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Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.

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Wie eines Engels Lichterscheinung steige
In ihres Kerkers Gräbernacht hinab --

Burleigh.
Sei standhaft, große Königin. Laß nicht
Ein lobenswürdig menschliches Gefühl
Dich irre führen. Raube dir nicht selbst
Die Freiheit, das Nothwendige zu thun.
Du kannst sie nicht begnadigen, nicht retten,
So lade nicht auf dich verhaßten Tadel,
Daß du mit grausam höhnendem Triumph
Am Anblick deines Opfers dich geweidet.

Leicester.
Laßt uns in unsern Schranken bleiben, Lords.
Die Königin ist weise, sie bedarf
Nicht unsers Raths, das würdigste zu wählen.
Die Unterredung beider Königinnen
Hat nichts gemein mit des Gerichtes Gang.
Englands Gesetz, nicht der Monarchin Wille,
Verurtheilt die Maria. Würdig ist's
Der großen Seele der Elisabeth,
Daß sie des Herzens schönem Triebe folge,
Wenn das Gesetz den strengen Lauf behält.

Elisabeth.
Geht, meine Lords. Wir werden Mittel finden,
Was Gnade fodert, was Nothwendigkeit
Wie eines Engels Lichterſcheinung ſteige
In ihres Kerkers Graͤbernacht hinab —

Burleigh.
Sei ſtandhaft, große Koͤnigin. Laß nicht
Ein lobenswuͤrdig menſchliches Gefuͤhl
Dich irre fuͤhren. Raube dir nicht ſelbſt
Die Freiheit, das Nothwendige zu thun.
Du kannſt ſie nicht begnadigen, nicht retten,
So lade nicht auf dich verhaßten Tadel,
Daß du mit grauſam hoͤhnendem Triumph
Am Anblick deines Opfers dich geweidet.

Leiceſter.
Laßt uns in unſern Schranken bleiben, Lords.
Die Koͤnigin iſt weiſe, ſie bedarf
Nicht unſers Raths, das wuͤrdigſte zu waͤhlen.
Die Unterredung beider Koͤniginnen
Hat nichts gemein mit des Gerichtes Gang.
Englands Geſetz, nicht der Monarchin Wille,
Verurtheilt die Maria. Wuͤrdig iſt's
Der großen Seele der Eliſabeth,
Daß ſie des Herzens ſchoͤnem Triebe folge,
Wenn das Geſetz den ſtrengen Lauf behaͤlt.

Eliſabeth.
Geht, meine Lords. Wir werden Mittel finden,
Was Gnade fodert, was Nothwendigkeit
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[86/0092] Wie eines Engels Lichterſcheinung ſteige In ihres Kerkers Graͤbernacht hinab — Burleigh. Sei ſtandhaft, große Koͤnigin. Laß nicht Ein lobenswuͤrdig menſchliches Gefuͤhl Dich irre fuͤhren. Raube dir nicht ſelbſt Die Freiheit, das Nothwendige zu thun. Du kannſt ſie nicht begnadigen, nicht retten, So lade nicht auf dich verhaßten Tadel, Daß du mit grauſam hoͤhnendem Triumph Am Anblick deines Opfers dich geweidet. Leiceſter. Laßt uns in unſern Schranken bleiben, Lords. Die Koͤnigin iſt weiſe, ſie bedarf Nicht unſers Raths, das wuͤrdigſte zu waͤhlen. Die Unterredung beider Koͤniginnen Hat nichts gemein mit des Gerichtes Gang. Englands Geſetz, nicht der Monarchin Wille, Verurtheilt die Maria. Wuͤrdig iſt's Der großen Seele der Eliſabeth, Daß ſie des Herzens ſchoͤnem Triebe folge, Wenn das Geſetz den ſtrengen Lauf behaͤlt. Eliſabeth. Geht, meine Lords. Wir werden Mittel finden, Was Gnade fodert, was Nothwendigkeit

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Zitationshilfe: Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/92>, abgerufen am 25.11.2024.