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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.

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ewige Werke bewährten, hervorzuheben sucht. Alles strebt er zu elegisiren, und auch das verschiedenartigste weiß er näher zu rücken, ähnlich zu gestalten und freundlich zu verbinden, so daß das Ganze wie aus einem Guß ist; und wenn er so ungleiche Gegenstände, wie die weise Freundin des strengen Pythagoras, die gebildete Aspasia, die erste Frau ihres Zeitalters in allen geselligen Künsten, und Lais, welche in dem seiner Hetären wegen berühmten Korinth den Preis in der Üppigkeit und Verführung verdienen konnte, in gewissen Sinn als gleich und auf gleiche Art behandelt; so weiß er doch überall das Eigenthümliche mit der feinsten Schicklichkeit herauszuheben, wie zum Beyspiel beym Sophokles die nach den Alten ihm ganz eigne Süßigkeit. Beym Homeros und Hesiodos, wo ihn Sage und Geschichte verließ, und keine Geliebte nannte, hilft er sich, da der Ruhm der Gattung und der Männer zu glänzend war, um in dieser Auswahl des Köstlichsten fehlen zu dürfen, mit einer absichtlich offenbaren Erdichtung. Es ist ihm freylich der heiligste Ernst, und er ist dabey mit ganzem Gemüthe: aber er lächelt dann auch wieder über seinen Gegenstand, über sich selbst, und die an seinem Stoff verübte Willkühr mit unschuldiger Schalkheit und kindlicher Anmuth. Er weiß um seine Kunst, und über sie spottend gefällt er sich doch mit ihr und zeigt sie gern.

Der wunderbare und unauflösliche Zauber, der aus diesem Gemisch von Liebe und Witz, von schmachtender Hingegebenheit und geselliger Besonnenheit hervorgeht, darf auch für die nicht ganz verlohren gehn,

ewige Werke bewaͤhrten, hervorzuheben sucht. Alles strebt er zu elegisiren, und auch das verschiedenartigste weiß er naͤher zu ruͤcken, aͤhnlich zu gestalten und freundlich zu verbinden, so daß das Ganze wie aus einem Guß ist; und wenn er so ungleiche Gegenstaͤnde, wie die weise Freundin des strengen Pythagoras, die gebildete Aspasia, die erste Frau ihres Zeitalters in allen geselligen Kuͤnsten, und Lais, welche in dem seiner Hetaͤren wegen beruͤhmten Korinth den Preis in der Üppigkeit und Verfuͤhrung verdienen konnte, in gewissen Sinn als gleich und auf gleiche Art behandelt; so weiß er doch uͤberall das Eigenthuͤmliche mit der feinsten Schicklichkeit herauszuheben, wie zum Beyspiel beym Sophokles die nach den Alten ihm ganz eigne Suͤßigkeit. Beym Homeros und Hesiodos, wo ihn Sage und Geschichte verließ, und keine Geliebte nannte, hilft er sich, da der Ruhm der Gattung und der Maͤnner zu glaͤnzend war, um in dieser Auswahl des Koͤstlichsten fehlen zu duͤrfen, mit einer absichtlich offenbaren Erdichtung. Es ist ihm freylich der heiligste Ernst, und er ist dabey mit ganzem Gemuͤthe: aber er laͤchelt dann auch wieder uͤber seinen Gegenstand, uͤber sich selbst, und die an seinem Stoff veruͤbte Willkuͤhr mit unschuldiger Schalkheit und kindlicher Anmuth. Er weiß um seine Kunst, und uͤber sie spottend gefaͤllt er sich doch mit ihr und zeigt sie gern.

Der wunderbare und unaufloͤsliche Zauber, der aus diesem Gemisch von Liebe und Witz, von schmachtender Hingegebenheit und geselliger Besonnenheit hervorgeht, darf auch fuͤr die nicht ganz verlohren gehn,

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[127/0138] ewige Werke bewaͤhrten, hervorzuheben sucht. Alles strebt er zu elegisiren, und auch das verschiedenartigste weiß er naͤher zu ruͤcken, aͤhnlich zu gestalten und freundlich zu verbinden, so daß das Ganze wie aus einem Guß ist; und wenn er so ungleiche Gegenstaͤnde, wie die weise Freundin des strengen Pythagoras, die gebildete Aspasia, die erste Frau ihres Zeitalters in allen geselligen Kuͤnsten, und Lais, welche in dem seiner Hetaͤren wegen beruͤhmten Korinth den Preis in der Üppigkeit und Verfuͤhrung verdienen konnte, in gewissen Sinn als gleich und auf gleiche Art behandelt; so weiß er doch uͤberall das Eigenthuͤmliche mit der feinsten Schicklichkeit herauszuheben, wie zum Beyspiel beym Sophokles die nach den Alten ihm ganz eigne Suͤßigkeit. Beym Homeros und Hesiodos, wo ihn Sage und Geschichte verließ, und keine Geliebte nannte, hilft er sich, da der Ruhm der Gattung und der Maͤnner zu glaͤnzend war, um in dieser Auswahl des Koͤstlichsten fehlen zu duͤrfen, mit einer absichtlich offenbaren Erdichtung. Es ist ihm freylich der heiligste Ernst, und er ist dabey mit ganzem Gemuͤthe: aber er laͤchelt dann auch wieder uͤber seinen Gegenstand, uͤber sich selbst, und die an seinem Stoff veruͤbte Willkuͤhr mit unschuldiger Schalkheit und kindlicher Anmuth. Er weiß um seine Kunst, und uͤber sie spottend gefaͤllt er sich doch mit ihr und zeigt sie gern. Der wunderbare und unaufloͤsliche Zauber, der aus diesem Gemisch von Liebe und Witz, von schmachtender Hingegebenheit und geselliger Besonnenheit hervorgeht, darf auch fuͤr die nicht ganz verlohren gehn,

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798/138>, abgerufen am 23.11.2024.