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Schiller, Benjamin: Der geöfnete Reit-Stall. Hamburg, 1700.

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Der geöffnete
kommen zu ersehen/ doch finden sich in Oesterreich
wie auch in Sachsen/ Hessen/ Mecklenburg/
Braunschweig/ Marck
und Pommern biß-
weilen gute Reise- und Kriegs-Pferde. Wann
nur dieser Mangel könte verbessert werden/ die
Füllen nicht allzu jung und zart zum Einspannen
und Reiten zu gebrauchen/ dadurch die Pferde
nicht zu ihrer gehörigen Stärcke kommen kön-
nen.

Die Frießländischen/ Holländer/ Flemi-
sche/ Westphälische
und Gelderische Pferde/
werden vor schöne aber weiche Pferde gehalten.
Von diesen sind doch die Frießländischen sonder-
lich in die Carossen und vor Curassierer ihrer Grösse
wegen die besten.

Die Bremischen Pferde sind zwar groß/ allei-
ne gantz weich/ matt und platthüfig.

Die Hollsteinischen fallen klein/ sind aber edel/
starck/ von harten Knochen und gesunder Art. Die
Dänischen aber noch kleiner und auch schwächer.

Die Bömischen sind zwar groß/ haben aber
die Unart an sich/ daß sie leicht Mangel am Ge-
sicht bekommen. Die Märischen befindet man
besser/ weil sie mit denen Ungarischen vermischet.

Die Polnischen/ worunter die aus Podolien/
und aus der Ukraine/ die besten/ fallen stärcker/
und dauerhaffter/ als die Ungarischen/ und wer-
den sonderlich die Tyger-gesprenckelten sehr raar
gehalten. Es sind etliche unter den Potolischen
Pferden so wild/ daß sie sich nicht beschlagen lassen/

haben

Der geoͤffnete
kommen zu erſehen/ doch finden ſich in Oeſterreich
wie auch in Sachſen/ Heſſen/ Mecklenburg/
Braunſchweig/ Marck
und Pommern biß-
weilen gute Reiſe- und Kriegs-Pferde. Wann
nur dieſer Mangel koͤnte verbeſſert werden/ die
Fuͤllen nicht allzu jung und zart zum Einſpannen
und Reiten zu gebrauchen/ dadurch die Pferde
nicht zu ihrer gehoͤrigen Staͤrcke kommen koͤn-
nen.

Die Frießlaͤndiſchen/ Hollaͤnder/ Flemi-
ſche/ Weſtphaͤliſche
und Gelderiſche Pferde/
werden vor ſchoͤne aber weiche Pferde gehalten.
Von dieſen ſind doch die Frießlaͤndiſchen ſonder-
lich in die Caroſſen und vor Curaſſierer ihrer Groͤſſe
wegen die beſten.

Die Bremiſchen Pferde ſind zwar groß/ allei-
ne gantz weich/ matt und platthuͤfig.

Die Hollſteiniſchen fallen klein/ ſind aber edel/
ſtarck/ von harten Knochen und geſunder Art. Die
Daͤniſchen aber noch kleiner und auch ſchwaͤcher.

Die Boͤmiſchen ſind zwar groß/ haben aber
die Unart an ſich/ daß ſie leicht Mangel am Ge-
ſicht bekommen. Die Maͤriſchen befindet man
beſſer/ weil ſie mit denen Ungariſchen vermiſchet.

Die Polniſchen/ worunter die aus Podolien/
und aus der Ukraine/ die beſten/ fallen ſtaͤrcker/
und dauerhaffter/ als die Ungariſchen/ und wer-
den ſonderlich die Tyger-geſprenckelten ſehr raar
gehalten. Es ſind etliche unter den Potoliſchen
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[6/0008] Der geoͤffnete kommen zu erſehen/ doch finden ſich in Oeſterreich wie auch in Sachſen/ Heſſen/ Mecklenburg/ Braunſchweig/ Marck und Pommern biß- weilen gute Reiſe- und Kriegs-Pferde. Wann nur dieſer Mangel koͤnte verbeſſert werden/ die Fuͤllen nicht allzu jung und zart zum Einſpannen und Reiten zu gebrauchen/ dadurch die Pferde nicht zu ihrer gehoͤrigen Staͤrcke kommen koͤn- nen. Die Frießlaͤndiſchen/ Hollaͤnder/ Flemi- ſche/ Weſtphaͤliſche und Gelderiſche Pferde/ werden vor ſchoͤne aber weiche Pferde gehalten. Von dieſen ſind doch die Frießlaͤndiſchen ſonder- lich in die Caroſſen und vor Curaſſierer ihrer Groͤſſe wegen die beſten. Die Bremiſchen Pferde ſind zwar groß/ allei- ne gantz weich/ matt und platthuͤfig. Die Hollſteiniſchen fallen klein/ ſind aber edel/ ſtarck/ von harten Knochen und geſunder Art. Die Daͤniſchen aber noch kleiner und auch ſchwaͤcher. Die Boͤmiſchen ſind zwar groß/ haben aber die Unart an ſich/ daß ſie leicht Mangel am Ge- ſicht bekommen. Die Maͤriſchen befindet man beſſer/ weil ſie mit denen Ungariſchen vermiſchet. Die Polniſchen/ worunter die aus Podolien/ und aus der Ukraine/ die beſten/ fallen ſtaͤrcker/ und dauerhaffter/ als die Ungariſchen/ und wer- den ſonderlich die Tyger-geſprenckelten ſehr raar gehalten. Es ſind etliche unter den Potoliſchen Pferden ſo wild/ daß ſie ſich nicht beſchlagen laſſen/ haben

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Zitationshilfe: Schiller, Benjamin: Der geöfnete Reit-Stall. Hamburg, 1700, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_reitstall_1700/8>, abgerufen am 27.04.2024.