartons der Philosophie seyn. Man weiß, was diese den Kennern der Mahlerey gelten. Wer nicht philosophische Welten mit dem Crayon skizziren, jeden Gedanken, der Physiognomie hat, mit ein paar Federstrichen karakterisiren kann, fuͤr den wird die Philosophie nie Kunst, und also auch nie Wissenschaft werden. Denn in der Philosophie geht der Weg zur Wissenschaft nur durch die Kunst, wie der Dichter im Gegentheil erst durch Wissenschaft ein Kuͤnstler wird. Jmmer tiefer zu dringen, immer hoͤher zu steigen, ist die Lieblingsneigung der Philosophen. Auch gelingt es, wenn man ihnen aufs Wort glaubt, mit bewundrungswuͤrdiger Schnelligkeit. Mit dem Weiterkommen geht es dagegen langsam genug. Besonders in Ruͤcksicht der Hoͤhe uͤberbieten sie sich ordentlich, wie wenn zwey zugleich auf einer Aukzion unbedingte Commission haben. Vielleicht ist aber alle Philosophie, die philosophisch ist, unendlich hoch und unendlich tief. Oder steht Plato niedriger als die jetzigen Philosophen? Auch die Philosophie ist das Resultat zwey streitender Kraͤfte, der Poesie und Praxis. Wo diesesich ganz durchdringen und in Eins schmelzen, da entsteht

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798/271>, abgerufen am 22.11.2024.