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Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.

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Rudenz
Bertha! Ihr haßt mich, ihr verachtet mich!
Bertha
Thät ichs, mir wäre besser -- Aber den
Verachtet sehen und verachtungswerth,
Den man gern lieben möchte --

Rudenz
Bertha! Bertha!
Ihr zeiget mir das höchste Himmelsglück,
Und stürzt mich tief in Einem Augenblick.

Bertha
Nein, nein, das Edle ist nicht ganz erstickt
In euch! Es schlummert nur, ich will es wecken,
Ihr müßt Gewalt ausüben an euch selbst,
Die angestammte Tugend zu ertöden,
Doch wohl euch, sie ist mächtiger als ihr,
Und trotz euch selber seid ihr gut und edel!

Rudenz
Ihr glaubt an mich! O Bertha, alles läßt
Mich eure Liebe seyn und werden!

Rudenz
Bertha! Ihr haßt mich, ihr verachtet mich!
Bertha
Thaͤt ichs, mir waͤre beſſer — Aber den
Verachtet ſehen und verachtungswerth,
Den man gern lieben moͤchte —

Rudenz
Bertha! Bertha!
Ihr zeiget mir das hoͤchſte Himmelsgluͤck,
Und ſtuͤrzt mich tief in Einem Augenblick.

Bertha
Nein, nein, das Edle iſt nicht ganz erſtickt
In euch! Es ſchlummert nur, ich will es wecken,
Ihr muͤßt Gewalt ausuͤben an euch ſelbſt,
Die angeſtammte Tugend zu ertoͤden,
Doch wohl euch, ſie iſt maͤchtiger als ihr,
Und trotz euch ſelber ſeid ihr gut und edel!

Rudenz
Ihr glaubt an mich! O Bertha, alles laͤßt
Mich eure Liebe ſeyn und werden!

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[116/0130] Rudenz Bertha! Ihr haßt mich, ihr verachtet mich! Bertha Thaͤt ichs, mir waͤre beſſer — Aber den Verachtet ſehen und verachtungswerth, Den man gern lieben moͤchte — Rudenz Bertha! Bertha! Ihr zeiget mir das hoͤchſte Himmelsgluͤck, Und ſtuͤrzt mich tief in Einem Augenblick. Bertha Nein, nein, das Edle iſt nicht ganz erſtickt In euch! Es ſchlummert nur, ich will es wecken, Ihr muͤßt Gewalt ausuͤben an euch ſelbſt, Die angeſtammte Tugend zu ertoͤden, Doch wohl euch, ſie iſt maͤchtiger als ihr, Und trotz euch ſelber ſeid ihr gut und edel! Rudenz Ihr glaubt an mich! O Bertha, alles laͤßt Mich eure Liebe ſeyn und werden!

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/130>, abgerufen am 28.04.2024.