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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Was man eine glückliche Ehe nennt, verhält sich zur Liebe, wie ein korrektes Gedicht zu improvisirtem Gesang.



W. sagte von einem jungen Philosophen: Er trage einen Theorien-Eyerstock im Gehirne, und lege täglich wie eine Henne seine Theorie; und das sey für ihn der einzig mögliche Ruhepunkt in seinem beständigen Wechsel von Selbstschöpfung und Selbstvernichtung, welches eine fatigante Manoeuvre seyn möchte.



Leibniz ließ sich bekanntlich Augengläser von Spinosa machen; und das ist der einzige Verkehr den er mit ihm oder mit seiner Philosophie gehabt hat. Hätte er sich doch auch Augen von ihm machen lassen, um in die ihm unbekannte Weltgegend der Philosophie, wo Spinosa seine Heimath hat, wenigstens aus der Ferne hinüber schauen zu können!



Vielleicht muß man um einen transcendentalen Gesichtspunkt für das Antike zu haben, erzmodern seyn. Winkelmann hat die Griechen wie ein Grieche gefühlt. Hemsterhuys hingegen wußte modernen Umfang durch antike Einfachheit schön zu beschränken, und warf von der Höhe seiner Bildung, wie von einer freyen Gränze, gleich seelenvolle Blicke in die alte, und in die neue Welt.



Warum sollte es nicht auch unmoralische Menschen geben dürfen, so gut wie unphilosophische und

Was man eine gluͤckliche Ehe nennt, verhaͤlt sich zur Liebe, wie ein korrektes Gedicht zu improvisirtem Gesang.



W. sagte von einem jungen Philosophen: Er trage einen Theorien-Eyerstock im Gehirne, und lege taͤglich wie eine Henne seine Theorie; und das sey fuͤr ihn der einzig moͤgliche Ruhepunkt in seinem bestaͤndigen Wechsel von Selbstschoͤpfung und Selbstvernichtung, welches eine fatigante Manoeuvre seyn moͤchte.



Leibniz ließ sich bekanntlich Augenglaͤser von Spinosa machen; und das ist der einzige Verkehr den er mit ihm oder mit seiner Philosophie gehabt hat. Haͤtte er sich doch auch Augen von ihm machen lassen, um in die ihm unbekannte Weltgegend der Philosophie, wo Spinosa seine Heimath hat, wenigstens aus der Ferne hinuͤber schauen zu koͤnnen!



Vielleicht muß man um einen transcendentalen Gesichtspunkt fuͤr das Antike zu haben, erzmodern seyn. Winkelmann hat die Griechen wie ein Grieche gefuͤhlt. Hemsterhuys hingegen wußte modernen Umfang durch antike Einfachheit schoͤn zu beschraͤnken, und warf von der Hoͤhe seiner Bildung, wie von einer freyen Graͤnze, gleich seelenvolle Blicke in die alte, und in die neue Welt.



Warum sollte es nicht auch unmoralische Menschen geben duͤrfen, so gut wie unphilosophische und

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[74/0263] Was man eine gluͤckliche Ehe nennt, verhaͤlt sich zur Liebe, wie ein korrektes Gedicht zu improvisirtem Gesang. W. sagte von einem jungen Philosophen: Er trage einen Theorien-Eyerstock im Gehirne, und lege taͤglich wie eine Henne seine Theorie; und das sey fuͤr ihn der einzig moͤgliche Ruhepunkt in seinem bestaͤndigen Wechsel von Selbstschoͤpfung und Selbstvernichtung, welches eine fatigante Manoeuvre seyn moͤchte. Leibniz ließ sich bekanntlich Augenglaͤser von Spinosa machen; und das ist der einzige Verkehr den er mit ihm oder mit seiner Philosophie gehabt hat. Haͤtte er sich doch auch Augen von ihm machen lassen, um in die ihm unbekannte Weltgegend der Philosophie, wo Spinosa seine Heimath hat, wenigstens aus der Ferne hinuͤber schauen zu koͤnnen! Vielleicht muß man um einen transcendentalen Gesichtspunkt fuͤr das Antike zu haben, erzmodern seyn. Winkelmann hat die Griechen wie ein Grieche gefuͤhlt. Hemsterhuys hingegen wußte modernen Umfang durch antike Einfachheit schoͤn zu beschraͤnken, und warf von der Hoͤhe seiner Bildung, wie von einer freyen Graͤnze, gleich seelenvolle Blicke in die alte, und in die neue Welt. Warum sollte es nicht auch unmoralische Menschen geben duͤrfen, so gut wie unphilosophische und

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798/263>, abgerufen am 23.11.2024.