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Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.

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Doch wenn Geburt, wenn Hoheit, Heldentugend
Und Männerschönheit einen Sterblichen
Der Ehre würdig machen, so --

Elisabeth.
Kein Zweifel,
Herr Abgesandter, daß ein Ehebündniß
Mit einem königlichen Sohne Frankreichs
Mich ehrt! Ja, ich gesteh es unverhohlen,
Wenn es seyn muß -- wenn ichs nicht ändern kann,
Dem Dringen meines Volkes nachzugeben --
Und es wird stärker seyn als ich, befürcht' ich --
So kenn' ich in Europa keinen Fürsten,
Dem ich mein höchstes Kleinod, meine Freiheit,
Mit minderm Widerwillen opfern würde.
Laßt dieß Geständniß euch Genüge thun.

Bellievre.
Es ist die schönste Hoffnung, doch es ist
Nur eine Hoffnung, und mein Herr wünscht mehr --

Elisabeth.
Was wünscht er?
(Sie zieht einen Ring vom Finger und betrachtet ihn
nachdenkend)

Hat die Königin doch nichts
Voraus vor dem gemeinen Bürgerweibe!
Das gleiche Zeichen weißt auf gleiche Pflicht,
Doch wenn Geburt, wenn Hoheit, Heldentugend
Und Maͤnnerſchoͤnheit einen Sterblichen
Der Ehre wuͤrdig machen, ſo —

Eliſabeth.
Kein Zweifel,
Herr Abgeſandter, daß ein Ehebuͤndniß
Mit einem koͤniglichen Sohne Frankreichs
Mich ehrt! Ja, ich geſteh es unverhohlen,
Wenn es ſeyn muß — wenn ichs nicht aͤndern kann,
Dem Dringen meines Volkes nachzugeben —
Und es wird ſtaͤrker ſeyn als ich, befuͤrcht' ich —
So kenn' ich in Europa keinen Fuͤrſten,
Dem ich mein hoͤchſtes Kleinod, meine Freiheit,
Mit minderm Widerwillen opfern wuͤrde.
Laßt dieß Geſtaͤndniß euch Genuͤge thun.

Bellievre.
Es iſt die ſchoͤnſte Hoffnung, doch es iſt
Nur eine Hoffnung, und mein Herr wuͤnſcht mehr —

Eliſabeth.
Was wuͤnſcht er?
(Sie zieht einen Ring vom Finger und betrachtet ihn
nachdenkend)

Hat die Koͤnigin doch nichts
Voraus vor dem gemeinen Buͤrgerweibe!
Das gleiche Zeichen weißt auf gleiche Pflicht,
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[68/0074] Doch wenn Geburt, wenn Hoheit, Heldentugend Und Maͤnnerſchoͤnheit einen Sterblichen Der Ehre wuͤrdig machen, ſo — Eliſabeth. Kein Zweifel, Herr Abgeſandter, daß ein Ehebuͤndniß Mit einem koͤniglichen Sohne Frankreichs Mich ehrt! Ja, ich geſteh es unverhohlen, Wenn es ſeyn muß — wenn ichs nicht aͤndern kann, Dem Dringen meines Volkes nachzugeben — Und es wird ſtaͤrker ſeyn als ich, befuͤrcht' ich — So kenn' ich in Europa keinen Fuͤrſten, Dem ich mein hoͤchſtes Kleinod, meine Freiheit, Mit minderm Widerwillen opfern wuͤrde. Laßt dieß Geſtaͤndniß euch Genuͤge thun. Bellievre. Es iſt die ſchoͤnſte Hoffnung, doch es iſt Nur eine Hoffnung, und mein Herr wuͤnſcht mehr — Eliſabeth. Was wuͤnſcht er? (Sie zieht einen Ring vom Finger und betrachtet ihn nachdenkend) Hat die Koͤnigin doch nichts Voraus vor dem gemeinen Buͤrgerweibe! Das gleiche Zeichen weißt auf gleiche Pflicht,

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Zitationshilfe: Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/74>, abgerufen am 30.04.2024.