Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.
Mit heissen Reuethränen eure Schuld -- Und seid ihr glücklich durch die Schreckensstraße, Sendet der Berg nicht seine Windeswehen Auf euch herab von dem beeißten Joch, So kommt ihr auf die Brücke, welche stäubet. Wenn sie nicht einbricht unter eurer Schuld, Wenn ihr sie glücklich hinter euch gelassen, So reißt ein schwarzes Felsenthor sich auf, Kein Tag hats noch erhellt -- da geht ihr durch, Es führt euch in ein heitres Thal der Freude -- Doch schnellen Schritts müßt ihr vorüber eilen, Ihr dürft nicht weilen, wo die Ruhe wohnt. Parricida O Rudolph! Rudolph! Königlicher Ahn! So zieht dein Enkel ein auf deines Reiches Boden! Tell So immer steigend kommt ihr auf die Höhen Des Gotthardts, wo die ewgen Seen sind, Die von des Himmels Strömen selbst sich füllen. Dort nehmt ihr Abschied von der deutschen Erde,
Mit heiſſen Reuethraͤnen eure Schuld — Und ſeid ihr gluͤcklich durch die Schreckensſtraße, Sendet der Berg nicht ſeine Windeswehen Auf euch herab von dem beeißten Joch, So kommt ihr auf die Bruͤcke, welche ſtaͤubet. Wenn ſie nicht einbricht unter eurer Schuld, Wenn ihr ſie gluͤcklich hinter euch gelaſſen, So reißt ein ſchwarzes Felſenthor ſich auf, Kein Tag hats noch erhellt — da geht ihr durch, Es fuͤhrt euch in ein heitres Thal der Freude — Doch ſchnellen Schritts muͤßt ihr voruͤber eilen, Ihr duͤrft nicht weilen, wo die Ruhe wohnt. Parricida O Rudolph! Rudolph! Koͤniglicher Ahn! So zieht dein Enkel ein auf deines Reiches Boden! Tell So immer ſteigend kommt ihr auf die Hoͤhen Des Gotthardts, wo die ewgen Seen ſind, Die von des Himmels Stroͤmen ſelbſt ſich fuͤllen. Dort nehmt ihr Abſchied von der deutſchen Erde, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#TEL"> <p><pb facs="#f0252" n="238"/> Mit heiſſen Reuethraͤnen eure Schuld —<lb/> Und ſeid ihr gluͤcklich durch die Schreckensſtraße,<lb/> Sendet der Berg nicht ſeine Windeswehen<lb/> Auf euch herab von dem beeißten Joch,<lb/> So kommt ihr auf die <hi rendition="#g">Bruͤcke</hi>, welche <hi rendition="#g">ſtaͤubet</hi>.<lb/> Wenn ſie nicht einbricht unter eurer Schuld,<lb/> Wenn ihr ſie gluͤcklich hinter euch gelaſſen,<lb/> So reißt ein ſchwarzes <hi rendition="#g">Felſenthor</hi> ſich auf,<lb/> Kein Tag hats noch erhellt — da geht ihr durch,<lb/> Es fuͤhrt euch in ein heitres <hi rendition="#g">Thal</hi> der Freude —<lb/> Doch ſchnellen Schritts muͤßt ihr voruͤber eilen,<lb/> Ihr duͤrft nicht weilen, wo die Ruhe wohnt.</p><lb/> </sp> <sp who="#PAR"> <speaker> <hi rendition="#g">Parricida</hi> </speaker><lb/> <p>O Rudolph! Rudolph! Koͤniglicher Ahn!<lb/> So zieht dein Enkel ein auf deines Reiches Boden!</p><lb/> </sp> <sp who="#TEL"> <speaker> <hi rendition="#g">Tell</hi> </speaker><lb/> <p>So immer ſteigend kommt ihr auf die Hoͤhen<lb/> Des <hi rendition="#g">Gotthardts</hi>, wo die ewgen <hi rendition="#g">Seen</hi> ſind,<lb/> Die von des Himmels Stroͤmen ſelbſt ſich fuͤllen.<lb/> Dort nehmt ihr Abſchied von der deutſchen Erde,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [238/0252]
Mit heiſſen Reuethraͤnen eure Schuld —
Und ſeid ihr gluͤcklich durch die Schreckensſtraße,
Sendet der Berg nicht ſeine Windeswehen
Auf euch herab von dem beeißten Joch,
So kommt ihr auf die Bruͤcke, welche ſtaͤubet.
Wenn ſie nicht einbricht unter eurer Schuld,
Wenn ihr ſie gluͤcklich hinter euch gelaſſen,
So reißt ein ſchwarzes Felſenthor ſich auf,
Kein Tag hats noch erhellt — da geht ihr durch,
Es fuͤhrt euch in ein heitres Thal der Freude —
Doch ſchnellen Schritts muͤßt ihr voruͤber eilen,
Ihr duͤrft nicht weilen, wo die Ruhe wohnt.
Parricida
O Rudolph! Rudolph! Koͤniglicher Ahn!
So zieht dein Enkel ein auf deines Reiches Boden!
Tell
So immer ſteigend kommt ihr auf die Hoͤhen
Des Gotthardts, wo die ewgen Seen ſind,
Die von des Himmels Stroͤmen ſelbſt ſich fuͤllen.
Dort nehmt ihr Abſchied von der deutſchen Erde,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/252 |
Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/252>, abgerufen am 25.07.2024. |