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Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.

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Tell
Wer sagt das Knabe?
Walther
Der Meister Hirt erzählts -- Die Bäume seien
Gebannt, sagt er, und wer sie schädige,
Dem wachse seine Hand heraus zum Grabe.

Tell
Die Bäume sind gebannt, das ist die Wahrheit.
-- Siehst du die Firnen dort, die weißen Hörner,
Die hoch bis in den Himmel sich verlieren?

Walther
Das sind die Gletscher, die des Nachts so donnern,
Und uns die Schlaglawinen niedersenden.

Tell
So ists, und die Lawinen hätten längst
Den Flecken Altorf unter ihrer Last
Verschüttet, wenn der Wald dort oben nicht
Als eine Landwehr sich dagegen stellte.

Walther (nach einigem Besinnen)
Giebts Länder, Vater, wo nicht Berge sind?
l 3
Tell
Wer ſagt das Knabe?
Walther
Der Meiſter Hirt erzaͤhlts — Die Baͤume ſeien
Gebannt, ſagt er, und wer ſie ſchaͤdige,
Dem wachſe ſeine Hand heraus zum Grabe.

Tell
Die Baͤume ſind gebannt, das iſt die Wahrheit.
— Siehſt du die Firnen dort, die weißen Hoͤrner,
Die hoch bis in den Himmel ſich verlieren?

Walther
Das ſind die Gletſcher, die des Nachts ſo donnern,
Und uns die Schlaglawinen niederſenden.

Tell
So iſts, und die Lawinen haͤtten laͤngſt
Den Flecken Altorf unter ihrer Laſt
Verſchuͤttet, wenn der Wald dort oben nicht
Als eine Landwehr ſich dagegen ſtellte.

Walther (nach einigem Beſinnen)
Giebts Laͤnder, Vater, wo nicht Berge ſind?
l 3
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[125/0139] Tell Wer ſagt das Knabe? Walther Der Meiſter Hirt erzaͤhlts — Die Baͤume ſeien Gebannt, ſagt er, und wer ſie ſchaͤdige, Dem wachſe ſeine Hand heraus zum Grabe. Tell Die Baͤume ſind gebannt, das iſt die Wahrheit. — Siehſt du die Firnen dort, die weißen Hoͤrner, Die hoch bis in den Himmel ſich verlieren? Walther Das ſind die Gletſcher, die des Nachts ſo donnern, Und uns die Schlaglawinen niederſenden. Tell So iſts, und die Lawinen haͤtten laͤngſt Den Flecken Altorf unter ihrer Laſt Verſchuͤttet, wenn der Wald dort oben nicht Als eine Landwehr ſich dagegen ſtellte. Walther (nach einigem Beſinnen) Giebts Laͤnder, Vater, wo nicht Berge ſind? l 3

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/139>, abgerufen am 27.04.2024.