Schiller, Friedrich: Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? (Antrittsvorlesung in Jena, 26. 5. 1789 ). Jena, 1789.dien selbst vorher mit Ihnen einzuverstehen. Eine vor- Anders ist der Studierplan, den sich der Brodge- denn A 3
dien ſelbſt vorher mit Ihnen einzuverſtehen. Eine vor- Anders iſt der Studierplan, den ſich der Brodge- denn A 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0007" n="5"/> dien ſelbſt vorher mit Ihnen einzuverſtehen. Eine vor-<lb/> laͤufige Berichtigung dieſer Frage, welche mir paſſend<lb/> und wuͤrdig genug ſcheint, unſre kuͤnftige akademiſche<lb/> Verbindung zu eroͤfnen, wird mich in den Stand<lb/> ſetzen, Ihre Aufmerkſamkeit ſo gleich auf die wuͤrdigſte<lb/> Seite der Weltgeſchichte hinzuweiſen.</p><lb/> <p>Anders iſt der Studierplan, den ſich der Brodge-<lb/> lehrte, anders derjenige, den der philoſophiſche Kopf<lb/> ſich vorzeichnet. Jener, dem es bey ſeinem Fleiß ein-<lb/> zig und allein darum zu thun iſt, die Bedingungen zu<lb/> erfuͤllen, unter denen er zu einem Amte faͤhig und der<lb/> Vortheile deſſelben theilhaftig werden kann, der nur<lb/> darum die Kraͤfte ſeines Geiſtes in Bewegung ſetzt, um<lb/> dadurch ſeinen ſinnlichen Zuſtand zu verbeſſern und ei-<lb/> ne kleinliche Ruhmſucht zu befriedigen, — ein ſolcher<lb/> wird beym Eintritt in ſeine akademiſche Laufbahn keine<lb/> wichtigere Angelegenheit haben, als die Wiſſenſchaften,<lb/> die er Brodſtudien nennt, von allen uͤbrigen, die den<lb/> Geiſt nur als Geiſt vergnuͤgen, auf das ſorgfaͤltigſte<lb/> abzuſondern. Alle Zeit, die er dieſen letztern widmete,<lb/> wuͤrde er ſeinem kuͤnftigen Berufe zu entziehen glauben,<lb/> und ſich dieſen Raub nie vergeben. Seinen ganzen<lb/> Fleiß wird er nach den Foderungen einrichten, die von<lb/> dem kuͤnftigen Herrn ſeines Schickſals an ihn gemacht<lb/> werden, und alles gethan zu haben glauben, wenn er<lb/> ſich faͤhig gemacht hat, dieſe Inſtanz nicht zu fuͤrchten.<lb/> Hat er ſeinen Kurſus durchlaufen und das Ziel ſeiner<lb/> Wuͤnſche erreicht, ſo entlaͤßt er ſeine Fuͤhrerinnen —<lb/> <fw place="bottom" type="sig">A 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">denn</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0007]
dien ſelbſt vorher mit Ihnen einzuverſtehen. Eine vor-
laͤufige Berichtigung dieſer Frage, welche mir paſſend
und wuͤrdig genug ſcheint, unſre kuͤnftige akademiſche
Verbindung zu eroͤfnen, wird mich in den Stand
ſetzen, Ihre Aufmerkſamkeit ſo gleich auf die wuͤrdigſte
Seite der Weltgeſchichte hinzuweiſen.
Anders iſt der Studierplan, den ſich der Brodge-
lehrte, anders derjenige, den der philoſophiſche Kopf
ſich vorzeichnet. Jener, dem es bey ſeinem Fleiß ein-
zig und allein darum zu thun iſt, die Bedingungen zu
erfuͤllen, unter denen er zu einem Amte faͤhig und der
Vortheile deſſelben theilhaftig werden kann, der nur
darum die Kraͤfte ſeines Geiſtes in Bewegung ſetzt, um
dadurch ſeinen ſinnlichen Zuſtand zu verbeſſern und ei-
ne kleinliche Ruhmſucht zu befriedigen, — ein ſolcher
wird beym Eintritt in ſeine akademiſche Laufbahn keine
wichtigere Angelegenheit haben, als die Wiſſenſchaften,
die er Brodſtudien nennt, von allen uͤbrigen, die den
Geiſt nur als Geiſt vergnuͤgen, auf das ſorgfaͤltigſte
abzuſondern. Alle Zeit, die er dieſen letztern widmete,
wuͤrde er ſeinem kuͤnftigen Berufe zu entziehen glauben,
und ſich dieſen Raub nie vergeben. Seinen ganzen
Fleiß wird er nach den Foderungen einrichten, die von
dem kuͤnftigen Herrn ſeines Schickſals an ihn gemacht
werden, und alles gethan zu haben glauben, wenn er
ſich faͤhig gemacht hat, dieſe Inſtanz nicht zu fuͤrchten.
Hat er ſeinen Kurſus durchlaufen und das Ziel ſeiner
Wuͤnſche erreicht, ſo entlaͤßt er ſeine Fuͤhrerinnen —
denn
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