Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.des Genius ihrer Zeit waren, und die Regierung mehrentheils, wie billig, in subalternen Händen sich befand. Ein vollkommner Repräsentant des Genius der Menschheit dürfte leicht der ächte Priester und der Dichter xaU ekhoxeU seyn. Unser Alltagsleben besteht aus lauter erhaltenden, immer wiederkehrenden Verrichtungen. Dieser Zirkel von Gewohnheiten ist nur Mittel zu einem Hauptmittel, unserm irdischen Daseyn überhaupt, das aus mannichfaltigen Arten zu exisciren gemischt ist. Philister leben nur ein Alltagsleben. Das Hauptmittel scheint ihr einziger Zweck zu seyn. Sie thun das alles, um des irdischen Lebens willen; wie es scheint und nach ihren eignen Äußerungen scheinen muß. Poesie mischen sie nur zur Nothdurft unter, weil sie nun einmal an eine gewisse Unterbrechung ihres täglichen Laufs gewöhnt sind. Jn der Regel erfolgt diese Unterbrechung alle sieben Tage, und könnte ein poetisches Septanfieber heißen. Sonntags ruht die Arbeit, sie leben ein bißchen besser als gewöhnlich und dieser Sonntagsrausch endigt sich mit einem etwas tiefern Schlafe als sonst; daher auch Montags alles noch einen raschern Gang hat. Jhre parties de plaisir müssen konvenzionell, gewöhnlich, modisch seyn, aber auch ihr Vergnügen verarbeiten sie, wie alles, mühsam und förmlich. Den höchsten Grad seines poetischen Daseyns erreicht der Philister bey einer Reise, Hochzeit, Kindtaufe, des Genius ihrer Zeit waren, und die Regierung mehrentheils, wie billig, in subalternen Haͤnden sich befand. Ein vollkommner Repraͤsentant des Genius der Menschheit duͤrfte leicht der aͤchte Priester und der Dichter ξαϒ εχοξηϒ seyn. Unser Alltagsleben besteht aus lauter erhaltenden, immer wiederkehrenden Verrichtungen. Dieser Zirkel von Gewohnheiten ist nur Mittel zu einem Hauptmittel, unserm irdischen Daseyn uͤberhaupt, das aus mannichfaltigen Arten zu exisciren gemischt ist. Philister leben nur ein Alltagsleben. Das Hauptmittel scheint ihr einziger Zweck zu seyn. Sie thun das alles, um des irdischen Lebens willen; wie es scheint und nach ihren eignen Äußerungen scheinen muß. Poesie mischen sie nur zur Nothdurft unter, weil sie nun einmal an eine gewisse Unterbrechung ihres taͤglichen Laufs gewoͤhnt sind. Jn der Regel erfolgt diese Unterbrechung alle sieben Tage, und koͤnnte ein poetisches Septanfieber heißen. Sonntags ruht die Arbeit, sie leben ein bißchen besser als gewoͤhnlich und dieser Sonntagsrausch endigt sich mit einem etwas tiefern Schlafe als sonst; daher auch Montags alles noch einen raschern Gang hat. Jhre parties de plaisir muͤssen konvenzionell, gewoͤhnlich, modisch seyn, aber auch ihr Vergnuͤgen verarbeiten sie, wie alles, muͤhsam und foͤrmlich. Den hoͤchsten Grad seines poetischen Daseyns erreicht der Philister bey einer Reise, Hochzeit, Kindtaufe, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0105" n="94"/> des Genius ihrer Zeit waren, und die Regierung mehrentheils, wie billig, in subalternen Haͤnden sich befand.</p><lb/> <p>Ein vollkommner Repraͤsentant des Genius der Menschheit duͤrfte leicht der aͤchte Priester und der Dichter ξαϒ εχοξηϒ seyn.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Unser Alltagsleben besteht aus lauter erhaltenden, immer wiederkehrenden Verrichtungen. Dieser Zirkel von Gewohnheiten ist nur Mittel zu einem Hauptmittel, unserm irdischen Daseyn uͤberhaupt, das aus mannichfaltigen Arten zu exisciren gemischt ist.</p><lb/> <p>Philister leben nur ein Alltagsleben. Das Hauptmittel scheint ihr einziger Zweck zu seyn. Sie thun das alles, um des irdischen Lebens willen; wie es scheint und nach ihren eignen Äußerungen scheinen muß. Poesie mischen sie nur zur Nothdurft unter, weil sie nun einmal an eine gewisse Unterbrechung ihres taͤglichen Laufs gewoͤhnt sind. Jn der Regel erfolgt diese Unterbrechung alle sieben Tage, und koͤnnte ein poetisches Septanfieber heißen. Sonntags ruht die Arbeit, sie leben ein bißchen besser als gewoͤhnlich und dieser Sonntagsrausch endigt sich mit einem etwas tiefern Schlafe als sonst; daher auch Montags alles noch einen raschern Gang hat. Jhre <foreign xml:lang="fr">parties de plaisir</foreign> muͤssen konvenzionell, gewoͤhnlich, modisch seyn, aber auch ihr Vergnuͤgen verarbeiten sie, wie alles, muͤhsam und foͤrmlich.</p><lb/> <p>Den hoͤchsten Grad seines poetischen Daseyns erreicht der Philister bey einer Reise, Hochzeit, Kindtaufe,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0105]
des Genius ihrer Zeit waren, und die Regierung mehrentheils, wie billig, in subalternen Haͤnden sich befand.
Ein vollkommner Repraͤsentant des Genius der Menschheit duͤrfte leicht der aͤchte Priester und der Dichter ξαϒ εχοξηϒ seyn.
Unser Alltagsleben besteht aus lauter erhaltenden, immer wiederkehrenden Verrichtungen. Dieser Zirkel von Gewohnheiten ist nur Mittel zu einem Hauptmittel, unserm irdischen Daseyn uͤberhaupt, das aus mannichfaltigen Arten zu exisciren gemischt ist.
Philister leben nur ein Alltagsleben. Das Hauptmittel scheint ihr einziger Zweck zu seyn. Sie thun das alles, um des irdischen Lebens willen; wie es scheint und nach ihren eignen Äußerungen scheinen muß. Poesie mischen sie nur zur Nothdurft unter, weil sie nun einmal an eine gewisse Unterbrechung ihres taͤglichen Laufs gewoͤhnt sind. Jn der Regel erfolgt diese Unterbrechung alle sieben Tage, und koͤnnte ein poetisches Septanfieber heißen. Sonntags ruht die Arbeit, sie leben ein bißchen besser als gewoͤhnlich und dieser Sonntagsrausch endigt sich mit einem etwas tiefern Schlafe als sonst; daher auch Montags alles noch einen raschern Gang hat. Jhre parties de plaisir muͤssen konvenzionell, gewoͤhnlich, modisch seyn, aber auch ihr Vergnuͤgen verarbeiten sie, wie alles, muͤhsam und foͤrmlich.
Den hoͤchsten Grad seines poetischen Daseyns erreicht der Philister bey einer Reise, Hochzeit, Kindtaufe,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |