Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite
Walther Fürst
Seid ihr es Melchthal? Bringt ihr uns die Freiheit?
Sagt! Sind die Lande alle rein vom Feind?

Melchthal (umarmt ihn)
Rein ist der Boden. Freut euch, alter Vater!
In diesem Augenblicke, da wir reden,
Ist kein Tyrann mehr in der Schweitzer Land.

Walther Fürst
O sprecht, wie wurdet ihr der Burgen mächtig?
Melchthal
Der Rudenz war es, der das Sarner Schloß
Mit mannlich kühner Wagethat gewann,
Den Roßberg hatt' ich Nachts zuvor erstiegen.
-- Doch höret, was geschah. Als wir das Schloß
Vom Feind geleert, nun freudig angezündet,
Die Flamme prasselnd schon zum Himmel schlug,
Da stürzt der Diethelm, Geßlers Bub, hervor,
Und ruft, daß die Brunekerinn verbrenne.

Walther Fürst
Gerechter Gott!
(Man hört die Balken des Gerüstes stürzen)
s 3
Walther Fuͤrſt
Seid ihr es Melchthal? Bringt ihr uns die Freiheit?
Sagt! Sind die Lande alle rein vom Feind?

Melchthal (umarmt ihn)
Rein iſt der Boden. Freut euch, alter Vater!
In dieſem Augenblicke, da wir reden,
Iſt kein Tyrann mehr in der Schweitzer Land.

Walther Fuͤrſt
O ſprecht, wie wurdet ihr der Burgen maͤchtig?
Melchthal
Der Rudenz war es, der das Sarner Schloß
Mit mannlich kuͤhner Wagethat gewann,
Den Roßberg hatt’ ich Nachts zuvor erſtiegen.
— Doch hoͤret, was geſchah. Als wir das Schloß
Vom Feind geleert, nun freudig angezuͤndet,
Die Flamme praſſelnd ſchon zum Himmel ſchlug,
Da ſtuͤrzt der Diethelm, Geßlers Bub, hervor,
Und ruft, daß die Brunekerinn verbrenne.

Walther Fuͤrſt
Gerechter Gott!
(Man hört die Balken des Gerüſtes ſtürzen)
s 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0223" n="209"/>
          <sp who="#WAL">
            <speaker> <hi rendition="#g">Walther Fu&#x0364;r&#x017F;t</hi> </speaker><lb/>
            <p>Seid ihr es Melchthal? Bringt ihr uns die Freiheit?<lb/>
Sagt! Sind die Lande alle rein vom Feind?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#MEL">
            <speaker> <hi rendition="#g">Melchthal</hi> </speaker>
            <stage>(umarmt ihn)</stage><lb/>
            <p>Rein i&#x017F;t der Boden. Freut euch, alter Vater!<lb/>
In die&#x017F;em Augenblicke, da wir reden,<lb/>
I&#x017F;t kein Tyrann mehr in der Schweitzer Land.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#WAL">
            <speaker> <hi rendition="#g">Walther Fu&#x0364;r&#x017F;t</hi> </speaker><lb/>
            <p>O &#x017F;precht, wie wurdet ihr der Burgen ma&#x0364;chtig?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#MEL">
            <speaker> <hi rendition="#g">Melchthal</hi> </speaker><lb/>
            <p>Der Rudenz war es, der das Sarner Schloß<lb/>
Mit mannlich ku&#x0364;hner Wagethat gewann,<lb/>
Den Roßberg hatt&#x2019; ich Nachts zuvor er&#x017F;tiegen.<lb/>
&#x2014; Doch ho&#x0364;ret, was ge&#x017F;chah. Als wir das Schloß<lb/>
Vom Feind geleert, nun freudig angezu&#x0364;ndet,<lb/>
Die Flamme pra&#x017F;&#x017F;elnd &#x017F;chon zum Himmel &#x017F;chlug,<lb/>
Da &#x017F;tu&#x0364;rzt der Diethelm, Geßlers Bub, hervor,<lb/>
Und ruft, daß die Brunekerinn verbrenne.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#WAL">
            <speaker> <hi rendition="#g">Walther Fu&#x0364;r&#x017F;t</hi> </speaker><lb/>
            <p>Gerechter Gott!</p><lb/>
            <stage>(Man hört die Balken des Gerü&#x017F;tes &#x017F;türzen)</stage><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">s 3</fw><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[209/0223] Walther Fuͤrſt Seid ihr es Melchthal? Bringt ihr uns die Freiheit? Sagt! Sind die Lande alle rein vom Feind? Melchthal (umarmt ihn) Rein iſt der Boden. Freut euch, alter Vater! In dieſem Augenblicke, da wir reden, Iſt kein Tyrann mehr in der Schweitzer Land. Walther Fuͤrſt O ſprecht, wie wurdet ihr der Burgen maͤchtig? Melchthal Der Rudenz war es, der das Sarner Schloß Mit mannlich kuͤhner Wagethat gewann, Den Roßberg hatt’ ich Nachts zuvor erſtiegen. — Doch hoͤret, was geſchah. Als wir das Schloß Vom Feind geleert, nun freudig angezuͤndet, Die Flamme praſſelnd ſchon zum Himmel ſchlug, Da ſtuͤrzt der Diethelm, Geßlers Bub, hervor, Und ruft, daß die Brunekerinn verbrenne. Walther Fuͤrſt Gerechter Gott! (Man hört die Balken des Gerüſtes ſtürzen) s 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/223
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/223>, abgerufen am 02.05.2024.