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Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.

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Melchthal
Sie war es selbst, war heimlich
Hier eingeschlossen auf des Vogts Geheiß.
Rasend erhub sich Rudenz -- denn wir hörten
Die Balken schon, die festen Pfosten stürzen,
Und aus dem Rauch hervor den Jammerruf
-- Der Unglückseligen.

Walther Fürst
Sie ist gerettet?
Melchthal
Da galt Geschwindseyn und Entschlossenheit!
-- Wär er nur unser Edelmann gewesen,
Wir hätten unser Leben wohl geliebt,
Doch er war unser Eidgenoß und Bertha
Ehrte das Volk -- So sezten wir getrost
Das Leben dran, und stürzten in das Feuer.

Walther Fürst
Sie ist gerettet?
Melchthal
Sie ists. Rudenz und ich,
Wir trugen sie selbander aus den Flammen,
Melchthal
Sie war es ſelbſt, war heimlich
Hier eingeſchloſſen auf des Vogts Geheiß.
Raſend erhub ſich Rudenz — denn wir hoͤrten
Die Balken ſchon, die feſten Pfoſten ſtuͤrzen,
Und aus dem Rauch hervor den Jammerruf
— Der Ungluͤckſeligen.

Walther Fuͤrſt
Sie iſt gerettet?
Melchthal
Da galt Geſchwindſeyn und Entſchloſſenheit!
— Waͤr er nur unſer Edelmann geweſen,
Wir haͤtten unſer Leben wohl geliebt,
Doch er war unſer Eidgenoß und Bertha
Ehrte das Volk — So ſezten wir getroſt
Das Leben dran, und ſtuͤrzten in das Feuer.

Walther Fuͤrſt
Sie iſt gerettet?
Melchthal
Sie iſts. Rudenz und ich,
Wir trugen ſie ſelbander aus den Flammen,
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[210/0224] Melchthal Sie war es ſelbſt, war heimlich Hier eingeſchloſſen auf des Vogts Geheiß. Raſend erhub ſich Rudenz — denn wir hoͤrten Die Balken ſchon, die feſten Pfoſten ſtuͤrzen, Und aus dem Rauch hervor den Jammerruf — Der Ungluͤckſeligen. Walther Fuͤrſt Sie iſt gerettet? Melchthal Da galt Geſchwindſeyn und Entſchloſſenheit! — Waͤr er nur unſer Edelmann geweſen, Wir haͤtten unſer Leben wohl geliebt, Doch er war unſer Eidgenoß und Bertha Ehrte das Volk — So ſezten wir getroſt Das Leben dran, und ſtuͤrzten in das Feuer. Walther Fuͤrſt Sie iſt gerettet? Melchthal Sie iſts. Rudenz und ich, Wir trugen ſie ſelbander aus den Flammen,

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/224>, abgerufen am 02.05.2024.