Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804. Tell Wenn man hinunter steigt von unsern Höhen, Und immer tiefer steigt, den Strömen nach, Gelangt man in ein großes ebnes Land, Wo die Waldwasser nicht mehr brausend schäumen, Die Flüsse ruhig und gemächlich ziehn, Da sieht man frei nach allen Himmelsräumen, Das Korn wächst dort in langen schönen Auen, Und wie ein Garten ist das Land zu schauen. Walther Ey Vater, warum steigen wir denn nicht Geschwind hinab in dieses schöne Land, Statt daß wir uns hier ängstigen und plagen? Tell Das Land ist schön und gütig wie der Himmel, Doch die's bebauen, sie genießen nich Den Segen, den sie pflanzen. Walther
Wohnen sie Nicht frei wie du auf ihrem eignen Erbe? Tell Wenn man hinunter ſteigt von unſern Hoͤhen, Und immer tiefer ſteigt, den Stroͤmen nach, Gelangt man in ein großes ebnes Land, Wo die Waldwaſſer nicht mehr brauſend ſchaͤumen, Die Fluͤſſe ruhig und gemaͤchlich ziehn, Da ſieht man frei nach allen Himmelsraͤumen, Das Korn waͤchſt dort in langen ſchoͤnen Auen, Und wie ein Garten iſt das Land zu ſchauen. Walther Ey Vater, warum ſteigen wir denn nicht Geſchwind hinab in dieſes ſchoͤne Land, Statt daß wir uns hier aͤngſtigen und plagen? Tell Das Land iſt ſchoͤn und guͤtig wie der Himmel, Doch die’s bebauen, ſie genießen nich Den Segen, den ſie pflanzen. Walther
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Tell
Wenn man hinunter ſteigt von unſern Hoͤhen,
Und immer tiefer ſteigt, den Stroͤmen nach,
Gelangt man in ein großes ebnes Land,
Wo die Waldwaſſer nicht mehr brauſend ſchaͤumen,
Die Fluͤſſe ruhig und gemaͤchlich ziehn,
Da ſieht man frei nach allen Himmelsraͤumen,
Das Korn waͤchſt dort in langen ſchoͤnen Auen,
Und wie ein Garten iſt das Land zu ſchauen.
Walther
Ey Vater, warum ſteigen wir denn nicht
Geſchwind hinab in dieſes ſchoͤne Land,
Statt daß wir uns hier aͤngſtigen und plagen?
Tell
Das Land iſt ſchoͤn und guͤtig wie der Himmel,
Doch die’s bebauen, ſie genießen nich
Den Segen, den ſie pflanzen.
Walther
Wohnen ſie
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/140>, abgerufen am 25.07.2024. |