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Schiller, Benjamin: Der geöfnete Reit-Stall. Hamburg, 1700.

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Der gröffnete
Bescheler meist aus Türckey und Spanien da-
hin gebracht.

Die Frantzöischen sind hurtig/ und meisten-
theil Stumpff-Schwäntze; Die Englischen aber
gut und dauerhafft/ und werden sonderlich die
Englischen Zelter hoch gehalten wegen ihres
sittsamen Ganges/ so sehr bequem vor das Frauen-
Zimmer.

Unter den Türckischen Pferden/ hält man
die Thessalischen vor die besten/ thun aber in
Teutschland selten gut/ wegen der unterschiedenen
Lufft und Wartung/ auch harten steinigten und
sumpfigten Wege/ sind den Menschen sehr zuge-
than/ lassen sich allerhand angewehnen/ so ihrem
Reuter was entfället/ heben sie es mit dem Maule
wieder auf/ und reichens selber wieder in die Hand/
hingegen lassen sie sich nicht kurtz wenden/ sondern
lauffen mit einem langen und starren Halse/ sind
hart und langsam aufzuhalten und zu pariren.

Unter allen Orientalischen Pferden/ erhal-
ten die Persianischen den Preiß/ denn sie haben
alle Tugenden die ein Kriegs-Roß haben soll; Sie
seynd rasch/ freudig/ starck/ arbeitsam/ vorne et-
was schmal/ aber überaus lebhafft und flüchtig/
hingegen etwas untreu im Stalle/ und beissen
gern.

Die Arabischen Pferde werden mit diesen
verglichen/ sind etwas kleiner und subtiler, doch
edler und eines kleinen Mauls/ lauffen wohl/ und
sind ihrer Schenckel gewiß/ darbey gantz fromm

und

Der groͤffnete
Beſcheler meiſt aus Tuͤrckey und Spanien da-
hin gebracht.

Die Frantzoͤiſchen ſind hurtig/ und meiſten-
theil Stumpff-Schwaͤntze; Die Engliſchen aber
gut und dauerhafft/ und werden ſonderlich die
Engliſchen Zelter hoch gehalten wegen ihres
ſittſamen Ganges/ ſo ſehr bequem vor das Frauen-
Zimmer.

Unter den Tuͤrckiſchen Pferden/ haͤlt man
die Theſſaliſchen vor die beſten/ thun aber in
Teutſchland ſelten gut/ wegen der unterſchiedenen
Lufft und Wartung/ auch harten ſteinigten und
ſumpfigten Wege/ ſind den Menſchen ſehr zuge-
than/ laſſen ſich allerhand angewehnen/ ſo ihrem
Reuter was entfaͤllet/ heben ſie es mit dem Maule
wieder auf/ und reichens ſelber wieder in die Hand/
hingegen laſſen ſie ſich nicht kurtz wenden/ ſondern
lauffen mit einem langen und ſtarren Halſe/ ſind
hart und langſam aufzuhalten und zu pariren.

Unter allen Orientaliſchen Pferden/ erhal-
ten die Perſianiſchen den Preiß/ denn ſie haben
alle Tugenden die ein Kriegs-Roß haben ſoll; Sie
ſeynd raſch/ freudig/ ſtarck/ arbeitſam/ vorne et-
was ſchmal/ aber uͤberaus lebhafft und fluͤchtig/
hingegen etwas untreu im Stalle/ und beiſſen
gern.

Die Arabiſchen Pferde werden mit dieſen
verglichen/ ſind etwas kleiner und ſubtiler, doch
edler und eines kleinen Mauls/ lauffen wohl/ und
ſind ihrer Schenckel gewiß/ darbey gantz fromm

und
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[8/0010] Der groͤffnete Beſcheler meiſt aus Tuͤrckey und Spanien da- hin gebracht. Die Frantzoͤiſchen ſind hurtig/ und meiſten- theil Stumpff-Schwaͤntze; Die Engliſchen aber gut und dauerhafft/ und werden ſonderlich die Engliſchen Zelter hoch gehalten wegen ihres ſittſamen Ganges/ ſo ſehr bequem vor das Frauen- Zimmer. Unter den Tuͤrckiſchen Pferden/ haͤlt man die Theſſaliſchen vor die beſten/ thun aber in Teutſchland ſelten gut/ wegen der unterſchiedenen Lufft und Wartung/ auch harten ſteinigten und ſumpfigten Wege/ ſind den Menſchen ſehr zuge- than/ laſſen ſich allerhand angewehnen/ ſo ihrem Reuter was entfaͤllet/ heben ſie es mit dem Maule wieder auf/ und reichens ſelber wieder in die Hand/ hingegen laſſen ſie ſich nicht kurtz wenden/ ſondern lauffen mit einem langen und ſtarren Halſe/ ſind hart und langſam aufzuhalten und zu pariren. Unter allen Orientaliſchen Pferden/ erhal- ten die Perſianiſchen den Preiß/ denn ſie haben alle Tugenden die ein Kriegs-Roß haben ſoll; Sie ſeynd raſch/ freudig/ ſtarck/ arbeitſam/ vorne et- was ſchmal/ aber uͤberaus lebhafft und fluͤchtig/ hingegen etwas untreu im Stalle/ und beiſſen gern. Die Arabiſchen Pferde werden mit dieſen verglichen/ ſind etwas kleiner und ſubtiler, doch edler und eines kleinen Mauls/ lauffen wohl/ und ſind ihrer Schenckel gewiß/ darbey gantz fromm und

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Zitationshilfe: Schiller, Benjamin: Der geöfnete Reit-Stall. Hamburg, 1700, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_reitstall_1700/10>, abgerufen am 27.04.2024.